Premiere auf dem eigenen Hof

  23.08.2022 Sport

800 Zuschauer und 32 aktive Schwingerinnen kamen an das Eidgenössische Frauen- und Meitlischwingfest in Uezwil

Bereits 2018 und 2019 wurde im Rahmen des Hoffestes in Uezwil ein Schwingfest für die Mädchen und Frauen organisiert. Diesmal gab es im idyllisch gelegenen Uezwil sogar noch eine Steigerung: Erstmals ging das «Eidgenössische» für die Frauen über die Bühne oder wohl besser durch das Sägemehl.

Alexander Wagner

Rund 800 Schaulustige liessen sich auch von den kurzen Regenschauern nicht abhalten und fanden den Weg auf den Hof der Familie Michel in Uezwil. Bei den allerkleinsten Schwingern greifen die Knaben und Mädchen noch in einer Kategorie zusammen. Auch der erst sechsjährige Dominik Zwingli durfte oder musste sich mit den Mädchen messen. Für ihn war es ein ganz besonderes Fest in mehrerlei Hinsicht: Zum einen war es für ihn das allererste Schwingfest in seinem Leben, und dies noch auf dem eigenen Hof. Dominik ist der Göttibub und Neffe von OK-Präsident Patrick Michel, der nicht nur den Hof führt, sondern auch das Speiserestaurant Traube in Küttigen. Dominik ist seit März im Schwingklub und trainiert schon regelmässig im Sägemehl.

Ganz anders als seine Schwester Lea Zwingli. Auch sie bestritt auf dem Hof der Familie ihr erstes Schwingfest. Und dies, obwohl sie noch nie im Sägemehl gestanden war. «Es ist schon sehr speziell, ich gebe alles», erklärte sie nach dem vierten Gang. Ihre Gegnerin platt auf den Rücken zu legen, lag für sie nicht drin. «Ich ha sie eifach ned möge», erklärte sie lächelnd. Aber sie wehrte sich geschickt, wand sich auch aus schier ausweglosen Situationen heraus und erreichte einen gestellten Gang, ein Unentschieden im Schwingen. «Ich bin in keinem Schwingklub und hatte vorher auch kein Training», gibt sie zu. Was sie denn vom Schwingen weiss oder bereits kann? «Ich habe mir ein Buch über das Schwingen angeschaut und so versucht, etwas zu lernen. Zudem haben mir meine Familie und mein Götti einiges erzählt», erklärt die 12-Jährige keck. Obwohl sie keine Chance auf die vorderen Plätze hat, ist sie mit Feuereifer dabei. «Es macht riesigen Spass», meint sie lachend, bevor sie sich zurückzieht und sich auf den nächsten Gang vorbereitet.

Etwas ist doch wie bei den Männern

Beim Eidgenössischen Schwingfest der Frauen geht es gemütlicher zu als beim ESAF der Männer. Man kennt und schätzt sich. Und alle sind mit Feuereifer dabei wie die kleine Lea Zwingli. Seien es die zahlreichen Helfer, welche praktisch alle von den Organisatoren selber rekrutiert wurden, das OK oder die Kampfrichter. Als die «Rächelibuebe» angekündigt wurden, ging ein Raunen durch die rund 800 Zuschauer. Denn es waren keine Knaben, sondern gestandene Männer mit Bärten, welche die drei Schwingplätze wieder tadellos für den nächsten Gang herrichteten. Dafür fehlten die «Täfelibuebe», welche ankündigen, wer gerade im Sägemehlring kämpft. So fragte einer seinen Kollegen, wer denn jetzt gerade «an der Arbeit» sei. «Kei Ahnig», meinte dieser lachend und nahm einen Zug an seiner Zigarre. Aber sie genossen es wie alle anderen Zuschauer. Das OK freut sich über jeden Besucher. Sie wollen eine möglichst stimmungsvolle Atmosphäre für die Schwingerinnen schaffen. Aber sie sind in der komfortablen Lage, dass Sponsorenchef Rolf Müller über ein grosses Beziehungsnetz verfügt und viele treue Sponsoren den Anlass unterstützen und so einen ansehnlichen Gabentempel im Wert von rund 25 000 Franken für die Schwingerinnen bereithielten. Was aber gleich ist wie bei den Männern: Auch bei den Frauen dominieren die Athleten aus dem Kanton Bern.

Von der Schwingerin zur Ehrendame

In Uezwil war es das dritte Schwingfest, aber das erste Eidgenössische. Anders als bei den Männern wird jedoch nicht die Siegerin von Uezwil die neue Schwingerkönigin, sondern die Beste der Jahreswertung. Die Jahreswertung führt Diana Fankhauser vor drei weiteren Bernerinnen an. Fränzi Rickenbacher schaffte es in Uezwil zum ersten Mal in ihrer Karriere in den Schlussgang und auf den zweiten Rang. Damit ist ihre Saison als aktive Schwingerin zwar abgeschlossen, trotzdem steht noch ein weiteres Highlight auf dem Programm: Am nächsten Sonntag verwandelt sie sich von der engagierten Athletin zur eleganten Ehrendame und wird am ESAF in Pratteln die begehrten Kränze verteilen dürfen.


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