Martin Rüfenacht, Jurist und Krimiautor, Aristau.
Aberglaube
Heute Abend startet die Fussball-Europameisterschaft in Deutschland. Die Schweiz ist dabei und als begeisterter Sport-Fan freue ich mich wie ein ...
Martin Rüfenacht, Jurist und Krimiautor, Aristau.
Aberglaube
Heute Abend startet die Fussball-Europameisterschaft in Deutschland. Die Schweiz ist dabei und als begeisterter Sport-Fan freue ich mich wie ein kleines Kind darauf. Natürlich wünsche ich unserer Nati nur das Beste für das Turnier. Ich drücke ihr auf jeden Fall die Daumen. Also nur einen Daumen. Beide zu drücken, bringt angeblich Unglück, habe ich einmal irgendwo gelesen. Der zweite Daumen hebt das Glück des Ersten sozusagen auf. Das will ich natürlich verhindern.
Überhaupt ist es so eine Sache mit dem Aberglauben. Ich glaube zwar nicht an Pech, ausgelöst durch eine Katze, die von links die Strasse überquert. Auch unter einer Leiter durchzugehen, verbinde ich weniger mit Aberglauben als vielmehr mit mangelnder Aufmerksamkeit bezüglich Arbeitssicherheit.
Dennoch gibt es Dinge, die ich tue oder nicht tue, weil ich das Gefühl habe, dass dies Glück oder Unglück bringt. Ich mache mir meinen Aberglauben also selbst.
Zum Beispiel bilde ich mir ein, dass das Schicksal positiv beeinflusst werden kann, wenn ich beim Joggen noch ein paar Meter weiterlaufe, wenn ich beim Training eine Liegestütze mehr mache oder wenn ich eine Arbeit, die ich auch morgen machen könnte, noch heute erledige. Natürlich verändert dies wahrscheinlich das globale Glücksgefüge kaum, das ist mir klar. Und trotzdem gibt es mir ein gutes Gefühl – und das ist vielleicht schon die halbe Miete für ein glückliches Dasein.
Betreffend Fussball habe ich mir in den letzten Jahren auferlegt, jeweils das gesamte Panini-Album zu füllen. Dies sollte unserer Nationalmannschaft Glück bringen. Denn es ist ja klar, dass die Sammelleidenschaft eines Einzelnen das Kollektiv eines weit entfernt tätigen Teams stärken kann. Dieses Jahr wurde Panini allerdings ausgebootet und ein anderer Anbieter liefert das Sammelalbum und die Sticker. Und ich hatte keine Lust, diesen Wechsel mitzumachen.
Dem Prinzip meines Aberglaubens folgend, müsste die Schweiz bei der EM nun schlecht abschneiden.
Vielleicht ist es aber wie beim Daumendrücken: Eventuell gibt es eine Methode, wie das Pech wieder aufgehoben werden kann. Wer eine solche kennt, soll sich bei mir melden – oder sie, besser noch, gleich selbst anwenden. Hopp Schwiiz!