Saugern und saugut

  18.10.2022 Bremgarten

Kochkurse mit Jean-Claude Molnar als gastronomisches Erlebnis der besonderen Art

Der Bremgarter Jean-Claude Molnar startet als erfolgreicher Gastronom und rechte Hand eines Fernsehkochs international durch. Als «Hobby» gibt er seit Kurzem spezielle Kochkurse in Bremgarten.

Marco Huwyler

Wer die Oberebenestrasse 20 an diesem verregneten Herbstabend passiert, dem fällt es vermutlich schwer zu erahnen, dass sich hier, an der viel befahrenen Verkehrsachse mitten im Bremgarter Industriegebiet, gerade ein äusserst gemütliches und fideles Treffen ereignet. Im ersten Stock des Ausstellungsgebäudes der Bremgarter Traditionsschreinerei Hüsser findet sich nämlich eine funktionstüchtige Showküche inklusive Aufenthaltsraum und Esstisch.

Ebendort haben sich heute 13 Menschen eingefunden. Sie kochen gemeinsam ein 5-Gänge-Menü. Die Stimmung ist hervorragend. Es wird viel gelacht. Die Anwesenden haben Weingläser in der Hand, während sie Instruktionen lauschen. Dann probieren sie sich selbst am Vorgezeigten. Und das Ergebnis des schlussendlich so Fabrizierten schmeckt allen hervorragend. «Klassisch – und doch so fein, wie ich es noch nie irgendwo gegessen habe. Ich freue mich schon sehr darauf, diese Ravioli auch zu Hause auszuprobieren», sagt eine Teilnehmerin lächelnd.

Lernen und geniessen

Verantwortlich für die Szenerie ist Jean-Claude Molnar. Der 28-Jährige ist ein erfolgreicher Gourmetgastronom. Und in seiner «Freizeit» bietet er seit Kurzem in Bremgarten Kochkurse an. «Ich weiss, es klingt seltsam. Aber ich mache dies wirklich aus purem Spass. Es ist wie ein Hobby für mich», sagt der Bremgarter, während er seine Philosophie erklärt.

Zu einem erschwinglichen Preis wolle er seinem Publikum die Kunst des Kochens näherbringen, währenddem sie eine gute Zeit in geselliger Runde haben. «Mit Kochen kann man nämlich gut mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Und genau dies versuche ich hier zu bewerkstelligen.» Geniessen, chillen und dabei etwas lernen, lautet das Motto von Molnars Kochkursen. «Ich möchte nicht bloss Wissen rund ums Kochen vermitteln, sondern den Menschen einen schönen, unvergesslichen Abend bieten. Einen vergnüglichen Ausgang, bei dem man Spass hat und gleichzeitig etwas Brauchbares mitnimmt. Und weil es dasselbe auch für mich ist, denke ich, dass mir dies bisher auch ganz gut gelungen ist.»

Stahlbad in Baden

Molnar ist Koch aus Leidenschaft. «Ich brenne für meinen Beruf», sagt er. Immer war dies jedoch nicht so. Denn der Start in die Welt der Gastronomie gestaltete sich für den Bremgarter einst harzig. «Ich habe meine Kochlehre im ‹Du Parc› in Baden gemacht. Das war ein ziemliches Stahlbad.» Die dortigen Arbeitsbedingungen und der strenge Drill seines damaligen Chefs hätten Molnar beinahe die Freude an seiner Passion genommen. «Ich habe mich durchgebissen und die Lehre abgeschlossen. Aber danach war ich zuerst einmal ziemlich demoralisiert.» Dem professionellen Kochen kehrte Molnar einstweilen den Rücken. Er arbeitete eine Weile erfolgreich als DJ. «Rückblickend eine wahnsinnig tolle Zeit, die ich nicht missen möchte.» Anschliessend kam das Militär gerade recht. Nach der RS hatte der Bremgarter wieder genügend Motivation getankt, um es mit der Gastronomie nochmals aufzunehmen. Und dieses Mal startete er durch.

Vom Sous-Chef zur «rechten Hand»

Im Restaurant Fahr in Sulz fand Molnar den idealen Nährboden für seine kreative Ader, seinen Enthusiasmus im Umgang mit Menschen und sein Gespür für gutes Essen. Innerhalb von nur drei Jahren brachte es der Bremgarter im Gourmettempel vom Jungkoch bis zum Sous-Chef. «Ich hatte einen Job gefunden, wo ich mich selber voll und ganz verwirklichen konnte. Eigentlich hätte ich mir vorstellen können, noch jahrelang im ‹Fahr› zu kochen.» Deshalb sei sein Interesse auch nicht übermässig gross gewesen, als ihm eine Bekannte von einer Stelle erzählte, die demnächst bei David Geisser frei werden sollte. Der Zürcher Autor, Gourmetund Fernsehkoch suchte einen neuen Partner. «Eine rechte Hand», wie es Molnar nennt. «Meine Bekannte fand, das sei die perfekte Stelle für mich.» Und weil sie nicht locker liess und das Angebot durchaus interessant tönte, beschloss Molnar, dass er sich ja mal anhören könnte, was der Spitzenkoch von ihm wollen würde. Ein weiterer goldener Entscheid.

Molnar und Geisser merkten nämlich sofort, dass sie das Heu auf derselben Bühne hatten. «Die Art, wie wir denken, kommunizieren, kochen und was wir damit erreichen möchten, ist genau dieselbe», erzählt Molnar. Die beiden beschliessen zusammenzuarbeiten. Geisser vertraut seinem neuen Partner rasch und überträgt ihm viel Autonomie.

Schnell wird aus Molnar nicht bloss der Stellvertreter des Chefs, sondern auch der stellvertretende Geschäftsführer des aufstrebenden Kochunternehmens. «Die Arbeit ist zwar intensiv, aber auch unglaublich vielseitig und aufregend», sagt Molnar. In seiner Funktion ist er mittlerweile nicht mehr bloss Koch, sondern ein vielseitiger Unternehmer. Neben der Arbeit in Geissers Kochstudio kümmert sich Molnar auch um Fotoshootings, wirkt mit beim Schreiben von Kochbüchern, ertüftelt neue Rezepte, plant Catering-Einsätze, organisiert «Kitchen-Battles» für Unternehmen und vieles mehr. Dabei ist er zuweilen in der ganzen Welt unterwegs. Ob in den Kapverden, Österreich, Frankreich oder Schweden – überall hat das Unternehmen seines umtriebigen Chefs Projekte und Aufträge. Und genauso vielseitig wie das Aufgabengebiet ist auch die angebotene Küche. Vom aufwendigen 10-Gänge-Gourmet-Menu bis hin zu einfachen Tapas oder Sushi – auf der «Speisekarte» vom David-Geisser-Kochstudio steht alles. «Diese Polyvalenz schätze ich enorm», sagt Molnar. «So wird es mir im Beruf nie langweilig. Und ich mache jeden Tag Erfahrungen, die mich langfristig prägen und weiterbringen.»

Es soll ein Hobby bleiben

Erfahrungen, die er in seinen Kochkursen in Bremgarten weitergeben möchte. Deshalb sind auch seine Themenkurse hier bunt und divers. Neben «Klassisch Französisch», «Italienisch» und «Vegetarisch», finden sich auch Angebote wie ein «Fisch-Kochkurs» oder «Molekulare Küche». «Das Ziel ist immer, dass man Techniken lernt, die man auch zu Hause anwenden kann», sagt Molnar. Die Rückmeldungen, die er bisher erhielt, bestärken ihn darin, auf dem richtigen Weg zu sein. Das merkt er auch am gestiegenen Interesse. «Als ich im Sommer begann, brachte ich den ersten Kurs nur mit Müh und Not sowie viel Aufwand einigermassen voll. Mittlerweile muss ich nicht mehr allzu viel dafür tun», meint Molnar vielsagend. Offensichtlich ist die Mund-zu-Mund-Propaganda gleichermassen positiv wie effektiv.

«Ich hoffe, das geht so weiter und mein Angebot etabliert sich als bekannter Fixpunkt im kulinarischen Angebot des Städtli. Denn ich mache das hier saugern», sagt der 28-Jährige. Und wenn man den Kursteilnehmern Glauben schenken darf, dann macht es Molnar auch saugut. «Ich hatte schon lange nicht mehr einen so vergnüglichen Abend», sagt ein Teilnehmer, als sich die gemütliche Runde langsam auflöst. Die Uhr zeigt nach Mitternacht. Obwohl der Kochkurs eigentlich offiziell um 22 Uhr endet. «Das zeigt, wie wohl sich die Leute gefühlt haben – und ich mich ebenso», lächelt Molnar.

Dennoch hegt der Bremgarter keinerlei Absichten, aus seinem Hobby und Nebenverdienst eine selbstständige Haupttätigkeit zu machen. «Die Kochkurse sollen ein lieb gewonnener Teil meiner Freizeit bleiben. Sonst wären sie auch nicht mehr dasselbe.» Zudem fühle er sich wohl in seiner Rolle bei Geisser. «Ich dränge nicht in die erste Reihe.» Zumindest noch nicht. Denn Molnars Traum wäre es, irgendwann ein Restaurant am Reussufer zu führen. «Zusammen mit meinem Bruder», sagt er. Bremgarten darf sich darauf freuen. Und bis dahin bleiben die Kochkurse im Industriequartier eine mehr als nur valable Alternative.

Kochen mit Jean-Claude Molnar in den Showküchen von Hüsser. Termine und Anmeldung unter www.davidgeisser-kochstudio.ch/kochkurse/kochen-im-schoenen-bremgarten-aargau.


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