Bis nach Boswil und zurück
02.12.2022 Muri«Ökopflegi» mit dem elften Energiepreis Muri ausgezeichnet
Die Idee kam von einer Lernenden. Und nun kümmert sich eine Projektgruppe darum, wo der Alltag in der Pflegi nachhaltiger werden kann.
Annemarie ...
«Ökopflegi» mit dem elften Energiepreis Muri ausgezeichnet
Die Idee kam von einer Lernenden. Und nun kümmert sich eine Projektgruppe darum, wo der Alltag in der Pflegi nachhaltiger werden kann.
Annemarie Keusch
Am Anfang standen die Medibecher. Die Plastikbecher, in denen den Bewohnerinnen und Bewohnern die Medikamente bereit gemacht werden. Rund 400 solcher Becher brauchte es in der Pflegi täglich, 145 000 jährlich. «Würde man sie aneinanderreihen, würde die Schlange bis nach Boswil und retour reichen», sagt Manuela Joller, Mitglied der Projektgruppe «Ökopflegi». Mittlerweile sind die Medibecher in der Pflegi Geschichte und wurden durch Keramikgefässe ersetzt. «Das Echo ist toll», sagt Manuela Joller. Rein optisch gefallen die keramischen Gefässe besser, auch ergonomisch. «Und mit ihnen sparen wir ganz viel Energie.»
Preis spornt an
Es ist einer von vielen Teilbereichen von «Ökopflegi». Lanciert wurde es einst von einer Lernenden, die im Büro des Direktors Thomas Wernli nach dem ökologischen Fussabdruck der Pflegi fragte. Mit der Idee des Ersetzens der Medibecher fing alles an, mittlerweile ist die Pflegi vielseitig auf dem Weg – im Kampf gegen Foodwaste oder beim Trennen von Kunststoffabfall. «Der Energiepreis spornt uns an, dranzubleiben und noch mehr für die Nachhaltigkeit zu machen», sagt Thomas Wernli. «Nachahmenswert», findet Stefan Staubli vom Muri Energie Forum.
Viel sparen, nichts verschwenden
Das Projekt «Ökopflegi» ist in vielen Bereichen tätig und wird nun mit dem Energiepreis ausgezeichnet
Von der Heizung über Foodwaste bis zur Kunststofftrennung. Das Engagement der Projektgruppe «Ökopflegi» ist vielseitig. Und die Ideen gehen nicht aus. «Es ist wichtig, dass auch grosse Institutionen ihren Beitrag leisten», ist Stefan Staubli vom Muri Energie Forum überzeugt. Der Preis sei deshalb ein wichtiges Zeichen.
Annemarie Keusch
Am Ende der Präsentation der vielen Teilbereiche des Projekts «Ökopflegi» ist Stefan Staubli, Präsident von Muri Energie Forum, erstaunt. «Das habe ich nicht einmal alles gewusst.» Er sei positiv überrascht, wie implementiert das Thema Nachhaltigkeit und schonender Umgang mit Ressourcen in der Pflegi Muri ist. Dies ist vor allem der Projektgruppe «Ökopflegi» zu verdanken. Verschiedene Mitglieder davon stellten einzelne Projekte vor. Martina Bachmann etwa berichtete darüber, dass das Restaurant Benedikt seit rund einem Jahr bei «Too Good To Go» mitmacht. Eine Plattform, auf der überschüssige Lebensmittel zu günstigen Preisen verkauft werden. «Unser Küchenteam war vorher schon sehr kreativ und erfolgreich beim Verwerten von Resten, aber dank diesem Projekt konnten wir in einem Jahr über hundert Mahlzeiten retten», sagte sie.
Es ist eines der Projekte, die in den letzten zwei Jahren entstanden sind. Damals kam das Thema auf Initiative einer Lernenden überhaupt erst aufs Tapet. «Seither ist viel passiert», weiss Anne Krättli, Teil der Projektgruppe. Die Zahl der verschiedenen Lieferanten ging retour, die Pflegi beteiligt sich an Kosten für das Halbtax, in allen Abteilungen wurde nach Minimassnahmen gesucht, um ökologischer unterwegs zu sein. «Es kamen viele kleine Dinge zusammen, etwa dass es in der Reinigung für einen Ablauf ein Paar Handschuhe weniger braucht», erklärt Anne Krättli. Und allgemein sei Stromsparen ein grosses Thema. Über acht Prozent wurden im Oktober gespart, im Vergleich zum Vorjahr.
Ab Januar wird Kunststoff getrennt
Vorbildlich agiert die Pflegi aber nicht erst seit dem Einsetzen der Projektgruppe. 2008 wars, als der Wärmeverbund von Öl- auf Holzschnitzelheizung umstellte. 20 000 Liter Erdöl jährlich wurden damit gespart. Und der Wärmeverbund ist gewachsen. 4000 bis 5000 Kubik Schnitzel brauchts jährlich. «Diese kommen aus dem Wald des Forstbetriebs Region Muri», versichert Guido Küng, Leiter Bau und Technik der Pflegi Muri.
Und auch des Kunststoffs nimmt sich «Ökopflegi» an. Das Ersetzen der Medibecher durch Keramikgefässe war ein grosser Schritt. Weitere sollen folgen. «Als erste Massnahme trennen wir den Kunststoff ab Januar», sagt Anne Krättli. Sie spricht von einem Sammelsack-Kreislauf. Aus dem gesammelten Kunststoff wird aus drei Vierteln Regranulat. Was nicht rezykliert werden könne, gehe in eine Zementfabrik. Aufs Jahr hinaus rechnet die Pflegi mit über drei Tonnen separat gesammeltem Plastik. «Aber natürlich ist es auch das Ziel, diese Menge zu verkleinern, einerseits mit Sensibilisierung, andererseits mit konkreten Massnahmen», sagt Krättli.
Mit Preisgeld ein E-Bike mitfinanzieren
Und Ideen gibts. Pflegi-Direktor Thomas Wernli weiss, dass grössere Institutionen in der Pflicht sind und grosse Verantwortung tragen. Aktuell laufe die Planung für eine Photovoltaikanlage auf dem Flachdach des Empfangsbereichs. Zudem plane man, die 2000 Franken Preisgeld in den Kauf eines E-Bikes zu investieren, damit kurze Wege, etwa ins Spital oder in die Apotheke, damit zurückgelegt werden können. «Und es gibt weitere zündende Ideen», sagt Wernli. Unter dem Titel «Zündende Ideen» können sich Mitarbeitende, aber auch Bewohner zu verschiedensten Themen einbringen. «Das wird rege genutzt, vor allem bezüglich Themen im Ökologie-Bereich.»
Die Vielfalt der Engagements der Pflegi im Bereich Nachhaltigkeit ist gross. Unter dem Namen «Ökopflegi» wird sie zusammengefasst. Und dieses Projekt hat die Jury für den elften Energiepreis ausgewählt. Der Preis wird jährlich an Projekte verliehen, die als gute Beispiele gelten. Und Stefan Staubli, Präsident Muri Energie Forum, sagt: «Kopien, Plagiate, Imitationen, Trittbrettfahrer – es ist alles ausdrücklich gewünscht.» Das Projekt «Ökopf legi» umfasse ganz viele Punkte, für die Energiepreise verliehen werden. Steigerung der Energieeffizienz, Energieeinsparungen, Anwendung erneuerbarer Energie, Produktion erneuerbarer Energie, effiziente industrielle Prozesstechnik, Mobilitätskonzepte und Ressourcenschonung. «In diesem Haus kommt ganz viel zusammen. Das ist vorbildlich.»
Im Kleinen einfacher als im Grossen
Und auch Gemeinderat Beat Küng, der neu das Ressort Energie betreut, lobte die Pflegi, auch weil sie mit gutem Beispiel vorangehe. «Im Kleinen ist es nicht schwierig, Energie zu sparen, etwa, das Licht zu löschen oder weniger zu heizen. Für Institutionen wie die Pflegi ist es schwieriger. Hier müssen viel mehr Leute in die Entscheidungsfindung einbezogen werden, damit es nachhaltig ist.» Aber grosse Institutionen hätten auch einen längeren Hebel, können viel mehr bewirken. «Die Pflegi hat diesbezüglich Vorbildcharakter», ist er überzeugt. «Ihr zeigt, dass ganz vieles möglich ist.»