Mit Feuer für Holzenergie

  30.08.2022 Region Oberfreiamt

20 Jahre Holzwärme Merenschwand

Der Nahwärmeverbund der Kistenfabrik AG in Merenschwand heizt die Gemeinde seit zwei Jahrzehnten.

Die Holzwärme Merenschwand ist der grösste Holzwärmeverbund im Bezirk Muri. Seit mittlerweile 20 Jahren erzeugt die Kistenfabrik AG in der hauseigenen Wärmeverbund-Anlage Fernwärme für die Gemeinde Merenschwand, die neben der lokalen Industrie und den Baugenossenschaften zu den wichtigsten Kunden zählt. Mit der Belieferung von aktuell 50 Wärmekunden, Tendenz steigend, mit nachhaltiger, umweltschonend erzeugter Heizenergie ersetzen sie so rund 400 000 Liter Heizöl pro Winter. «Restholz und Schnittabfälle sind bei uns in der Kistenfabrik kein Abfall, sondern sie werden wiederverwertet», sagt der Geschäftsführer Peter Birrer. Er promovierte in experimenteller Physik und hat sich schon immer für Nachhaltigkeit und Ökologie interessiert. Vor 20 Jahren hatte er die Idee zum Verbund und nahm so eine Vorreiterrolle ein. Zum Jubiläum organisierte er auf dem Firmengelände ein grosses Fest und öffnete für die Gäste die beiden Holzkessel. --sab


Aktueller denn je

Holzwärme Merenschwand besteht seit 20 Jahren

Das 20-Jahr-Jubiläum des Nahwärmeverbunds der Kistenfabrik AG in Merenschwand wurde auf dem Firmengelände gefeiert. Geschäftsführer Peter Birrer schaut auf die Anfänge zurück und erklärt, wie das Heizsystem funktioniert.

Sabrina Salm

Bereits vor 20 Jahren, als viele noch über einen möglichen Treibhauseffekt spekulierten und noch niemand von Klimaerwärmung sprach, war für Peter Birrer Nachhaltigkeit ein grosses Anliegen. «Von Kindsbeinen an lag mir die Ökologie am Herzen», erzählt der Geschäftsführer der Kistenfabrik AG in Merenschwand. Als er vor 28 Jahren die Firma seines Vaters übernahm, war für ihn schnell klar, dass er etwas Sinnvolles aus dem Restholz machen will. Er dachte an einen Wärmeverbund, der nicht nur sein Unternehmen beheizt, sondern auch öffentliche und viele weitere Gebäude der Gemeinde. «Der Treibhauseffekt wurde damals von einigen Leuten noch als Hysterie bezeichnet», erinnert sich Birrer. Ausserdem war es ungewöhnlich, dass ein Holzwärmeverbund auf privater Ebene gründet wurde. «Dass ich das als Privatunternehmer machen wollte, war ein grosses Thema. Bisher kannte man nur, dass so etwas von der öffentlichen Hand übernommen wurde.» Er ticke anders, sagt Peter Birrer und wollte die Sache selber in die Hand nehmen. Unterstützung fand er hierbei auch bei Holzenergie Freiamt und Holzenergie Schweiz. Und als Physiker kam er auch schnell in die Materie und die komplexe Maschinerie rein.

Auf Wunsch Betreuung vor Ort

Heute sind die Klimaerwärmung sowie die lokale und kontrollierbare Verfügbarkeit von Energieressourcen aktueller denn je. Peter Birrer kann durchaus als Pionier bezeichnet werden. Seit genau 20 Jahren betreibt die Kistenfabrik AG einen Holzwärmenahverbund in der Gemeinde Merenschwand. Mit der erzeugten Holzenergie versorgt sie einen Grossteil der öffentlichen Gebäude in Merenschwand, wie die Schule, die Verwaltung, die Feuerwehr oder die Liegenschaften der Kirchgemeinde sowie die Post und die Raiffeisenbank mit Fernwärme. Auch genossenschaftliche Wohnüberbauungen, Industrieund Gewerbebetriebe sowie einige Mehrfamilien- und Einfamilienhäuser gehören zu den Kunden. Sie beliefert zirka 50 Gebäude im Contracting. Weitere Gebäude folgen in diesem Jahr. Die Holzwärme Merenschwand ist der grösste Holzwärmeverbund im Bezirk Muri. Die Heizzentrale besteht aus zwei Holzkesseln, denen die Holzschnitzel aus dem Silo und/oder dem Bunker zugeführt werden. Ein zweistufige Filteranlage kommt dazu. Ausserdem hat sie einen Notölkessel, der bei einem Notfall die Versorgung abdeckt. «Wir haben den bereits seit fünf Jahren, doch haben ihn noch nie wirklich gebraucht.» Dank der modernen Gebäudetechnik via Internet gelangt die Holzwärme effizient und optimiert zum Kunden und erlaubt auf Wunsch der Wärmekunden deren Betreuung vor Ort.

400 000 Liter Heizöl werden ersetzt

Die Holzwärme Merenschwand verheizt pro Winter 5000 Kubikmeter Holzschnitzel. 60 Prozent davon sind aus dem lokalen Wald des Forstreviers Reusstal-Lindenberg sowie zwei weiterer lokaler Forstunternehmer. Das Holz wird im Wald gehackt und in den 240-m3-Bunker eingebracht. «Sogar der Bezug der doppelten Holzschnitzelmenge aus dem Wald wäre möglich», erklärt Birrer. 20 Prozent stammen aus Restholz, Sägemehl und Hobelspänen aus der Kistenfabrik. Das Hacken erfolgt in der Produktionshalle und das Holz wird ins 420-m3-Silo eingeblasen. Weitere 20 Prozent sind aus dem Kundenrestholz, also zurückgenommenes Holz von gebrauchten Gebinden. Diese werden auf dem Vorplatz deponiert, vor Ort geschreddert und in den Bunker eingebracht. Die erzeugte Heizenergie ersetzt zirka 400 000 Liter Heizöl pro Winter. Peter Birrer ist überzeugt: «Holzwärme ist ein ökologisch sinnvolles Heizsystem, das CO2-neutral, nachhaltig, lokal, weitsichtig und ökonomisch ist.»

Am vergangenen Freitag wurde das 20-Jahr-Jubiläum der Holzwärme Merenschwand auf dem Firmengelände der Kistenfabrik mit vielen zufriedenen Wärmekunden sowie am Bau und Betrieb beteiligten Unternehmern gefeiert. Mit einem Rundgang wollten sie den geladenen Gästen einen Eindruck vermitteln, wie sie arbeiten. Vor allem aber wollten sie den persönlichen Kontakt mit Wärmekunden, Lieferanten und anderen Partnern pflegen. «Feuriges» gabs vom Grill und für die musikalische Umrahmung sorgte die Band «Otrava» und etwas später am Abend die Sängerin Rahel Baer. «Ein gelungener Anlass», meint Birrer glücklich. Birrer sieht den Verbund Holzwärme Merenschwand als gemeinsamen Beitrag gegen die Klimaerwärmung und dankt allen Wärmekunden für ihre Weitsicht und ihr Vertrauen.


Die Kistenfabrik

Die Kistenfabrik AG Merenschwand fertigt Transportverpackungen aus Holz an. Im Laufe der Zeit hat sich dies von Bananenund Schokoladenkisten über Getränkegebinde zu individualisierten Ladungsträgern (Paletten) und komplexen Verpackungslösungen mit Containerstau für den Versand von Gütern in alle Welt gewandelt und entwickelt. Diese Leistungen werden von zirka 25 Mitarbeitenden erbracht. Sie verabeiten zirka 5000 Kubikmeter Massivholz aus dem Schweizer Wald und zirka 10 000 Kubikmeter Sperrholz.


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