Wie im Märchen
28.05.2024 MuriMusik Muri begeistert mit «Aschenbrödel» das grosse und das kleine Publikum
Es ist eines der bekanntesten Märchen überhaupt. 345 Varianten davon gibts. Und die Musik Muri präsentierte am Wochenende die 346. – mit Kompositionen von ...
Musik Muri begeistert mit «Aschenbrödel» das grosse und das kleine Publikum
Es ist eines der bekanntesten Märchen überhaupt. 345 Varianten davon gibts. Und die Musik Muri präsentierte am Wochenende die 346. – mit Kompositionen von Christoph Vogt. Dieser wirkte als Perkussionist gleich selbst bei den Aufführungen mit und strahlte stundenlang über das gesamte Gesicht.
Annemarie Keusch
Das Lächeln in seinem Gesicht ist zu sehen, auch wenn Christoph Vogt ganz hinten steht. Als Perkussionist ist das fast nicht anders möglich. Aber eben, sein Strahlen breitet sich im ganzen Festsaal aus. Natürlich, als Erzählerin Jolanda Steiner sagt, dass schon zu Zeiten von Aschenbrödel zwei Adlige für die Musik am Tanzfest verantwortlich waren. «Ein Vogt durfte komponieren, ein Herzog dirigieren.» So ist es auch bei der Musik Muri. Christoph Vogt komponiert, Karl Herzog dirigiert. Und das gesamte Ensemble weiss zu begeistern. Die Musik Muri nahm das Publikum mit auf eine Märchenreise – jene von Aschenbrödel. Oder von Aschenputtel? Auch Erzählerin Jolanda Steiner weiss, dass es von dieser Geschichte ganz viele Versionen gibt. Die verfilmte «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» sorgt seit 50 Jahren für weihnachtliche Gefühle, die Disney-Version Cinderella begeistert gar seit 70 Jahren. Doch die Geschichte selbst ist noch viel älter. Fast 400 Jahre sei es her, dass ein Italiener sie aufgeschrieben hat. «Der gläserne Pantoffel» – so lautete damals der Titel. Und die Geschichte geht auch in den Aargau, zu Otto Sutermeister. Er war einer der wichtigsten europäischen Volksmärchensammler. Erzählerin Jolanda Steiner weiss: «Es gibt 345 Versionen dieser Geschichte, heute Abend erleben Sie die 346.»
Dialog mit den Kleinsten in den ersten Reihen
Jolanda Steiner erzählt dabei die Aschenbrödel-Version, die auf die Gebrüder Grimm zurückgeht. Vom Mädchen also, das bei der Stiefmutter und mit zwei Stiefschwestern aufwächst und verspottet wird. «Sie arbeitet wie eine Magd, als Lohn erhält sie Spott und Hohn.» Oder von den Vögeln, den Mäusen und Fledermäusen, die ihr helfen, die Erbsen zu sortieren und die Küche zu putzen. Oder von den drei Zaubernüssen, die ihr eine Waldfee übergibt und mit denen sie sich dreimal etwas wünschen kann. Vom Prinzen, den sie bei der Jagd trifft, in den sie sich Hals über Kopf verliebt, vom Ballkleid, vom magischen Tanz, vom verlorenen Schuh und – wie es sich für ein Märchen gehört – vom Happy End. Immer wieder trat sie dabei mit den Kindern der ersten Reihen in Dialog.
Im Zentrum der beiden Auftritte stand aber nicht nur die Geschichtenerzählerin. Der Star der Abende waren die Musikantinnen und Musikanten der Musik Muri. Zu sagen, sie hätten die Geschichte untermalt, wäre untertrieben. Vielmehr erzählten die Kompositionen die Geschichte mit. «Schaffe, schaffe, schaffe», forderte die Schwiegermutter von Aschenbrödel. Diese Forderung hätte nicht in Worte ausgedruckt sein müssen, die Klänge verdeutlichten es umso mehr.
Oder die Vertonungen, wenn Aschenbrödels Pfeil einen Tannenzapfen trifft und sie den Prinzen erstmals zum Staunen bringt. Oder mit Harfenklängen, wenn einer ihrer drei Wünsche in Erfüllung geht. Komponiert hat das Werk Aschenbrödel Op.3 Christoph Vogt. Vor knapp zwei Jahren wurde es mit Orchester und Ballett uraufgeführt. Jetzt genoss Vogt damit quasi ein Heimspiel. Weil er selbst über Jahre Perkussionist bei der Musik Muri ist. Aber auch weil er Dirigent der beiden Jugendensembles Crescendo und Vivace ist. Extra hat Vogt dafür sein Werk in eine konzertante Version mit Erzähler umgeschrieben.
Diese begeisterte – Gross und Klein. So viele Kinder sitzen sonst nicht bei jedem Konzert der Musik Muri im Publikum.