Holzrücken auf dem Horben

  06.09.2022 Region Oberfreiamt

Die Stimme des Pferdehalters ist ruhig. «Halt», sagt er. «Zurück.» Und sein Pferd gehorcht. «Pferd und Mensch sind beim Holzrücken ein besonders eingespieltes Team», sagt Anton Zehnder. Er ist OK-Präsident des zweitägigen Anlasses auf dem Horben. Sein Fazit ist äusserst positiv. --ake


Wie es einst im Wald war

Das Holzrücken auf dem Horben lockte über tausend Schaulustige an

Viele Jahre sind vergangen, seit ein Grossteil der Waldarbeit mit Pferden verrichtet wurde. Noch immer sorgt das Zusammenspiel von Halter und Pferd beim Holzrücken für viel Begeisterung. So auch auf dem Horben, wo am Wochenende rund hundert Personen mit ihren Pferden im Einsatz waren.

Annemarie Keusch

Weit kommt Anton Zehnder an diesem Wochenende nie. Er lacht. «Alle 20 Meter will jemand etwas wissen, fragt etwas oder will einfach ein wenig plaudern.» Stressen lässt sich der Beinwiler davon nicht. «Der Kontakt untereinander ist etwas vom Schönsten an diesem Anlass», sagt der Beinwiler. Zehnder ist OK-Präsident des Anlasses auf dem Horben. «Ich bin sehr zufrieden», sagt er am Sonntagnachmittag. Hinter ihm und seiner Equipe liegt der Samstag, der dem Naturtrail gewidmet war. «Obwohl das Wetter nicht ganz mitspielte, waren viele Leute auf dem Platz», sagt er.

Der Höhepunkt ist aber der Sonntag. Der Tag, an dem sich Pferdehalterinnen und -halter in verschiedenen Stufen im Holzrücken messen. «Bei der einen Stufe darf das Pferd beispielsweise am Kopf geführt werden, in anderen nur mit der Leine», erklärt Zehnder. Begeistert von Pferden ist er schon ganz viele Jahre. Zum Holzrücken kam er eher zufällig, als Helfer bei einem anderen Anlass. «Ich war mit einem Richter unterwegs, notierte mir die Fehler, stellte den Parcours nach jedem Gespann wieder instand und bekam quasi direkt einen mündlichen Grundkurs übers Holzrücken», sagt er und lacht. Der Umgang von Mensch und Pferd, das gegenseitige Vertrauen, die nötige Ruhe – all das faszinierte Zehnder und tut es heute noch.

Die «Hexe» ist besonders schwierig

Ein- bis zweimal wöchentlich trainiert Anton Zehnder mit seinem Pferd, er fährt Gespanne und im Winter arbeitet er mit dem Pferd im Wald. «Die Übungen an Holzrücken-Wettkämpfen sind dieser Arbeit nachempfunden», erklärt er. Die «Hexe», das laut Zehnder schwierigste Hindernis, besteht beispielsweise darin, einen Holzstamm in möglichst kleinem Radius rund um einen Baum zu ziehen. «Bei uns sind es kleine Stämme mit Tennisbällen darauf, die möglichst nicht touchiert werden sollen. Im Wald sind das andere Bäume, vielleicht Jungwuchs, der möglichst nicht beschädigt werden soll», führt er aus.

Am Wettkampf auf dem Horben nimmt Zehnder nicht teil. Zu sehr absorbiert ihn der organisatorische Aufwand. «Es braucht viel Ruhe, um an einem Holzrücken-Wettkampf erfolgreich zu sein», weiss er. Er selber bewege sich an anderen Anlässen oft im Mittelfeld der Rangliste. «Für mich sind die Kameradschaft untereinander und die Gesundheit von Mensch und Tier wichtiger als das Resultat. Der letzte Ehrgeiz fehlt mir.»

Holz aus der unmittelbaren Nähe

Der Verein Freunde schwerer Zugpferde ist es, der das Holzrücken organisiert. Zum dritten Mal findet dieses auf dem Horben statt. «Das gibt schon einiges zu tun», sagt Zehnder. Gerade die Suche nach Helferinnen und Helfern sei nicht einfach. «Unsere rund hundert Vereinsmitglieder sind in der ganzen Schweiz verteilt, vom Jura bis ins Bündnerland», erklärt Zehnder. Aus dem Freiamt sind rund fünf Leute dabei, drei starteten am Wettkampf. «Es ist unumgänglich, dass wir auf unser privates Umfeld zählen können. Dafür sind wir sehr dankbar», sagt Zehnder. Viel Aufwand nimmt ihm auch Hans Kurmann ab, der in Oberillau in unmittelbarer Nähe zum Horben lebt, das Holz liefert und es so zurecht sägt, das es für die Wettkämpfe passt.

Aus der ganzen Zentralschweiz und darüber hinaus sind an beiden Tagen rund hundert Pferdebegeisterte mit ihren Tieren angereist. Die Zahl der schaulustigen Gäste ist weitaus höher. «Über tausend, allein am Sonntag», schätzt ein sehr zufriedener OK-Präsident. Und obwohl für ihn die Rangliste am Schluss zweitrangig ist, verfolgt auch er die Wettkämpfe in den verschiedenen Stufen. «Unsere Hindernisse sind nicht einfach», sagt er.

Dass ein Gespann keinen einzigen Tennisball abwirft, das denkt Zehnder nicht. «Der eine oder andere muss fallen, sonst sind am Schluss alle auf dem ersten Platz», sagt er schmunzelnd. Auf fünf bis sechs zählt er die Zahl, die es fürs Podest braucht. «Aber eben, für die meisten steht das Mitmachen über dem Rang.» Die gemütliche Stimmung ist Beweis genug dafür.


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