Genau wie erträumt
28.05.2024 BremgartenDer «Reuss Cup» als einmaliger und verbindender Bremgarter Anlass mit nationaler Strahlkraft
Am Wochenende strömten über tausend Wassersportler aus der ganzen Schweiz nach Bremgarten. Die Reuss am Fusse des Städtli war Schauplatz eines schweizweit ...
Der «Reuss Cup» als einmaliger und verbindender Bremgarter Anlass mit nationaler Strahlkraft
Am Wochenende strömten über tausend Wassersportler aus der ganzen Schweiz nach Bremgarten. Die Reuss am Fusse des Städtli war Schauplatz eines schweizweit einzigartigen Anlasses. Die gelungene Vereinigung zweier Sportarten faszinierte auch Laien.
Marco Huwyler
Man kam kaum darum herum, sie wahrzunehmen. Schliesslich säumten sie gleich zu beiden Seiten das Reussufer. Mädchen, Jungs, Männer und Frauen in Tenues aller Farben, geschmückt mit Vereinslogos aus der ganzen Schweiz. Gespannt warteten sie hier auf ihren Einsatz – oder feuerten ihrigen auf dem Fluss lautstark an. «Hopp, hopp, hopp» und «Ziiieh, Zieeh», hallte es das ganze Wochenende quer über die Reuss. Viele gwundrige Spaziergänger hielten angesichts dieses frohen und emsigen Treibens interessiert einen Moment inne – und manch einer blieb gar eine ganze Weile hängen und wurde so Teil des ganzen Spektakels. Zumal sich auch nicht alles nur um den Wettkampf drehte. Die Musikgesellschaft Hermetschwil-Staffeln sorgte für die musikalische Umrahmung. Für kleine Geniesser gabs Zuckerwatte, Magenbrot und weitere Leckereien. Und für die Grossen eine Festwirtschaft, die nichts zu wünschen übrig liess. Der Reuss Cup war nicht nur ein sportlicher Grossanlass, sondern auch ein kleines Volksfest.
Gemeinsames Reglement extra für diesen Wettkampf
Dass hier was los sein würde Ende Mai, hatte sich schon in den vergangenen Wochen angekündigt. Immer wieder konnte man abends am Reussufer zahlreiche Autos, Kleinbusse oder gar Cars mit Kennzeichen aus der ganzen Schweiz beobachten, die hier mit ihrem Equipment anrückten. Schliesslich wollte vor Ort ordentlich trainiert sein für diesen einzigartigen Anlass. Etwas wie den Reuss Cup hat es nämlich schweizweit noch nie gegeben. Der Anlass verband Sportarten. Zum ersten Mal traten Pontoniere und Wasserfahrer gemeinsam in einem nationalen Anlass an. Beide auch in der jeweils anderen Sportart. Dafür waren zwei Parcours installiert worden. Einer oberhalb (Pontoniere) und einer unterhalb Isenlauf-Brücke (Wassersportler). Gut 300 Sportlerinnen und Sportler wagten sich an die Herausforderung, beide zu absolvieren. Gesucht wurde in Bremgarten also der beste Allrounder. Ein Unterfangen, das weit komplizierter ist, als es auf den ersten Blick erscheint. Denn trotz ihrer vermeintlichen Ähnlichkeit sind die beiden Sportarten teilweise grundverschieden. Vor allem bezüglich Wertung. Denn bei den Pontonieren werden Punkte vergeben, während die Wassersportler auf Zeit fahren. Aber auch die Boote und Ruder unterscheiden sich – genauso, wie die Regeln, nach denen gefahren wird.
Der Anlass war den Organisatoren auch eine Gelegenheit ebendies und all die anderen Besonderheiten und Reize ihres Sports einer breiteren Bevölkerung näherbringen. So wurden geladene Gäste aus Gesellschaft, Politik und Militär durch das Festgelände geführt. Der ehemalige Kommandant des Bremgarter Waffenplatzes und heutige Brigadier Niels Blatter hielt eine Ansprache, in der er die Organisatoren für ihre «gelebte Milizarbeit» lobte. «Unsere Gesellschaft wird getragen von jenen, die bereit sind, mehr zu leisten. Und ihr, die diesen Anlass möglich gemacht habt, gehört zu ebendiesen», sagte er in seiner Laudatio. Blatter lobte den Reuss Cup als Paradebeispiel einer gelungenen Zusammenarbeit. «Ich wünschte mir diese wunderbaren Synergien auch in Zukunft», sagte der Brigadier.
Feindschaft längst passé
Ob sein Wunsch erhört wird, steht indes noch in den Sternen. Der Reuss Cup war vorerst ein einmaliger Anlass und für eine einzige Ausgabe konzipiert. Zumal er für die Organisatoren des Pontonierfahrvereins und des Wassersportclubs einen ziemlichen Hosenlupf darstellte. 120 Schichten Freiwilligenarbeit alleine am Wochenende waren von den beiden Bremgarter Vereinen zu bewältigen. Hinzu kamen Tausende Stunden Vorbereitung. Um ein gemeinsames Klassement zweier Sportarten zu ermöglichen, wurde beispielsweise eine eigene Software konzipiert. Bemerkenswert, dass solcherlei ausgerechnet von zwei Vereinen gemeinsam erfolgreich bewältigt werden konnte, die sich einst überhaupt nicht grün waren. So ist doch der Wassersport-Club aufgrund eines Streits im Pontonierfahrverein überhaupt «Doch das ist Vergangenheit – heute sind wir teilweise gute Freunde», sagt David Wietlisbach vom Pontonierfahrverein, der gemeinsam mit Joel Rey von den Wasserfahrern das OK-Präsidium des Reuss Cups bildete. Der gelungene Anlass habe noch mehr zusammengeschweisst, betonen beiden. Und was für Bremgarten im Kleinen gilt, machte der Reuss Cup auch schweizweit möglich. Immer wieder sind an diesem Wochenende Vertreter der beiden Sportarten im Austausch zu sehen. Sie geben sich gegenseitig Tipps, besprechen die Tücken der Parcours und philosophieren über den Sport und das Leben.
Jubeln und Fluchen
Der Wettkampf selbst ist intensiv. Für die Anwesenden ist das Ganze zwar ein Hobby, aber eines, das mit grosser Ernsthaftigkeit betrieben wird. «Wer vorne dabei sein will, muss mindestens drei bis viermal pro Woche trainieren», sagt Wietlisbach. Davon zeugen die gestählten Körper der Topathleten, die mit Muskelkraft gegen die mächtigen Wogen der Reuss ankämpfen und dabei zentimetergenau um die Kontrollposten navigieren. Während
Höchstleistung feuern sich die paarweise antretenden Sportler gegenseitig an. Dann und wann ist auch ein lautstarkes Fluchen zu vernehmen. Einer ist gestolpert und fast vom Boot gefallen. Ein anderer verliert in der Hektik sein Ruder. An den Festsieg ist unter solchen Umständen natürlich nicht mehr zu denken.
Erfolgreiche Bremgarter
Vor solchen Missgeschicken werden die Einheimischen grösstenteils verschont. Der Reuss Cup wird auch ein wenig zu Bremgarter Festspielen. Gleich drei Paare des Pontonierfahrvereins stehen am Ende bei den Männern auf dem Podest. Doch angesichts des Verbindenden des Grossanlasses ist der Triumph am Ende fast nebensächlich. Vielmehr ist es das Miteinander, das hier zelebriert wird. Unter den 1100 Sportlern finden sich Starter im Alter zwischen 10 und 80 Jahren. Die Sportarten, die früher eine Männerdomäne waren, sind heute bunt durchmischt. Die Wassersportler aus der ganzen Schweiz präsentieren sich fröhlich und vielfältig. «Genau das war letztlich unsere Absicht», lächelt David Wietlisbach. «Genauso haben wir uns das erträumt.» Der Reuss Cup war ein Anlass, der nicht nur ihm in Erinnerung bleibt. Und einer, der Bremgarten nicht nur einmalig, sondern auch regelmässig gut zu Gesicht stehen würde.