Fussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – FC Muri 4:1 (1:1)

Das Freiämter Derby ist rund eine Stunde lang ausgeglichen. Dann wird Lulzim Aliu eingewechselt. Der kleine Offensivspieler aus Merenschwand bringt die Wende und führt den FC Wohlen zum 4:1-Sieg.

Stefan Sprenger

1,70 m gross. Unscheinbar. Introvertiert. Doch in diesem Derby explodiert Lulzim Aliu und entscheidet die Partie zugunsten des FC Wohlen. Bei seiner Einwechslung in der 63. Minute steht es 1:1. Und nur eine Minute später steht der Nordmazedonier im Mittelpunkt. Ein herrliches Zuspiel per Hacke von Kevin Quintas bringt Aliu alleine vor das Murianer Tor. Muri-Goalie Yanick Hofer wirft sich in den Zweikampf. Aliu fällt. Der Schiedsrichter pfeift. «Hofer berührt mich leicht. Ich suche den Elfmeter aber auch», sagt Aliu. Seferi verwandelt den Penalty souverän. 2:1.

Wenige Minuten später folgt die endgültige Entscheidung. Und auch dort hat Aliu seine Füsse im Spiel.

69. Minute: Der FC Muri ist kurz vor dem FCW-Strafraum in Überzahl. Es ist die Gelegenheit auf das 2:2. Doch Muris Kreativkopf Miguel Ferreira überlegt zu lange. Wohlens Momo Seferi pirscht sich von hinten an und holt sich den Ball mit einer Zaubergrätsche zurück. Dann gehts schnell. Pass auf Aliu, der im perfekten Moment Leotrim Nitaj auf der Aussenbahn bedient. Dieser geniale Angriff wird von Nathan Kisisa vollendet. 3:1. Das 4:1 kurz vor Ende ist dann Zugabe. Aliu passt auf Quintas. Tor. Der FC Wohlen feiert vor 650 Zuschauern den Derbysieg.

An allen drei Toren ist Aliu beteiligt. Ausgerechnet er, der Oberfreiämter, der in Merenschwand aufgewachsen ist und auch heute noch dort wohnt. Der Hauswart wächst in diesem Freiämter Derby über sich hinaus. Nach dem Spiel sagt er: «Ich war sauer, dass ich zuerst auf der Bank war. Ich wollte reinkommen und zeigen, was ich kann. Ich wollte dem Team helfen und mein Bestes geben.» Und das tut er.

Aliu kehrte im Sommer als Hoffnungsträger zurück auf die Niedermatten. Hier, wo der nordmazedonische Junioren-Nationalspieler in der Saison 2017/18 für den FC Wohlen in der Challenge League 17 Mal aufgelaufen ist, wollte er eine klare Verstärkung sein – doch kam bislang noch nicht so richtig in Fahrt. «Man muss ihn kitzeln und herausfordern. Er hat noch mehr Potenzial», meint FCW-Trainer Ryszard Komornicki. Mit dieser Leistung im Derby gehört Aliu aber unbestritten in die Startformation.

Muri-Stürmer verletzt sich

Apropos Start: Das Freiämter Derby ist im ersten Durchgang lange Zeit ohne Höhepunkte. Beide Teams sind leicht nervös, beide Teams wollen ein Gegentor mit aller Kraft verhindern. So gestaltet sich ein ausgeglichenes und fahriges Spiel mit leichten Vorteilen für Wohlen. Bis zur 38. Minute. FCW-Stürmer Kisisa legt herrlich ab auf Edison Golaj. Der Aussenverteidiger zieht von der Strafraumkante ab. Ein strammer Schuss, mitten aufs Gehäuse, jedoch nicht unhaltbar. 1:0 für Wohlen. Die Murianer können noch vor dem Seitenwechsel reagieren. Stürmer Thibault Lancry wird lanciert. FCW-Verteidiger Anatoliy Kozlenko rutscht im dümmsten Moment aus, Goalie Maksym Parshykov riskiert Kopf und Kragen – und fällt den Murianer brutal. Das Ergebnis: Elfmeter für Muri, Ernes Paden verwandelt sicher. Und dazu gibts eine Verletzung für Lancry, der ausgewechselt werden muss und noch am selben Abend mit seinem dicken Knöchel ins Spital muss. Übrigens: Der Schiedsrichter zückt für dieses rüde Foul nicht mal Gelb für den Wohler Keeper.

Den Lauf weiterziehen

Die Murianer halten lange Zeit gut mit im ersten Freiämter Derby seit 25 Jahren. Muri spielt nicht wie ein Schlusslicht und darf lange mit einem Punktgewinn liebäugeln. Doch am Ende setzt sich der Favorit FC Wohlen verdient durch – auch dank mehr Cleverness, dem nötigen Glück und dank Lulzim Aliu, der mit seinen Szenen die positive Wende für den FCW bringt. Aliu sagt: «Wir haben jetzt zwei Mal gewonnen und wollen diesen Lauf weiterziehen. Mit diesem Team können wir jeden Gegner schlagen – aber auch gegen jedes Team verlieren.»