Stefan Sprenger, Redaktor.
Es geht gut. So einigermassen. «Man wird eben nicht jünger», sagen sie alle. Gemeinsam bringen diese vier einstigen Top-Sportler 342 Jahre auf die Zeit-Waage. Und wie es der Zufall will, begegne ich ...
Stefan Sprenger, Redaktor.
Es geht gut. So einigermassen. «Man wird eben nicht jünger», sagen sie alle. Gemeinsam bringen diese vier einstigen Top-Sportler 342 Jahre auf die Zeit-Waage. Und wie es der Zufall will, begegne ich allen in den letzten Tagen. Die Gelenke sind bei allen etwas eingerostet, alle laufen nicht mehr so rund. Die Knie schmerzen, der Rücken zwickt. Ich sehe, was der Sport bei diesen älteren Menschen angerichtet hat.
Nummer 1. Urs Meyer, Schwinger, Villmerger, 82 Jahre, 36 Kränze. Er war drei Mal an einem eidgenössischen Schwingfest dabei. 1972 wurde Meyer in La Chauxde-Fonds der erste Eidgenosse des Schwingklubs Freiamt (nach Tag 1 war er auf dem 1. Rang klassiert). Welches Schwingfest war das beste? «Irgendwie alle.»
Nummer 2: Kaspar «Chabi» Burkart, Läufer, Ur-Wohler, 89 Jahre, 1358 Läufe, 306 Podestplätze, 72-mal ist es der 1. Rang. Der Silberrücken der Läuferriege Wohlen holte an Aargauer und Schweizer Meisterschaften total 35 Medaillen (fünfmal Gold). Welcher Lauf war der beste? «Jeder einzelne», meint Burkart.
Nummer 3: Pietro Vedovato, Fussballer, Wohler, 81 Jahre, Kult- und Identifikationsfigur in einem, 19 Saisons lang kickt er für den FC Wohlen, macht über 500 Spiele, von 1962 bis 1981, von der 1. bis zur 3. Liga. Welches war das beste Spiel? Vedovato überlegt keine Sekunde: «Alle. Einfach alle.»
Nummer 4. Max Forster, Bob-Anschieber, Wohler (heute Waltenschwiler), 90 Jahre. Er war auch Nationalturner und Ringer. Als Bob-Anschieber war er in Grenoble (1968) und Sapporo (1972) an den Olympischen Spielen dabei. 1971 wurde er Viererbob-Weltmeister. Was war sein bestes Rennen? Er zählt so viele Wettkämpfe auf, dass dieselbe Antwort zählt: «Alle.»
Alle haben körperliche Beschwerden. Einige sind vom Sport, andere nicht. Sie alle erzählen von ihren Erfolgen. Doch es sind in erster Linie nicht Siege, Kränze oder Medaillen. Denn alle vier erzählen Geschichten von damals, von lustigen Szenen, von verrückten Trainern, von tiefen Freundschaften, die bis heute halten. Es sind Erinnerungen, die ein Leben lang bleiben. Und ich merke, was der Sport geschafft hat.