Hans Melliger, Sarmenstorf.
Kreuzfalsch verwickelt
Es gibt sie überall und auch in Sarmenstorf. Die Alltagsgeschichten, die aus dem Nichts entstehen und dann urkomisch werden, weil am Anfang eine ...
Hans Melliger, Sarmenstorf.
Kreuzfalsch verwickelt
Es gibt sie überall und auch in Sarmenstorf. Die Alltagsgeschichten, die aus dem Nichts entstehen und dann urkomisch werden, weil am Anfang eine winzig kleine, aber eben falsche Annahme getroffen wurde. Aber lesen Sie selbst.
In einem Dorfquartier auf dem Lande, wo Wiesengründe und Brunnmatten zusammenkommen, lebte unser Nachbar, nennen wir ihn Bärti, in Frieden und Zufriedenheit. Als an einem gewöhnlichen Werktag eine schwarze Person mit einem Handy auf einem Stick auftauchte und alles filmte und sogar kommentierte, sah er diesen Frieden in Gefahr. Zu viele schlechte Nachrichten gingen Bärti durch den Kopf und er nahm sofort an, dass hier jemand Fremder sein Quartier ausspionierte, um später weiss was in der Nacht anzustellen. Tapfer sprach er diesen zuvor noch nie gesehenen Mann an. Dieser gab freundlich zur Antwort, dass er alle Dorfquartiere aufnehme und ob er, Bärti, auch mit auf eine Filmaufnahme möchte? Nach dem gemeinsamen Selfie war es Bärti immer noch nicht geheuer und er fragte den Filmer, wo er denn arbeite. «Im Heilig Kreuz», gab dieser zurück. Bärti kombinierte blitzschnell und war ein wenig erleichtert. Aha, im Restaurant Kreuz, gut so. Wahrscheinlich im Service oder in der Küche. Und gut Deutsch sprach er auch, was für den Gastrobereich ein Vorteil ist. Bärti überhörte die Präzisierung: «Nein, nicht Restaurant Kreuz, sondern Heilig Kreuz», und wollte wissen, wo er denn so gut Deutsch gelernt habe. «In Wien», gab der Schwarze wiederum sehr freundlich und knapp zurück. Damit gab sich Bärti nun endgültig zufrieden. Bei diesem Fachkräftemangel war es nur logisch, dass sprachlich so talentiertes Personal viel in der Welt herumkommt. Alles im grünen Bereich. Bärti verabschiedete sich vom fremden schwarzen Mann und begab sich sofort zum Nachbarn auf der anderen Strassenseite, um ihm von seinen Abklärungen zu berichten.
Dieser nahm dann aber Bärti schwer ins Gebet. Ob er denn nicht wisse, dass unsere Pfarrei «Heilig Kreuz» heisse? Der schwarze Mann arbeite nicht im Restaurant Kreuz, sondern in der Heiligkreuzkirche und sei unser neuer Herr Pfarrer, der in Wien studiert habe. Bärti sagte nichts mehr, nahm sich aber vor, bald wieder einmal in die Kirche zu gehen.