Rolf Wernli, Teneriffa, Bünzen, Wohlen.
Millimeter
Ist ein Millimeter viel?
Es kommt drauf an, werden Sie sagen. Ich teile Ihre Meinung.
Der Schweizer Weitspringer Simon ...
Rolf Wernli, Teneriffa, Bünzen, Wohlen.
Millimeter
Ist ein Millimeter viel?
Es kommt drauf an, werden Sie sagen. Ich teile Ihre Meinung.
Der Schweizer Weitspringer Simon Ehammer hat Millimeter-Erfahrung. An den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2023 verpasste er als Mitfavorit die letzten drei Sprünge des Finals, weil er um sieben Millimeter übertreten hatte. Im Moment sei es eine Tragödie, meinte er dazu. Vielleicht wäre er Weltmeister geworden? Interessant, dass sich ausgerechnet Ehammer gegen eine mögliche Neuregelung ausspricht, bei welcher der Absprungbalken gegen eine Absprungzone getauscht würde. Es gäbe zu viele ungültige Versuche, argumentieren Funktionäre. Es verändere aber diese Disziplin, meinte dagegen Ehammer. Auch wenn man anschliessend über acht Meter springt, dieser Millimeter am Balken ist sehr wichtig.
Der ehemalige Weltmeister Carl Lewis meinte gar, man vergrössere ja auch nicht den Korb im Basketball, weil viele Leute danebenwerfen. Ein weiteres Beispiel dafür, dass es ein anderes Spiel gibt, wenn man die Regeln ändert. Womöglich werden wir es noch erleben, dass im Fussball der Video-Schiedsrichter durch künstliche Intelligenz ersetzt wird und Breel Embolo in Zukunft einmal zwei Millimeter im Abseits steht.
In der aktuellen Weltbestenliste im Weitsprung befinden sich unter den besten zehn Athleten neben dem Schweizer Simon Ehammer ein Grieche, ein Italiener, drei Jamaikaner, ein Chinese, ein Engländer, ein Amerikaner und ein Deutscher. Stehen diese Athleten in einer Reihe nebeneinander, ergibt sich ein schönes Bild. Fast kein Unterschied. Die Athleten sind ähnlich gross und ein gemeinsames Kennzeichen sind die langen Beine.
Etwas fällt allerdings auf, und hier kommt der Millimeter ins Spiel. Wir sehen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe.
Die Hautfarbe eines Menschen wird im äussersten Millimeter seiner Haut durch Pigmente bestimmt. Die zehn Athleten unterscheiden sich durch einen Millimeter ihrer Haut. Für die Weitspringer spielt das keine Rolle.
Ich sehe immer wieder gerne, wie respektvoll und freundschaftlich die Leichtathletinnen und Leichtathleten miteinander umgehen. Das gefällt mir: Der Millimeter spielt nur am Boden eine Rolle, beim Menschen nicht.