Carmen Bärtschi, Zürich, vormals Bremgarten und Wohlen.
Teufelskreis
Es steht nicht gut um die Generation Z. Angstzustände, Depressionen, Essstörungen und Selbstmordraten unter Jugendlichen ...
Carmen Bärtschi, Zürich, vormals Bremgarten und Wohlen.
Teufelskreis
Es steht nicht gut um die Generation Z. Angstzustände, Depressionen, Essstörungen und Selbstmordraten unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen steigen konstant seit gut zehn Jahren. Die Psychiatrien für Jugendliche und junge Erwachsene sind voll, ambulante Therapieplätze rar. Was passiert da mit unserer Jugend? Als Jugendpsychologin und Mutter einer 11-jährigen Tochter, die selbst ein Handy möchte, bin ich besorgt.
Laut Rolf Dobelli und Jonathan Haidt (world.minds) ist die Zunahme an psychischen Störungen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter auf die rasante Verbreitung von Smartphones in den 10er-Jahren zurückzuführen. Vor 2010 hatte man Klapphandys, um miteinander zu reden und sich zu verabreden. Heute verbringen Jugendliche durchschnittlich vier bis fünf Stunden am Handy. 98 Prozent sind mindestens bei einem Netzwerk gemeldet. Insta, Snapchat, Tiktok: Die meisten brauchen diese täglich; viele ältere Jugendliche wünschen sich jedoch, dass diese nie erfunden worden wären. Sie kommen jedoch nicht davon los.
Ihr ganzer Freundeskreis tut dasselbe. Ein ausgetüftelter Algorithmus hält sie möglichst lange online, um sie mit bezahlter Werbung zu konfrontieren. Likes online statt gemeinsame Abenteuer in Real Life. Welchen Einfluss dies auf ein sensibles Hirn im Wachstum hat, wird nun immer mehr untersucht. Die bisherige Datenlage ist alarmierend. Die Ausbildung von wichtigen exekutiven Funktionen ist bei exzessivem Medienkonsum negativ beeinflusst. Die Hemmung ist beeinträchtigt. Impulse können weniger gut unterdrückt und Frustrationen schlechter ausgehalten werden. Man gibt schneller auf, springt gleich zum Nächsten. Misserfolgserlebnisse und Unzufriedenheit wie auch überschiessende Angst- und Wutreaktionen sind die Folge. Diese finden dann wieder in den sozialen Medien Ausdruck. Ein Teufelskreis.
Vielleicht züchten wir mit den sozialen Medien momentan gerade eine asoziale Generation heran. Aus dem Traum, sozial Marginalisierten eine Stimme zu geben, könnte ein Albtraum einer polarisierten, impulsiven und egozentrischen Gesellschaft werden. Um diesen Trend zu brechen, braucht es Lösungen auf kollektiver gesetzlicher Ebene. Daher bin ich für Smartphones ab 14 und soziale Medien erst ab 16 Jahren.