Unbezwingbar auf der Heimstrecke

  30.08.2022 Sport

Gian und Yves Bütikofer überzeugten beim Heimrennen in Hägglingen

Der Veloclub aus Hägglingen organisierte das letzte Rennen der Serie um den Argovia-Vittoria-Fischer-Cup. «Wir verstehen uns auch als Nachwuchscup», erklärt OK-Präsident Patrick Geissmann. Denn er ist überzeugt: «Kinder brauchen Vorbilder und Idole.» Und diese liefert der VC Hägglingen gleich reihenweise.

Alexander Wagner

Gian Bütikofer aus Hägglingen lässt bei seinem Heimrennen nichts anbrennen: Der 19-jährige Hägglinger ging von Beginn weg in Führung und liess sich diese nicht mehr nehmen. Er gewann mit über 13 Sekunden Vorsprung. Auch in der Gesamtwertung siegte er überlegen. Dabei hatte er nicht nur Erfolg, sondern auch viel Freude: «Es ist richtig cool, hier zu fahren. Man sieht viele ehemalige Schulkollegen, weil ich ja in Hägglingen mit dem Radsport begonnen habe», betont der zwei Jahre ältere der Bütikofer-Brüder. Druck verspürt er dabei überhaupt keinen: «Nein, es macht einfach viel Freude und überall auf der Strecke feuern mich die Leute an», weiss er um den Vorteil der Heimstrecke.

Dabei ging er schon auf den ersten Metern weg. Das war gewollt so. «Ich bin etwas zu schnell gestartet», gibt er zu. Aber das war sein Plan, den er zusammen mit seinem Coach ausgeheckt hat: «Das habe ich bewusst gemacht. Zum Ausprobieren, wie ich mich erholen kann und was ich auf der Fläche einstecken kann», erläutert er seine Renntaktik. Doch in der Ebene fehlte ihm etwas die Kraft, denn er ist mit nur 62 Kilo bei einer stattlichen Grösse von 182 Zentimetern ein absolutes Leichtgewicht. «Dabei kann ich essen, was ich will», betont er. Und sein Vater ergänzt daneben lachend: «Das können wir nur bestätigen. Wir kommen kaum nach.» Dafür ist der Bergfloh bei den Anstiegen nicht zu halten. Der Kantischüler, der die Sportschule in Buchs besucht, konnte seinen Heimerfolg so richtig geniessen, denn bereits nächste Woche steht auf dem reich befrachteten Rennkalender wieder eine weitere Reise an als nur um die Ecke in Hägglingen: Er wird mit der U23-Nationalmannschaft im Südtirol starten.

Vielleicht doch etwas mehr Druck

Spass hatte auch der 17-jährige Yves Bütikofer: «Es ist schön, wenn man zu Hause starten kann. Ich kenne ja die Strecke», ergänzt er augenzwinkernd. Wenn er eine Rennstrecke nicht persönlich rekognoszieren kann, dann trainiert er vor den Rennen in Hägglingen. «Aber es ist vielleicht schon etwas mehr Druck, denn alle erwarten etwas vom Lokalmatador», gibt er zu. Am Ende landete er vor seiner Haustür bei der U19-Kategorie auf dem vierten Rang. Im Gegensatz zu seinem Bruder, der sich auf das Mountainbike fokussiert hat, ist er auch immer wieder auf der Strasse im Einsatz. Jetzt plant der Tief bauzeichnerlehrling, der seine Lehre in Muri absolviert, nächste Woche einen Start am Mehretappenrennen GP Rüebliland.

Viele Einheimische dabei

Aber auch in den Junioren- und Plauschkategorien starteten zahlreiche weitere Akteure aus Hägglingen. Mit dabei auch viele ambitionierte Velofahrer, die regelmässig im Veloclub trainieren, aber eher weniger an Rennen teilnehmen. Die Möglichkeit, direkt vor der Haustür an den Start zu gehen, liessen sich aber viele nicht nehmen. Obwohl die Hitze, je länger der Renntag dauerte, desto drückender wurde.

Eine besondere Attraktion war das Militär-Radquerrennen. Die mehrheitlich sehr routinierten Fahrer schenkten sich nichts. Auch wenn er ganz hinten im Feld landete, war Pius Zimmermann mit Jahrgang 1936 der absolute Publikumsliebling und wurde von den zahlreichen Zuschauern im Zielgelände jeweils auch mit einer Welle empfangen. «Die Militärradfahrer und besonders Zimmermann sind für uns ein Publikumsmagnet», freut sich der OK-Präsident Patrick Geissmann.

Alle packen mit an

Gian und Yves Bütikofer setzen mittlerweile voll auf den Radsport. Dabei waren sie lange polysportiv unterwegs und haben sich unter anderem auch im Fussball und Klettern probiert. Und sie kommen auch nicht aus einer Radsport-Dynastie, der Vater kickte früher selber in der 2. Liga beim FC Hägglingen. Dass das ganze Dorf zusammensteht, zeigt auch, dass der FC sämtliche Partien auswärts austrägt, damit die Radfahrer das gesamte Gelände für sich beanspruchen können. Und wer selber nicht in die Hosen stieg, half sonst mit: Die bekannte Bahnradfahrerin Michelle Andres wagte sich zwar nicht auf das Mountainbike, aber sie fungierte als versierte Speakerin.

Hägglingen hat wahrlich genug Vorbilder und Idole für die Jungen – und ist gerade dabei, noch weitere heranzuzüchten.


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