Der Wunsch nach «Terra mistica»

  23.08.2022 Region Unterfreiamt

«Grabenstorf»: Geglückte Premiere im Graben von Sarmenstorf

 

Das Projekt «Grabenstorf» des kreativen Theatervereins «ad hoc» fand am vergangenen Freitag seinen Höhepunkt. Die Premieren-Besucher waren begeistert.

Monica Rast

Die Sarmenstorfer sind seit geraumer Zeit am Buddeln. Sei es in der Erde, in Geschichten, zu Forschungszwecken oder um Theater zu spielen. Ein wenig verrückt muss man schon sein, um ein Stück in einer Grube aufzuführen. Doch passender hätte die Bühne nicht sein können und das Publikum fühlte sich als Teil der Geschichte.

Schon der Eremit Jakob Heigele versuchte mit unkonventionellen Mitteln Geld für seine armselige Wendelinskapelle zu verdienen. Gebeine aus Rom machten die kleine Kapelle zu einem Wallfahrtsort und es wurde sogar behauptet, sie liessen Wunder geschehen. Doch dem lasterhaften Waldbruder wurde das Handwerk gelegt und die Gebeine zu Pulver zerstampft. Sollte nun dieses Pulver die Ursache der äusserst beliebten «Terra mistica» sein? Irgendetwas muss dran sein, denn schon bei der Ticketausgabe wurden zahlreiche streng limitierte Säcklein verkauft.

Angebot und Nachfrage

Eigentlich sollten mit den organisierten Grabungen und dem Verkauf der Wundererde das Ansehen und die finanzielle Lage von Grabenstorf verbessert werden. Zahlreiche Vereine sind beteiligt und helfen tatkräftig mit, die besondere Erde zu vermarkten. Doch mit dem steigenden Gewinn werden die Beteiligten immer unzufriedener.

Auch sie möchten etwas für sich. Der Musikverein neue Instrumente, der Fussballclub einen Kunstrasen und der Turnverein einen neuen Hallenboden. Nachts versuchen die Leute, sich heimlich in die Grube zu schleichen, um sich mit dem Verkauf der Erde zu bereichern.

Eine nicht ganz einfache Situation für den frühpensionierten Firmensanierer Manfred Graber, genannt «Grabowski» (Hans Melliger). Auch das Trio der Dauerbeobachterinnen (Heidi Baur, Maria Baur und Margrit Massmann) tritt an Grabowski heran. Für das letzte Stück Zufahrtsrecht soll er drei Edelflitzer klarmachen. Zudem schnüffelt eine Heigele-Forscherin (Christina Stettler) in alten Unterlagen herum. Das ganze Projekt gerät ins Wanken. Als dann noch die junge Baggerin Barbara Gruber (Petra Stutz) schwere Anschuldigungen gegen Grabowski vorträgt, ist dieser gezwungen zu handeln.

Ein Investor muss her. Don Maraffino (Felice Lojacono) aus Italien soll nun von der mystischen Erde überzeugt werden. In einer gut durchdachten Inszenierung soll die Erde an den Mann gebracht werden. Dass nicht alles reibungslos ablaufen kann, ist ja klar. Ein nächtlicher Unfall lockt zudem noch die Polizei in die Grube. Alles droht aufzufliegen. Oder doch nicht? Auf jeden Fall hat die Erde in Grabenstorf einiges mit den Einwohnern, freiwillig oder nicht, angestellt.

Steine rollen

Immer wieder hört man leise die losen Steine in die Grube rollen. Doch der Stein, der der Regisseurin Eva Mann vom Herzen fiel, war leise, aber umso schwerer. «Ich bin um einige Kilo leichter», meint Eva Mann strahlend. Der Auftakt dieser einmaligen Inszenierung war geglückt.

Die Nervosität und der «Schlotteri» bei der Regisseurin vorbei. Es war eine intensive Zeit, vieles hatte sie zum Gelingen beigetragen. «Nun sind sie flügge und brauchen mich nicht mehr», meint sie ein wenig wehmütig über die entstandene Leere. Doch gleichzeitig ist sie überaus stolz auf die Schauspieler und Schauspielerinnen, die sich nun selbstständig aufwärmen und ihre Fehler bemerken.

«Ich bin du, schau zu», erinnert sich Hans Melliger an den Satz seiner Regisseurin, wenn sie erklärend in die Grube stieg und damit fertig war, als sie schon wieder am Grubenrand stand. «Regie im Speedgraben», erklärt Hans Melliger das Energiebündel Eva Mann schmunzelnd. Auch ihm fiel ein grosser Stein vom Herzen bei der Verdankung. Die Kompositionen von Jonas Arnet haben diverse Unter- und Obertöne, vereint in einer wunderbaren musikalischen Tiefe, die einiges zur Stimmung beitragen. Ebenso perfekt auf die Geschehnisse in der Grube abgestimmt ist das Lichtdesign von Martin Brun. Den Zuschauern gefiel die Inszenierung in der Grube. «Es ist einmal etwas ganz anderes», hörte man rundherum von den Anwesenden wohlwollend. «Was vor vier Jahren begann, kommt nun zum Ende», meint Edith von Arx, Präsidentin des Vereins Theater ad hoc, über die gelungene Premiere. «Von der grünen Wiese bis in die Grube steckten sie ihre Seele und das ganze Herz hinein», meinte sie über die zwei Männer der Produktionsleitung: Hans Melliger und Stefan Hegi.

«Schön, dass so etwas möglich ist», meint Josefine Krumm über die aussergewöhnliche Bühne und das unterhaltsame und abwechslungsreiche Stück, das sicherlich weitere Besucher nach Grabenstorf locken wird. Denn eines ist sicher: Die Grube hebt definitiv die Stimmung und sorgt für einen unvergesslichen Abend.

Vorstellungen jeweils um 20.15 Uhr vom 26. August bis 23. September. www.grabenstorf.ch.

 


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