Ein Traum wird wahr
03.05.2024 Sport, RadsportDie Hägglingerin Michelle Andres nimmt an den Olympischen Spielen in Paris teil
Lange musste sie zittern. Seit gestern Donnerstag ist es Tatsache. Michelle Andres wird an den Olympischen Spielen in Paris im Madison antreten. Eine grosse Ehre für die ...
Die Hägglingerin Michelle Andres nimmt an den Olympischen Spielen in Paris teil
Lange musste sie zittern. Seit gestern Donnerstag ist es Tatsache. Michelle Andres wird an den Olympischen Spielen in Paris im Madison antreten. Eine grosse Ehre für die Hägglingerin. Seit 2008 hatte die Schweiz keine weiblichen Radbahn-Olympiateilnehmer.
Josip Lasic
Michelle Andres ist völlig in Ekstase, als sie sich am Telefon meldet. Ihre Stimme zittert in einer Mischung aus Freude und Erleichterung. Gleichzeitig kann sie es noch gar nicht richtig fassen, wie sie sagt. Zuvor hat ihr der Nationaltrainer mitgeteilt, dass sie für die Olympischen Spiele in Paris selektioniert worden ist. Es ist ein Traum, der für die 26-Jährige in Erfüllung geht.
Dass die Schweiz ein Team im Madison an Olympia stellen kann, war schon seit rund zwei Wochen bekannt. Am Weltcup im kanadischen Milton sicherten sich Andres und ihre Teamkollegin Aline Seitz den 7. Rang im Zweier-Teamradfahren, wie Madison auch genannt wird. Damit war der Quotenplatz für die Schweiz gesichert. «Der letzte Weltcup gilt als der härteste, da alle dabei noch um das letzte Olympiaticket kämpfen. Insofern waren wir sehr zufrieden mit dem Ergebnis.» Danach gingen das Warten, Hoffen und Bangen los. Es gibt nämlich keine Garantie darauf, dass die Athleten, welche sich die Quotenplätze sichern, auch für Olympia selektioniert werden. «Ich dachte zuerst, dass mir das Warten nicht so viel ausmachen wird. Aber es fällt schwer, wenn man nichts mehr selbst beeinflussen kann und nur noch geduldig sein muss.» Umso grösser war die Erleichterung, als sie Gewissheit hatte, in Paris mit dabei zu sein.
Comeback der Schweizer Frauen auf der Bahn
Was die Wartezeit kaum erleichtert hat: Viele Leute aus dem Umfeld der Radsportlerin wussten nicht, dass die Selektion noch aussteht, und haben sie gleich nach dem Erreichen des Quotenplatzes auf Olympia angesprochen. «Gleichzeitig ist es schön zu sehen, wie viele Leute sich dafür interessieren.»
Das liegt auch an der historischen Dimension, die diese Qualifikation für die Schweiz hat. Seit 2008 starteten keine Frauen mehr in den Radbahn-Disziplinen an den Olympischen Spielen für die Schweiz. «Das macht mich schon sehr stolz. Es ist so lange her. Damals konnte ich gefühlt gar nicht richtig Radfahren», sagt die Hägglingerin schmunzelnd. «Als ich mit dem Radsport auf der Bahn begonnen habe, gab es kaum noch Frauen, die auf diesem Level gefahren sind. Das motiviert mich umso mehr. Ich will für junge Radsportlerinnen ein Vorbild sein, ihnen zeigen, dass man es schaffen kann, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Ich hatte leider keine solchen Vorbilder, an denen ich mich ausrichten konnte.»
Für Andres war der Weg an die Olympischen Spiele ein langer Prozess, der mit viel Arbeit verbunden war. «Dieser Prozess ist jetzt zu Ende und ein neuer beginnt. Ich bin da so stark drin, dass ich es noch gar nicht richtig realisieren kann, was es bedeutet, an die Olympischen Spiele zu fahren. Mir ist ein grosser Stein vom Herzen gefallen und ich werde ein paar Tage benötigen, um das Ganze zu begreifen.»
Die grosse Arbeit beginnt jetzt
Was sie schon realisiert hat: «Die Arbeit geht jetzt erst richtig los mit dem Aufbautraining für die Olympischen Spiele.» Mit dem Nationaltrainer hat sie schon den Plan grob besprochen, wie es bis zu Olympia weitergeht. «Wir werden sicher einige Trainingslager auf der Bahn haben. Richtig intensiv wird es dann drei Wochen vor den Olympischen Spielen. Ansonsten bin ich aktuell mit meinem Strassenteam unterwegs. Ich werde bis zu den Olympischen Spielen in erster Linie Strassenrennen bestreiten und nur noch ein Bahnrennen.»
Jetzt gilt es für die Hägglingerin sich optimal auf die Olympischen Spiele vorzubereiten und gesund zu bleiben. Neben Andres wurde auch ihre Teamkollegin Aline Seitz nominiert. Neben dem Madison wird sie auch im Omnium starten. Für das Omnium-Rennen der Männer wurde ausserdem Alex Vogel selektioniert. Alle drei Radsportler werden in Paris ihre Olympia-Premiere haben. Damit haben sie jetzt schon erreicht, wovon viele Sportler träumen. Sie sind in den ausgewählten Kreis von Athleten, die gut genug waren, um an den Olympischen Spielen teilzunehmen.