Verrückte Welt in Asien
20.12.2022 Sport, Kampfsport
Kickboxen: Der Freiämter Kampfrichter Toni Cerundolo an asiatischen Kickboxmeisterschaften in Thailand
In Bangkok finden die asiatischen Kickbox-Meisterschaften statt. Mittendrin ist der Wohler Toni Cerundolo, der als einziger Europäer dabei war. In Thailand ...
Kickboxen: Der Freiämter Kampfrichter Toni Cerundolo an asiatischen Kickboxmeisterschaften in Thailand
In Bangkok finden die asiatischen Kickbox-Meisterschaften statt. Mittendrin ist der Wohler Toni Cerundolo, der als einziger Europäer dabei war. In Thailand erlebt er nicht alltägliche Dinge. «Man muss nicht alles verstehen», meint der 42-Jährige.
Stefan Sprenger
Thailand kennt er sonst nur aus den Ferien. «Ich wollte es von der sportlichen Seite kennenlernen», sagt Antonio Cerundolo, von allen nur Toni genannt. Er schickt «Grüsse aus dem Land des Lächelns» ins Freiamt und erzählt, was für kuriose und spannende Begebenheiten in Bangkok herrschen.
Halle war ein Impfzentrum
Dass Cerundolo an den asiatischen Kickbox-Meisterschaften als Kampfrichter dabei sein kann, ist nur Eigenantrieb. Besonderes: Er musste sich für die Teilnahme bewerben. Von den Asiaten wurde er dann gefragt, ob er denn seriös sei und nicht korrupt. Cerundolo lacht. «Das wurde ich also noch nie gefragt.» Die Gründe, wieso er in Bangkok als Kampfrichter auftreten wollte: «Der Wille, weiterzukommen, der Spass, die Leidenschaft, die Liebe zum Sport, das Netzwerken», erklärt der 42-Jährige. Schliesslich wurde seine Bewerbung «angenommen» und Cerundolo durfte anreisen. «Toni aus der kleinen Schweiz reist an die asitiatischen Kickbox-Meisterschaften», sagt er lachend. Er war dabei der einzige Kampfrichter aus Europa.
Die Kämpfer kamen aus ganz Asien. Iran, Irak, Indien, Nepal, Kuwait, China, Thailand, Kapan, Korea – und so weiter. «Hier wird der Sport gelebt», sagt der Freiämter. «Religion und Politik sind keinerlei Thema.» Die Kämpfer sind alle auf hohem Niveau. Die Organisation durch das WAKO ist top. WAKO bedeutet: «World Association of Kickboxing Organizations» und ist der grösste internationale Fachverband für Kickboxen, dem 126 nationale Verbände angehören.
Asiaten ticken anders
«Die Athleten stehen im Mittelpunkt», sagt er. Es gibt Einlaufmusik vor den Kämpfen, einen professionellen Speaker, dazu eine riesige Leinwand, Live-Stream und bestes frisches Essen. Viele Details, die beweisen: Asien ist kampfsportverrückt. «Die Asiaten ticken ein wenig anders», sagt Cerundolo. Spannender Fakt: Das ganze Stadion wurde mit einem Teppich ausgelegt. Einige Tage vor dem Start dieser Asia-Meisterschaften war die Halle noch ein Impfzentrum.
Cerundolo fühlt sich grundsätzlich wohl. Zu Beginn wurde er genau beobachtet. Dem Europäer traute man nicht so recht. Nach den ersten Einsätzen erhielt der Schweizer aber viele Komplimente von den Teilnehmern und Organisatoren. «Die dachten alle, ein Europäer hat keine Ahnung vom Kickboxen. Ich wurde dann aber schnell akzeptiert.» Cerundolo ist ein «Ringsport A Class Referee», das ist die höchste Schiedsrichterstufe des Weltverbands «WAKO». Er ist zudem der Leiter der Ringsportkommission bei «WAKO Switzerland».
Kalt wie im Kühlschrank
Cerundolo hat in seiner Kampfrichter-Karriere schon einiges erlebt. In Thailand gab es aber «besondere Momente», wie er es nennt. Beispielsweise die Temperaturen. «Drinnen ist alles klimatisiert und kalt wie in einem Kühlschrank. Ich musste manchmal nach draussen gehen, um mich aufzuwärmen.» Etwas, was er bis heute nicht versteht, ist das Handyverbot. Sobald man die Halle betritt, herrscht ein absolutes Verbot von Smartphones. Cerundolo musste auch einige Formulare unterschreiben, um diese Umstände zu akzeptieren. «Ich habe keine Ahnung, wieso das so ist und wir das Handy nicht mitnehmen durften.»
Mit Schokolade gepunktet
Cerundolo nahm es mit Humor. Er punktete mit seinen starken Leistungen im Ring. Und mit Schokolade, die er verteilt hat. «Die meisten Asiaten wissen nicht, wo die Schweiz ist. Sie kennen aber unsere tollen Uhren, unsere gute Schokolade und Roger Federer. So konnte man sich mit Händen und Füssen verständigen», lacht er. Schliesslich war es für ihn eine grosse Erfahrung. Und egal ob Europa oder Asien: Die Liebe zum Kickboxen und zum Kampfsport ist bei allen Kampfsportbegeisterten gleich. «Es hat mir viel Spass gemacht und ich konnte viele Dinge für die Zukunft mitnehmen, die mir etwas bringen. Sportlich und persönlich. Auch wenn ich nicht ganz alles nachvollziehen konnte, war es eine tolle Erfahrung.»