Ein warmes Daheim

  23.08.2022 Muri

Das Roth-Haus feiert seinen 25. Geburtstag mit einem Festakt

Alt-Bundesrätin Doris Leuthard lobte in ihrer Festansprache zum Jubiläum die Arbeit, die die Institution leistet. Sie dankte allen, die zu der 25-jährigen Erfolgsgeschichte des Roth-Hauses beigetragen haben.

Susanne Schild

«Die Stärke eines Landes misst sich am Wohl der Schwachen», sagt Alt-Bundesrätin Doris Leuthard zu Beginn ihrer Festansprache. Sich um die Schwachen zu kümmern, sei jedoch nicht selbstverständlich. Sie erzählt von ihren Reisen in Länder, in denen es den Schwachen nicht so gut gehen würde wie in der Schweiz. Deshalb sei sie stolz, hier leben zu dürfen. In einem Land, wo es Institutionen gebe, die für Menschen da sind, die speziell sind.

Schweizweit gebe es 44 300 solcher Institutionen. Institutionen wie das Roth-Haus. «Hier werden die Menschen geachtet. Hier finden sie ein Zuhause, eine Aufgabe und die Möglichkeit, glücklich zu sein. Und natürlich ist das Roth-Haus die beste aller sozialen Institutionen in der Schweiz», sagt sie mit einem Augenzwinkern. Dann räumt sie ein: «Allerdings bin ich keine Expertin.»

Menschen mit Beeinträchtigung gehören zu der Gesellschaft

Der Mensch sei ein spezielles Lebewesen und Menschen mit Beeinträchtigung seien noch spezieller. «Sie haben unsere Hilfe und unsere Begleitung nötig», betont Doris Leuthard. «Menschen mit Behinderung dürfen nicht, wie das leider früher oft passiert ist, ausgegrenzt werden. Sie gehören zu uns und leben unter uns», ist auch Harold Külling, Präsident der Stiftung Roth-Haus, überzeugt. «Diese Menschen müssen in geeigneten Institutionen betreut werden können und das bestmöglichst.» All das biete das Roth-Haus. «Ein Daheim, wo gelacht, gelebt, aber auch manchmal gestritten wird. Ein Daheim, das glücklich macht», wie Doris Leuthard das Roth-Haus beschreibt.

«Es geht einzig und allein darum, dass es unseren Klientinnen und Klienten gut geht. Denn das Niveau einer Zivilisation misst sich nicht zuletzt daran, wie sie ihre schwächsten Glieder, Menschen mit Behinderung, behandelt», ist Harold Külling überzeugt.


Institution, die zu Muri gehört

Geburtstagsfest des Roth-Hauses mit Alt-Bundesrätin Doris Leuthard und einer Weltpremiere

Es war ein Abend mit vielen Höhepunkten. Alt-Bundesrätin Doris Leuthard hielt die Festansprache zum Jubiläum. Und das Jugendsinfonieorchester Aargau präsentierte eine Welturaufführung. Unvergessliche Momente als Geburtstagsgeschenk für das Roth-Haus.

Susanne Schild

«Natürlich ist das Roth-Haus die beste aller sozialen Institutionen in der Schweiz», sagt Doris Leuthard mit einem Augenzwinkern und lacht dabei die Gäste an. Und weiter: «Allerdings bin ich keine Expertin.» Verbesserungspotenzial gebe es immer und überall. «Doch eine starke Gesellschaft ist in der Lage, zu reflektieren und nach Lösungen zu suchen. Die Stärke eines Landes misst sich am Wohl der Schwachen», ist sie überzeugt.

Auch für Stiftungsratspräsident Harold Küllinger misst sich das Niveau einer Zivilisation daran, wie sie ihre schwächsten Glieder behandelt. «Menschen mit Behinderung müssen in geeigneten Institutionen betreut werden können.» Denn das sei für die Eltern und Beistände sehr wichtig. «Sie müssen wissen, dass ihre Angehörigen die bestmögliche Betreuung haben.»

«Im Roth-Haus werden die Menschen geachtet. Hier finden sie ein Zuhause, eine Aufgabe und die Möglichkeit, glücklich zu sein», ist auch die Alt-Bundesrätin überzeugt.

Kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit

Um die bestmögliche Betreuung zu gewährleisten, habe man das Roth-Haus an- und umgebaut. «Wir haben für alle Bewohnerinnen und Bewohner Einzelzimmer geschaffen. Damit betreiben wir aber keinen Luxus und schaffen auch kein architektonisches Denkmal für den Stiftungsrat, sondern wir entsprechen damit einer Notwendigkeit. Es geht einzig und allein darum, dass es unseren Klientinnen und Klienten gut geht», streicht Külling heraus. «Um die Schwachen zu unterstützen, ist aber auch Geld von der öffentlichen Hand nötig», räumt Doris Leuthard ein. «Aber hier sind die Steuer- und Spendengelder am richtigen Ort eingesetzt», bekräftigt Harold Külling.

Genauso wichtig wie die Finanzierung sei aber die Arbeit der Freiwilligen, so Doris Leuthard weiter. Ein Besuch, ein Lächeln oder ein Spaziergang seien sehr wichtig. «Deshalb müssen wir uns immer wieder fragen, was wir dazu beitragen können.»

Roth-Haus liegt im Herzen von Muri

«Das Roth-Haus ist eine Institution, die zu Muri gehört. Das Gebäude liegt im Herzen von Muri direkt unterhalb der grandiosen Klosterfassade», sagt Külling. Von der Gründung des Roth-Hauses an sei damit ein wichtiger Grundsatz für die Behandlung von Menschen mit Behinderung beachtet worden. «Sie gehören nicht irgendwo an den Rand von der Gesellschaft, sondern sollen mitten unter uns leben.» Man würde das das Prinzip der «Inklusion» nennen. Menschen mit Behinderung dürften nicht ausgegrenzt werden. «Sie gehören zu uns und leben unter uns», sagt der Stiftungsratspräsident.

Doch eine Institution für Menschen mit Behinderung könne noch so gute Räumlichkeiten haben, könne am bestmöglichen Ort liegen, das alles helfe nichts, wenn nicht das geeignete Personal vorhanden sei. «Unsere Betreuerinnen und Betreuer sind das Rückgrat unserer Institution.» Er bedankt sich bei den 65 Angestellten, die sich unter Geschäftsleiter Uwe Tischer um 28 Bewohnerinnen und Bewohner und 6 Externe kümmern. Doch auch an die Klientinnen und Klienten wendet er sich persönlich: «Ihr seid herzlich willkommen, um euch geht es nämlich. Aber nicht nur heute, sondern an allen 365 Tagen im Jahr.»

Dass das Roth-Haus kein «Schönwettersystem» ist, weiss Harold Külling. Das habe sich in der Zeit der Pandemie gezeigt, die noch zufälligerweise mit der schwierigen Umbauphase und dem Leben im Provisorium verbunden war. Jetzt sei das Roth-Haus gut gerüstet für die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft.

«Menschen mit einer Behinderung gehören einfach zum Leben dazu. Der Zustand unserer Gesellschaft misst sich auch daran, wie wir mit ihnen umgehen. Das Roth-Haus hat dazu seit 25 Jahren einen Beitrag geleistet. Es wird auch die nächsten 25 Jahre einen ebenso guten Beitrag dazu leisten», ist Harold Külling überzeugt.

Unvergessliche Premiere als Geburtstagsgeschenk

Wenn Doris Leuthard irgendwo auftritt, steht sie häufig im Mittelpunkt und ist der krönende Höhepunkt. Doch an diesem Geburtstagsfest im Klostersaal strahlten 67 junge Musikerinnen und Musiker im Alter zwischen 16 und 26 Jahren noch heller als die Alt-Bundesrätin. «Heute kommen hier zwei kulturelle Leuchttürme zusammen», stellte die künstlerische Co-Leiterin Stefanie Braun richtig fest. «Es vereint sich das Feuer des kulturellen Leuchtturms Künstlerhaus Boswil mit der Strahlkraft des Roth-Hauses.»

Und auch das Publikum war begeistert von der Darbietung des Jugendsinfonieorchester Aargau. Schon die Ouvertüre zur Zauberharfe von Franz Schubert unter der Leitung von Hugo Bollschweiler sorgte für grossen Applaus. Doch dann folgte eine unvergessliche Premiere als Geburtstagsgeschenk. «Es ist eine Welturaufführung, zumindest abgesehen von einer kleinen Tournee Anfang August: die Komposition von Mischa Tapernoux», erklärt Stefanie Braun. Der eigenwillige Klezmer-Stil, der aus der jüdischen Tradition stammt, ein balkanöser Eintopf mit einer Prise Pavarotti mischte sich mit den vollen, berührenden Klängen des Sinfonieorchesters. Tapernoux’ Klezmer-Band «Otrava» gab den Ton an und das Orchester sog die Melodie auf.

«Eine Art von Musik, die man so vielleicht noch nie gehört hat und die das Leben in seiner ganzen Kraft und mit seinen ganzen Facetten in sich trägt», sagte Stefanie Braun.


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