Chancenlos beim Cupfest

  23.08.2022 Sport

FC Muri unterliegt FC Winterthur mit 0:7

Der Gegner aus der Super League war zu stark für Muri. Trotzdem gab es ein Cupfest.

Die 1150 Zuschauer im Stadion Niedermatten in Wohlen sehen, wie der FC Muri früh in Rückstand gerät – und sich danach aber wacker schlägt. Zumindest im ersten Durchgang. Es gab ein friedliches Cup-Spiel mit bestem Wetter und toller Atmosphäre. Dennoch ist FC-Muri-Trainer Piu angesäuert. --spr


Vollgas trotz Stau

Fussball, Schweizer Cup: FC Muri – FC Winterthur 0:7 (0:3) – Am Mittwoch gegen Rotkreuz (20 Uhr, Wohlen Niedermatten)

Der FC Winterthur steht im Gubrist im Stau und kommt zu spät ans Spiel. Trotzdem überfahren sie den FC Muri mit Vollgas. 0:7 vor 1150 Zuschauern beim «Heimspiel» in Wohlen. Es war ein Cupfest, das nicht nur glückliche Gesichter hinterliess.

Stefan Sprenger

Piu kann nicht lachen. Es ist nicht die Niederlage, die den Trainer des FC Muri stört. Auch, dass man sieben Tore gegen ein Team aus der Super League kassiert, ist für ihn «kein Problem». Denn: «Fussball ist unser Hobby. Für die Winterthurer ist es ihr Beruf. Das hat man gesehen auf dem Platz.» Was Piu sauer aufstösst, geht viel tiefer. «Ich sehe keine Entwicklung im Team. Wir kommen nicht vorwärts und machen immer die gleichen Fehler.»

Doppelter Pfosten von Buess

Der FC Winterthur geht das Spiel seriös an. Um 12 Uhr mittags fährt man los Richtung Freiamt. Aufgrund eines Unfalls im Gubrist steckt der Car eine halbe Stunde fest, ohne auch nur einen Zentimeter zu fahren. «Winti» kommt zu spät, die Partie wird mit 30 Minuten Verspätung angepfiffen. Aber die Profis aus Winterthur sind trotzdem hellwach und geben Vollgas. 9. Minute. Eckball. Tobias Schättin steht alleine da und kann einschieben. 1:0 für den Favoriten. «Ohne Gegenwehr», sagt Piu. «Wir müssen richtig verteidigen und nicht nur den Ball anschauen.» Der FC Muri wehrt sich danach mit Händen, Füssen – und der Torumrandung. Der FC Winterthur trifft in der ersten Halbzeit viermal den Pfosten.

Zweimal davon ist der Absender Roman Buess. Der Stürmer der Winterthurer mit Vergangenheit beim FC Wohlen. Nach dem Spiel sitzt er auf der Bank, wirkt enttäuscht. Was ist los? «Als Stürmer willst du immer ein Tor machen. Heute habe ich wohl kein Zielwasser getrunken, kein Tor gemacht. Das nervt mich», so der 29-Jährige. Buess kassierte einen Schlag auf das Schienbein und wird zur Halbzeit sicherheitshalber ausgewechselt. Zu diesem Zeitpunkt führt Winterthur schon 3:0. Denn kurz vor dem Seitenwechsel zirkelt Matteo Di Giusto aus der Distanz das 2:0 ins Tor. Und Roy Gelmi staubt nach einem Eckball zum 3:0 ab. «Wieder nach einem Eckball. Wir schauen nur zu», sagt Muri-Trainer Piu.

Positiv? «Wir haben kein Stängeli kassiert»

Der FC Winterthur lässt auch im zweiten Durchgang nicht nach. Thibault Corbaz (48.), der mit der Muri-Abwehr Katz und Maus spielt, Francisco Rodriguez (55.) mit einem Kopfball knapp über der Grasnarbe, Florian Kamberi (71.) mit einem herrlichen Lupfer und der eiskalte Neftali Manzambi (85.) sorgen mit vier weiteren Toren für den 0:7-Endstand. Die Winterthurer Fankurve jubelt und erlebt in den Niedermatten einen herrlichen Nachmittag. «Diskussionslos. Wir sind dieses Spiel wie angekündigt topseriös angegangen. Wir können durch diesen Sieg Selbstvertrauen mitnehmen in die Meisterschaft», sagt Winterthurs Roman Buess.

Und der FC Muri? «Wenn wir so verteidigen, kassieren wir in der Meisterschaft die Gegentore genau gleich», sagt Piu. Der FCM-Trainer kritisiert: «Viele Spieler bringen ihre Leistung nicht. Hinten haben wir Löcher. Und nach vorne wirken wir ratlos.» Die Murianer haben nach 90 Minuten gerade mal zwei Abschlüsse zu verzeichnen, man kommt kaum aus der eigenen Platzhälfte. «Die Räume wären da gewesen. Aber nach der Balleroberung wissen wir nicht, was wir mit der Kugel machen sollen.» Nach zwei Pässen landet der Ball meist wieder beim Gegner. Sieht denn Piu nichts Positives an diesem Cup-Auftritt? «Doch. Wir haben kein Stängeli kassiert.»

«Dann können wir einpacken»

Piu hat das Lachen nicht verlernt. «Es war mehr oder weniger ein schöner Tag. Das Wetter war gut. Die Stimmung prima.» Aber er blickt eben schon weiter. Am Mittwoch (20 Uhr) spielt Muri in der Meisterschaft gegen Rotkreuz – ebenfalls auf den Niedermatten. «Wenn wir so verteidigen wie gegen Winterthur, können wir einpacken.» Gesetzt in der Innenverteidigung sind gemäss Piu nur Belmin Mrkonja (wenn er fit ist) und Jan Burkard. «Die anderen können ja eine Nummer ziehen, wer spielt.» Piu, für einmal ein Schwarzmaler. Oder doch ein Realist?

Burkard: «Sonst wäre es vielleicht spannend geworden»

Muri-Verteidiger Jan Burkard spricht von einem «tollen Erlebnis vor schöner Kulisse». Es sei schade gewesen, dass man das 0:1 nicht in die Pause retten konnte. «Sonst wäre es vielleicht nochmals spannend geworden.» Gemäss Burkard hat die Einstellung des Teams gepasst. Es wurde gekämpft. Aber auch er sieht die Mängel. «Die Zustimmung in der Defensive stimmt noch nicht. Das hohe Tempo der Winterthurer konnten wir, je länger das Spiel dauerte, nicht mehr mithalten.» Wenn man so auftritt wie zwischen der 15. und der 40. Minute, dann «werden wir auch in der Meisterschaft bald die ersten Punkte holen», so Burkard.

Nun gehts gegen Rotkreuz. Die haben 0 Punkte, 0 Tore. Die Aufsteiger Muri und Rotkreuz stehen gemeinsam am Tabellenende. «Gegen Rotkreuz haben wir letzte Saison zwei Mal verloren. Jetzt sind sie noch stärker. Wenn wir so verteidigen wie gegen Winterthur, dann wird das ein heisser Tanz.»


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