Hunde in der Schwingerarena

  19.08.2022 Region Oberfreiamt

Röbi Betschart vereint zwei Leidenschaften

Er war Schwinger, holte Kränze. Und nun ist die Rottweiler-Zucht die grosse Leidenschaft von Röbi Betschart. Die Verbindung zum Schwingsport ist aber nie abgebrochen. Auch darum kam es am «Eidgenössischen» in Estavayer und in Zug zu einer ganz speziellen Aufgabe: Betschart und sein Team bewachten nachts mit Rottweilern die Arena. Er erzählt darüber und freut sich, in Pratteln «einfach geniessen» zu können. --ake


Der Böse und die bösen Hunde

An den letzten «Eidgenössischen» bewachte Röbi Betschart mit seinen Rottweilern die Arena

Er war selber Schwinger, holte zwei Kränze an Teilverbandsfesten. Seit einigen Jahren ist aber die Rottweiler-Zucht die grosse Leidenschaft von Röbi Betschart. Mit seinem Team «Vom Schwingerhuus» bewachte er in Estavayer und in Zug die Schwingerarena. Nun freut sich Betschart, das «Eidgenössische» in Pratteln ruhiger angehen zu können.

Annemarie Keusch

Die Schwinger werden die Bösen genannt. Böse sind sie aber nicht. Und auch Röbi Betscharts Hunde sind ganz zutraulich. «Sie sagt nur Grüezi», sagt Betschart, als Xari, eine seiner Rottweiler-Hündinnen, auf die Journalistin zugeht. Man glaubt es ihm. Und es ist auch so. «Rottweiler sind keine Kläffer und sie sind nicht aggressiv.» Während des Gesprächs sitzt Xari unter dem Tisch, manchmal geht sie darum herum. «Viele Leute haben Respekt oder Angst vor Rottweilern, eigentlich zu Unrecht», ist Röbi Betschart überzeugt. Die starke Ausstrahlung sei wohl ein Grund dafür. Und es ist diese Ausstrahlung, die Stärke und die Disziplin, die Röbi Betschart fasziniert an den Rottweilern. Seit 1999 ist die Zucht seine grosse Leidenschaft.

Mit seiner Frau Cornelia und Sohn Severin wohnt er auf einem ehemaligen Landwirtschaftsbetrieb ausserhalb von Benzenschwil. Seine Frau wuchs gleich nebenan auf. «So haben wir gehört, dass der Hof verkauft wird», erklärt Röbi Betschart. Seit 2004 ist das hier ihre Heimat. «Hier haben wir genug Platz für unsere Hunde», sagt er. «Rottweiler vom Schwingerhuus» heisst ihre Zucht. Zufall ist das nicht. Denn vor den Hunden war das Schwingen die grosse Leidenschaft von Betschart.

Total fünf Kränze

«Klassisch.» So beschreibt er seine Schwingerkarriere. Über die Jungschwinger kam er zum Sport. Die älteren Brüder führten ihn dazu. Leo war der erfolgreichste der vier Betschart-Brüder. «Er hat damals im siebten Gang Ernst Schläpfer gestellt und so den Weg für den Innerschweizer König Harry Knüsel geebnet.» Heute noch schwingt in Röbi Betscharts Bruder Stolz mit, wenn er davon erzählt. Und noch heute sagen die Freiämter, dass Knüsel, der Abtwiler, eigentlich einer von ihnen ist. Genau wie die Betscharts, die in Sins aufwuchsen. «Der Schwingklub Cham-Ennetsee war für uns irgendwie näher», erklärt sich Betschart. Fünf Kränze holt auch er total, zwei davon an Teilverbandsfesten. «Für mehr reichte es nicht.» Aber dem Schwingen blieb er eng verbunden, besucht Schwingfeste, hilft im Verein mit.

Und Betschart kennt die Freiämter Schwinger bestens. Er erklärt: «Wir lebten einige Jahre in Mellingen. Von dort aus trainierte ich mit den Freiämtern, den Vätern von Lukas Döbeli und Joel Strebel, mit Stefan Strebel, mit Leonz Küng, mit Matthäus Huber. Damals noch in einem kleinen Keller des Schulhauses Halde in Wohlen.»

Auch um Unfällen vorzubeugen

Vor drei und vor sechs Jahren konnte Röbi Betschart seine beiden Leidenschaften verbinden – am «Eidgenössischen» in Zug und in Estavayer. Mit seinem Team bewachte er nachts die Schwingerarena. «Eine ganz spezielle Erfahrung», sagt Röbi Betschart. Über den Sicherheitschef des Schwingfests in Estavayer sei der Kontakt zustande gekommen. Betschart erzählt: «Während drei Tagen waren wir mit 14 Rottweilern vor Ort. In Zweierteams patrouillierten wir in der Arena und schauten dafür, dass niemand diese unberechtigterweise betritt.» In zwei Schichten teilten sie die Nächte auf. Und gebraucht habe es sie. «Es gibt Leute, die schneiden einfach die Kabelbinder der Abschrankungen durch und gehen hinein. Bei der Höhe der Tribünen kann das auch gefährlich werden, gerade wenn die Eindringlinge alkoholisiert sind.» Nennenswerte Zwischenfälle habe es aber nie gegeben. «Wenn wir mit den Hunden auf die Leute zugehen, braucht es oft keine Worte mehr. Und das, ohne dass die Rottweiler bellen.»

In Erinnerung geblieben ist ihm der Freitag in Estavayer nach dem Festumzug. «Der Abschluss war in der Schwingerarena und ganz viele Leute wollten diese einfach nicht mehr verlassen. Sie tollten im Sägemehl herum, einer wollte einen Sack davon mit nach Hause nehmen, sassen auf dem Richtertisch und einer wollte gar im Brunnen baden gehen. Ohne Hunde wäre es schwierig gewesen, diese Menge an Menschen aus der Arena zu bringen.» Für das nächstes Wochenende in Pratteln stattfindende «Eidgenössische» wurden die Betscharts nicht angefragt. «Vermutlich übernimmt dort die Grenzwache diese Aufgabe», mutmasst er.

«In Pratteln können wir einfach  geniessen»

Traurig ist Röbi Betschart darüber nicht. «Es waren schöne, aber auch anstrengende Erfahrungen.» Gerade drei Nächte hintereinander, das sei schon zäh. «Und tagsüber konnten wir auch nicht richtig schlafen. An Schwingfesten sehen wir viele bekannte Gesichter, plaudern. Natürlich wollen wir auch das Schwingfest mitverfolgen. Ja, der Schlaf kam an diesen beiden Wochenenden ganz sicher zu kurz.»

Seine Frau wollte keine Hunde

In Pratteln wird es anders sein. Und darauf freuen sich er und seine Frau Cornelia. «Da können wir das ganze Wochenende einfach geniessen», sagt er. Die Vorfreude auf die Atmosphäre, aber auch auf den Schwingsport ist gross. Wer wird König? Röbi Betschart lacht. «Ich habe noch nie richtig getippt. Ein Innerschweizer wäre schön.» Am liebsten Pirmin Reichmuth, der wie er im Schwingklub Cham-Ennetsee Mitglied ist. «Ich wage es nicht auszusprechen.»

Es sind solch seltene Wochenenden, an denen die Betscharts ihre Rottweiler in die Obhut ihres Sohnes Severin übergeben. Seit Jugendzeit ist Röbi Betschart fasziniert von diesen Tieren. Und Cornelia Betscharts Meinung dazu: «In mein Haus kommt nie ein Hund.» Sie hat diese nach einem unschönen Moment, als in ihrem Haus in Mellingen eingebrochen wurde, geändert. «Mittlerweile vermisse ich sie als Erste, wenn wir nicht bei den Hunden sind», sagt sie lachend. Die Betscharts züchten auf Leistung, nehmen an Sporthundeprüfungen und -wettkämpfen teil. «Der Zeitaufwand ist grösser als früher fürs Schwingen», sagt Röbi Betschart.

Und doch ist in diesen Tagen das Schwingen mindestens genauso aktuell. Auch wenn die Betscharts rund um das «Eidgenössische» in Pratteln ihre beiden Leidenschaften nicht verbinden können.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote