Ein Stück Freiämter Identität

  16.09.2022 Muri

Feierliche Übergabe der Bataillonsfahne Füs Bat 46

Die Übergabe der Bataillonsfahne Füs Bat 46 an die Gemeinde Muri bildete den krönenden Abschluss der von Thomas Pfisterer initiierten «Feldzeichen-Rettung».

Susanne Schild

«Über das Schlachtfeld hinaus haben Feldzeichen eine kulturelle Bedeutung », sagte Regierungsrat Jean-Pierre Gallati. Die Übergabe bildete den Abschluss der Fahnen einstiger Aargauer Füsilier-Bataillone in der früheren Felddivision 5, die seit einigen Jahren öffentlich und dezentral in sechs Ortschaften ihres damaligen Rekrutierungsgebietes ausgestellt werden. Auch in Muri hat nun eine ihren Platz gefunden.

«Es ist die richtige Entscheidung, das Stück Freiämter Identität hier aufzubewahren», sagte Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger. Denn das Freiamt sei etwas Besonderes. «Wir fühlen uns nicht einmal so richtig als Aargauer, sondern als Freiämter», so Budmiger weiter. Auch das Feldzeichen sei ein Symbol für die Verbundenheit mit dem Freiamt.

«Der Kanton Aargau ist der Kanton der Regionen», sagte Jean-Pierre Gallati. Deshalb wäre ein zentraler Aufbewahrungsort nicht ideal gewesen. «Alles zu regionalisieren, war besser», ist Gallati überzeugt.

Freundschaft in der Freiheit

Weiter erzählte er aus der Novelle des Schweizer Dichters Gottfried Keller «Das Fähnlein der sieben Aufrechten.» Freundschaft in der Freiheit sei wichtig. «Am Beispiel der Ukraine können wir sehen, dass Sicherheit seinen Preis hat.» Man müsse auch in Friedenszeiten in die militärische Landesverteidigung investieren, denn Freiheit, gesellschaftliches Leben und die Wirtschaft würden nur funktionieren, wenn die Sicherheit gewährleistet sei. «Der erhoffte Frieden in Europa hat sich nicht eingestellt und die Frage der adäquaten Landesverteidigung steht mehr denn je im Raum. Die Feldzeichen der früheren Gz Br 5 und der F Div 5 erinnern uns mehr denn je daran, dass die Erinnerungskultur nicht im Gestern, sondern im Heute und Morgen verankert ist», ist auch Marco Castellaneta, Direktor Museum Aargau, überzeugt.


Symbol der Pflichterfüllung

Feierliche Übergabe der Bataillonsfahne Füs Bat 46 an die Gemeinde Muri

Die Bataillonsfahne Füs Bat 46 wurde vom 19. Januar 2007 bis 29. Oktober 2015 im Militär- und Festungsmuseum Full-Reuenthal präsentiert, danach dem Museum Aargau übergeben. Jetzt hat sie ihren Platz in Muri gefunden.

Susanne Schild

Die Fahnen einstiger Aargauer Füsilier-Bataillone in der früheren Felddivision5 sind seit einigen Jahren öffentlich und dezentral in sechs Ortscha f ten i h res da ma l igen Rekrutierungsgebietes ausgestellt. (Aarau Füs Bat 57; Bremgarten Füs Bat 46; Ennetbaden Füs Bat 102; Menziken Füs Bat 56 ‹Stumpenbataillon›; Wettingen S Bat 4, Zofingen Füs Bat 55). «Schon lange war die Übergabe des Feldzeichens Füs Bat 46 für Muri geplant, aber pandemiebedingt kam es auch hier zu einer Verzögerung», sagte Marco Castellaneta an der Feier im Festsaal. Doch umso erfreulicher sei es, dass das Feldzeichen seinen Platz nun in Muri gefunden hat und somit die von Thomas Pfisterer initiierte «Feldzeichen-Rettung» ihren Abschluss finden könne.

In Muri am richtigen Ort

«Es ist die richtige Entscheidung, das Stück Freiämter Identität hier aufzubewahren», ist auch Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger überzeugt. Das Freiamt sei etwas Besonderes. «Das Freiamt hat einiges zu bieten. Wohnen, Arbeiten, Freizeit und Kultur finden hier ihren Platz», so Budmiger weiter. Natürlich wäre es auch eine Option gewesen, die Feldzeichen alle gemeinsam an einem zentralen Ort aufzubewahren, doch das Feldzeichen sei mit dem Freiamt verbunden. «Wir sind froh, die Fahne hier auf bewahren zu dürfen. Wir werden gut auf das Stück Geschichte aufpassen», verspricht Budmiger. Auch Regierungsrat Jean-Pierre Gallati ist überzeugt, dass regionalisierte Aufbewahrungsorte besser seien. «Der Aargau ist ein Kanton der Regionen, ein zentraler Auf bewahrungsort wäre nicht ideal.»

Verzicht auf die Familie

Die Feldzeichen erinnern an die Pflichterfüllung und den Verzicht von Abertausenden Wehrmännern und ihren Familien in den Jahren 1938 bis 1994. Die Grenzbrigade 5 wurde kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs geschaffen.

Ihre Einheiten bewachten von 1939 bis 1945 die Grenze am Rhein und waren bereit, den Kampf ab der Landesgrenze aufzunehmen und durch diese strategische Sperrstellung, namentlich im unteren Aaretal, den raschen Stoss ins Birrfeld und somit ins Mittelland zu verhindern: Die Verteidigungsmassnahmen am Rhein und die Gegenwart der Armee in Dörfern und Städten gaben der Bevölkerung Zuversicht und ein Gefühl von Sicherheit und Schutz.

Während des Kalten Krieges erfüllte die Grenzbrigade 5 den Auftrag, die Grenze von Kaiserstuhl bis Stein-Säckingen zu schützen: Die Grenzbrigade war somit Hüterin des Gebietes um den Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat, das seit jeher als Tor zum schweizerischen Mittelland eine besondere Bedeutung hat.

Ein Stück Erinnerungskultur

Nach dem Anbruch einer neuen Zeit in Europa wurde die Grenzbrigade5 Ende 1994 beim Übergang zur Armee 95 aufgelöst. «Die Feldzeichen sind somit ein herausragendes Stück Erinnerungskultur des Kantons Aargau: Sie rücken unmissverständlich die bewegtesten Zeiten des 20. Jahrhunderts ins Bewusstsein», sagte Marco Castellaneta, Direktor Museum Aargau.

Umso wichtiger sei es gewesen, die nach 1994 in verschiedenen, teilweise geschlossenen Zeughäusern verteilten Feldzeichen zu finden und zusammenzuführen. Diese aufwendige Detektivarbeit erfolgte in Zusammenarbeit mit dem damaligen Kreiskommandanten Rolf Stäuble, dem Präsidenten des Vereins Militär- und Fest u ngsmu seu m Fu l l-Reuent ha l Thomas Hug und Dr. Rudolf Velhagen, Chef kurator Sammlung und Ausstellungen Museum Aargau.

Historische Objekte

«Es war für alle Beteiligten von Anfang an ein Anliegen, dass die Feldzeichen Eingang in die kantonale Sammlung finden», betonte Castellaneta. Als «historische Objekte» würden sie im Geschichtsspeicher des Kantons Aargau fachgerecht aufbewahrt und beispielsweise in Form von Führungen an ein breites Publikum vermittelt. «Damit erfüllt die Sammlung ihre Aufgabe, die Tausende Objekte umfassende Sammlung zu erweitern, zu pflegen, zu erforschen und zu vermitteln», sagte er weiter.

Werte der Eidgenossenschaft repräsentieren

«Die Feldzeichen erinnern an bewegte Jahrzehnte. Sie sind Zeichen für den Verband als Schicksalsgemeinschaft und sie repräsentieren die Werte der Eidgenossenschaft, die es zu beschützen und zu verteidigen gilt», sagte Regierungsrat Jean-Pierre Gallati. Deshalb müsse man auch in Friedenszeiten in die militärische Landesverteidigung investieren. «Freiheit, gesellschaftliches Leben und Wirtschaft funktionieren nur, wenn die Sicherheit gewährleistet ist», ist Gallati überzeugt.

«Der erhoffte Frieden hat sich nicht eingestellt und die Frage der adäquaten Landesverteidigung steht mehr denn je im Raum», so Marco Castellaneta.

Die Feldzeichen seien ein Stück Erinnerungskultur, die nicht in Vergessenheit geraten darf.


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