Patrick Grob, Wohlen.
Vernebelt
Der Nebel legt sich wie ein graues Tuch über die Landschaft. Einige mögen es, andere weniger. Wieder andere werden davon einfach eines: müde. Ich gehöre zur ...
Patrick Grob, Wohlen.
Vernebelt
Der Nebel legt sich wie ein graues Tuch über die Landschaft. Einige mögen es, andere weniger. Wieder andere werden davon einfach eines: müde. Ich gehöre zur Gruppe der Schläfrigen. Die Motivation, bei diesem Wetter aus dem Bett zu hüpfen, hält sich in Grenzen.
Auch der «Zwiifli» scheint zu meiner «Nebelgruppe» zu gehören. Als er an mir vorbeiläuft, sieht er kaum aus seinen Glubschern und auf mein «Guten Morgen» reagiert er mit einem zusammenzuckenden Schrecken. «Gröbli, spinnst du? Verschaffst mir am Morgen früh fast einen Herzkasper», grüsst er mich genervt. Kurz nach seinem Schock entschuldigt er sich, er habe etwas Mühe mit Aufstehen. «Weisst du, wenn die Sosse die ganze Landschaft verpestet, habe ich so meine Mühe», erklärt er mir und ich nicke ihm verständnisvoll zu. Es kommt zwischendurch vor, dass «Zwiifli» und ich gleicher Meinung sind.
In den Tag zu starten, falle ihm schwer. «Heute war es besonders schlimm», meint er. Auf die Frage weshalb, antwortete er nur: «Ach Gröbli, ich habe mich aus meinem Bett gekämpft und versucht so gut wie möglich meiner morgendlichen Routine nachzugehen.» Er habe sich vom Schlafzimmer zur Küche gekämpft und sich wie jeden Morgen einen Kaffee gekocht. Die Medizin gegen Müdigkeit: Kaffee. «So weit, so gut. Der Duft nach Kaffee hat mich sogar etwas aufgemuntert.» Wieder eine Gemeinsamkeit, der Duft nach Kaffee bewirkt Wunder. Langsam wird’s unheimlich. Es kommt also zum Höhepunkt des Morgens, der erste Schluck dieser Wunderbrühe. Die Wärme breitet sich im Mund aus und der mürrische Gedanken schwindet und weicht der Hoffnung, dieser Tag könne trotz Nebel ein guter werden. So auch bei «Zwiifli».
«So schnell wie der erste Schluck im Mund war, habe ich ihn auch wieder rausgespuckt. Pfui Teufel!», flucht er. Sein Kopf rötet sich. «Zwiifli» scheint von den Schlafenden auferstanden zu sein. «Weisst du, Gröbli, im Halbschlaf habe ich doch glatt statt die Zuckerdose das Salz erwischt», flucht er. Welch Glück ist «Zwiifli» solch ein Choleriker. Wenn ihn der Kaffee nicht weckt, dann wenigstens seine leicht entflammbare Wut. Da kann ich von Glück sprechen, dass ich meinen Kaffee ohne Zucker trinke. Denn ich zweifle, ob ich an einem vernebelten, von Müdigkeit geplagten Morgen nicht auch den Kaffee salzen statt süssen würde.