Stefan Hegi ist Kopf des Monats

  04.10.2022 Region Unterfreiamt

In diesen Tagen verschwinden die letzten Bauten auf der Wiese mitten in Sarmenstorf. Bald wird das extra für die Aufführung ausgehobene Loch wieder zugeschüttet. Zum dritten Mal inszenierte der Verein Theater ad hoc ein besonderes Stück mit Bezug zum Dorf. Jedes Mal wählte der Sarmenstorfer Stefan Hegi einen passenden Ort. 2006 das «Muetterlihus», 2010 die Sachsenmatt und nun also eine Grube.

Eine Idee, für die ihn viele anfänglich als Spinner bezeichneten. Die Redaktion kürte ihn für seine grossartige Leistung rund um das Theater «Grabenstorf» zum «Kopf des Monats September». --red


Er kreiert den perfekten Ort

Stefan Hegi, verantwortlich für das Bühnenbild bei «Grabenstorf», ist Kopf des Monats September

Was das Stück selber betrifft, so gehen die Meinungen etwas auseinander. Doch beim Setting kommen alle ins Schwärmen. Ein Theater in einer extra ausgehobenen Grube, das ist etwas Einmaliges. Verantwortlich dafür war vor allem Stefan Hegi.

Chregi Hansen

Zuerst war es bloss eine Idee. Wenn die Gemeinde eine Tiefgarage im Dorf baut, könnte man doch im Aushub vorher noch ein Theater aufführen. Doch die Stimmbürger wollten keine Garage. Die Idee vom Theater in der Grube blieb. Und so fuhren diesen Sommer extra Bagger auf, um mitten in Sarmenstorf ein riesiges Loch auszuheben. 3400 Besucher strömten in den vergangenen Wochen in diese besondere Theaterarena und zeigten sich anschliessend beeindruckt.

«Etwas Besseres als Stefan Hegi kann einem angehenden Theatertraum gar nicht passieren. Dabei wundert mich immer wieder, wie er mit genial einfachen Bauten und der Verwendung von schlichten Baustoffen wunderbar stimmungsvolle Bühnenbilder oder gar Bühnenlandschaften hervorzaubern kann: Reduziert aufs Maximum», schwärmt denn auch Hans Melliger, der gemeinsam mit Hegi die Idee entwickelte und mit ihm die Produktion leitete.

Für besondere Atmosphäre sorgen

Diesem Urteil schliesst sich Adrian Meyer an, der als Regisseur schon oft mit Hegi zusammengearbeitet hat: «Stefan ist ein Wiederverwerter der ersten Stunde. Er hat zu Hause einen grossen Fundus an Gerüstelementen und anderen Objekten, die schon bei unzähligen Theaterprojekten zum Einsatz kamen. Das hat nichts mit Kleinkrämerei zu tun, sondern spricht für Stefans sorgfältigen Umgang mit Materialien.» Dabei habe Hegi meist klare Vorstellungen, bleibe aber offen für andere Meinungen und Ideen. So entsteht jeweils ein anregendes Hin und Her, das nicht selten erst am Premierentag endet.

Dabei beschränkt sich die Arbeit nicht nur auf das Bühnenbild. «Er ist ein absoluter Augenmensch, legt darum auch Wert auf das Atmosphärische. Es geht nicht nur um den szenischen Raum. Hegi bezieht die Umgebung mit ein und begleitet das Publikum durch den ganzen Theaterabend», so Meyer weiter. Dabei kann er sich auf einen treuen Kreis an Helferinnen und Helfern verlassen, die stets zur Stelle sind, wenn Stefan Hegi an einer Produktion mitwirkt. «Das spricht für seine verlässliche Planung und seinen respektvollen Umgang mit Menschen, die ihn unterstützen», erklärt Meyer, der nächstes Jahr in Muri wieder mit Stefan Hegi zusammenarbeiten wird.

Offenheit und Wertschätzung

Bei «Grabenstorf» führte nicht Meyer, sondern Eva Mann Regie. Stefan Hegi stelle seine Arbeit über alles, erklärt sie auf Anfrage. «Ein Chrampfer, um den ich mir mehr als einmal Sorgen machte. Komplette Selbstverausgabung wird in unserer Kultur gefeiert; ich persönlich stehe ihr eher skeptisch gegenüber», sagt sie. Gleichzeitig berührt es sie sehr, wie herzlich Hegi und Melliger sie nach der gelungenen Premiere umarmt haben. «Selten habe ich zwei Männer gesehen, die so voll Offenheit, Wertschätzung und grosser Freude ihre Freundschaft zeigen.»

«Grabenstorf» ist das dritte Stück des Vereins Theater ad hoc. «Am Anfang waren es immer luftige Ideen und Geschichten, die einen konkreten und passenden Spielort verlangten. Und genau hier setzt Stefans Kompetenz ein», schaut Präsidentin Edith von Arx auf diese drei Produktionen zurück. Hegi habe immer eine Vision mit konkreter Vorstellung, wo und wie sich die bestmögliche Szenerie von Handlung und historischem Hintergrund schaffen liessen. Das war schon beim «Chlostermetzger» so. «Welcher Ort als das ‹Muetterlihus› hätte sich besser geeignet? Wohl keiner», ist von Arx überzeugt. Oder bei der «Sachsenmatt», die Landschaft über dem Dorf mit Blick auf die Wendelinskapelle, welche als Projektionsfläche hinter dem realen Campingdorf das «Pünktli auf dem i» und die Verbindung zum historischen Standort war. «Stefan schafft die ideale Verbindung und Vertiefung der Geschichte mit einem speziellen Ort. Wo kann man besser vom Graben erzählen als in einer Grube?»

Stets freundlicher Perfektionist

Stefan Hegi kenne keine Probleme, sondern nur Herausforderungen, die gelöst werden müssen. «Als klar war, dass die Vorführungen bei Regen wegen des Lärms auf dem Blechdach nicht durchgeführt werden könnten, testete er verschiedenen Materialien, welche die Tropfgeräusche abdämpfen sollten, und experimentierte so lange, bis der perfekte Kunststoffbelag gefunden war», macht die Präsidentin ein Beispiel. Der Architekt sei ein Perfektionist und verlange sehr viel von sich. «Trotzdem erlebe ich ihn immer freundlich und gelassen, auch wenn er innerlich angespannt ist. Wer hat schon in einer Baugrube eine Theaterbühne gebaut, mit unzähligen technischen Installationen, die auch pannenanfällig sein können? Plan B und C hat er immer bereit», erklärt Edith von Arx.

Das Schlusswort gehört wieder Kumpel und Wegbegleiter Hans Melliger. Für ihn ist Stefan Hegi mehr als «nur» ein genialer Bühnenbildner. «Mit seiner überlegten, verlässlichen und ideenreichen Art ist er eine grosse Bereicherung für jedes Team, in welcher Disziplin auch immer. Und sollte es einmal richtig schwierig werden und die Zeichen auf Sturm stehen, dann läuft er erst recht zur Hochform auf. Wie kaum ein Zweiter beherrscht er das lösungsorientierte Optimieren am laufenden oder gar überlaufenden Projekt», so Melliger. Und Letzteres meint er – mit Blick auf das Regenwasser in der Grube – durchaus im wörtlichen Sinn.


Die bisher Gekürten

Im Januar wurde die Murianerin Annick Kohler von der Redaktion zum «Kopf des Monats» gewählt. Sie hatte grossen Anteil am Erfolg der vier Ruderer des Teams «Swiss Raw», die die «Talisker Whisky Atlantic Challenge» gewannen. Im Monat Februar wurde Andrea Fischer als «Kopf des Monats» ausgezeichnet. Das Bestehen des «Bäsi-Blättli» ist mitunter ihr Verdienst. Sie ist die Einzige, die seit der ersten Ausgabe vor 20 Jahren und bis heute im Team ist. Im März fiel die Wahl auf Joy Räber, Vorstandsmitglied von «Volunteers for Humanity». Stellvertretend für alle, die Ausserordentliches leisten, um ukrainischen Flüchtlingen zu helfen.

Im April wurde Peter Fischer zum «Kopf des Monats» gewählt. Als Kurator schafft er mit der «Grand Tour Caspar Wolf» in Muri die Grundlage, damit die 250 Jahre alten Werke wieder aktuell sind. Zum «Kopf des Monats» Mai wurde Pius Schöpfer, Produktionsleiter von «Roduner & Co.» in Hägglingen, gekürt. Im Monat Juni wurde Peter Lehmann, Geschäftsführer der IB Wohlen AG, ausgezeichnet. Er war die treibende Kraft beim innovativen Projekt «Wasser 2035», das eine Ringleitung fürs Bünz- und Reusstal realisiert.

Im Juli wählte die Redaktion Hermann Bütler, den OK-Präsidenten des Aargauer Kantonalschwingfestes, das in Beinwil ganz neue Dimensionen erlebte. Und schwingerisch ging es im August weiter. Ausgezeichnet wurde der Villmerger Stefan Strebel. Als technischer Leiter des eidgenössischen Schwingerverbandes war er verantwortlich für eines der grössten Sportereignisse des Jahres. --red


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