Fussballfest im Exil

  19.08.2022 Sport

Fussball, Schweizer Cup: FC Muri tritt in Wohlen gegen den FC Winterthur an (Sonntag, 14.30 Uhr)

Traumlos für Muri: Der FC Winterthur aus der Super League heisst der Gegner im Schweizer Cup. Die Partie wird auf den Wohler Niedermatten ausgetragen. Gemäss Samuel Schäublin, OK-Präsident des Cupspiels, war die Zusammenarbeit mit Wohlen hervorragend.

Stefan Sprenger

Auf der Brühl wird der Kunstrasen eingebaut. In Sins, wo Muri den Grossteil seiner 1.-Liga-Heimspiele der Vorrunde austrägt, wäre der Cup-Knaller gegen den FC Winterthur kaum möglich gewesen. Also ist der FC Muri nach Wohlen ausgewichen. «Die Zusammenarbeit war sehr unkompliziert», sagt Samuel Schäublin. Er ist OK-Präsident dieses besonderen Cupspiels und als Beisitzer im Vorstand tätig. In Vergangenheit spielte der gebürtige Merenschwander schon für die erste und zweite Mannschaft der Murianer – und kickt heute noch bei den Senioren.

Der 33-Jährige sagt: «Der Aufwand ist gross. Es braucht viele Helfer und es muss einiges organisiert werden.» So werden beispielsweise rund 50 Helfer mit anpacken. Die Schwierigkeit war, dass die Partie kurz nach der Ferienzeit stattfindet. «Viele kommen frisch aus dem Urlaub oder sind gar noch weg», sagt Schäublin. So wird beispielsweise Präsident Michael Stadelmann ferienbedingt nicht an diesem Cupmatch dabei sein.

Schäublin und das OK haben aber alles im Griff. Mit dabei im OK ist auch Serena Forgione, die im Vorstand als Beisitzerin mithilft. Sie kennt die Begebenheiten bestens. Forgione war einst auf der Geschäftsstelle des FC Wohlen tätig. «Sie weiss also schon, wie es in Wohlen läuft, das ist ein Vorteil», so Schäublin.

FC Wohlen sehr hilfsbereit

Die Zusammenarbeit mit Wohlen sei von Anfang an unkompliziert gewesen. «Man unterstützt sich als Freiämter Nachbar. Unsere offenen Fragen wurden vom FC Wohlen stets geklärt», sagt Schäublin. Vom Präsidenten über den Restaurant-Chef bis hin zu Geschäftsstellenleiter Ronny Minkwitz (der früher auch bei Muri kickte) waren alle sehr hilfsbereit. «Der FC Wohlen hat mehr Erfahrung, wenn es um grosse Spiele geht. Das kam uns auch entgegen.»

Über 1000 Zuschauer?

Schäublin wünscht sich einen reibungslosen Ablauf und ein schönes Spiel, «wo der FC Muri hoffentlich möglichst lange den Grossen ärgern kann». Man erhofft sich über 1000 Zuschauer. Schäublin hofft, dass auch die Wohler in die Niedermatten pilgern und für einmal eben den FC Muri anfeuern. Die Fans des FC Muri müssen nun nach Wohlen und ihre Fussballparty im Exil feiern. Ein Problem? «Ich bin beim FC Muri immer so erzogen worden, dass man gegen Wohlen nicht verlieren darf. In den letzten Jahren hat sich diese Rivalität aber gelegt, man ist näher zusammengerückt», erklärt Schäublin und betont, dass es für die Murianer kein Problem sei, für dieses Spiel nach Wohlen zu kommen. Dass Muri und Wohlen «gute Freunde» sind, zeigt auch der Fakt, dass die finanziellen Fragen «sehr schnell und sehr fair» geklärt wurden. Übrigens: Ein paar Tage später (Mittwoch, 24. August) wird der FC Muri auch sein Heimspiel gegen den FC Rotkreuz auf den Wohler Niedermatten austragen.

«Winti»-Fans friedlich

Punkto Sicherheit hat man beim FC Muri keinerlei Bedenken. «Die Fans des FC Winterthur sind sehr friedlich», sagt er. Trotzdem sind acht Sicherheitsleute aufgeboten und man ist in Kontakt mit der Polizei – was aber Standard ist bei grösseren Fussballspielen. Die «Winti»-Fans werden im Gästesektor an zusätzlichen Grillund Bierständen verpflegt – und auch das Räber-Hüüsli wird geöffnet sein. «Wir freuen uns auf ein schönes Fussballfest», sagt Schäublin – und hofft insgeheim, dass David (FC Muri) den Goliath (FC Winterthur) ins Straucheln bringen kann.


Murianer bei Winterthur

Mit Airlind Dakaj spielt ein gebürtiger Murianer beim FC Winterthur. Der defensive Mittelfeldspieler hatte letzte Saison elf Einsätze in der Challenge League mit Winterthur. «Und jetzt freue ich mich auf das Duell mit meiner Heimat», sagt der 20-Jährige. Dakaj wurde in Muri geboren, zügelte als kleiner Bub mit seiner Familie nach Dottikon und später landete er in Brugg, wo er auch mit dem Fussballspielen begonnen hat. Beim FC Zürich durchlief er dann die Juniorenstufen bis zur U21 – und wechselte 2021 zum FC Winterthur (wo er noch bis 2023 einen Vertrag hat). Dakaj hat in der Region Wohlen, Muri und Sins noch zahlreiche Verwandte und sagt: «Muri ist meine Heimat.» Deshalb sei auch dieses Spiel im Schweizer Cup «eine ganz besondere Sache für ihn». Er sei sehr motiviert, wenn er denn zum Einsatz kommt. «Der Trainer entscheidet» sagt Dakaj, der davon träumt, einmal in Deutschland Fussball zu spielen. «Mal schauen, ob es reicht», sagt Dakaj, der auch schon ein Aufgebot für eine Trainingswoche der Kosovo-Nati erhalten hat. --spr


NACHGEFRAGT

«Wie Lottogewinn»

Immerhin für den FC-Muri-Trainer Piu wird das Cupspiel gegen den FC Winterthur ein Heimspiel sein. Der frühere FC-Wohlen-Spieler (und Trainer) freut sich auf das Spiel und sagt: «Wir werden nicht hinten reinstehen.»

Was ist Ihr Matchplan gegen den FC Winterthur aus der Super League?

Piu: Wir wollen ohne Druck und mit Freude in dieses Spiel gehen. Wir wollen es geniessen, gegen solch einen Gegner anzutreten. Wir werden versuchen, den FC Winterthur zu stören und wollen mitspielen. Wir werden nicht hinten reinstehen.

Läuft Muri dann nicht Gefahr, in eine heftige Kanterniederlage zu laufen?

Wir wollen Fussball spielen, uns verbessern und vorankommen. Solche Spiele muss man geniessen. Und wir werden natürlich versuchen, eine gute Balance zu ffinden, und das Hauptaugenmerk wird schon in der Abwehrarbeit sein.

Muri bezwingt Winterthur. Ist das möglich?

(Lacht) Möglich ist alles. Es ist wie wenn man Lotto spielt. Die Chance ist sehr gering. Aber wir haben elf Spieler, die einen Lottoschein ausfüllen. Und so steigen auch unsere Chancen. Voraussetzung ist, dass alle ihre Topleistung abrufen. Wenn Winterthur uns unterschätzt und wir über uns hinauswachsen, dann liegt etwas drin. Ein Sieg wäre aber wie ein Lottogewinn.

0:4 gegen Xamax und 2:6 gegen Solothurn. Der Saisonstart ging in die Hose.

Das lief nicht nach Wunsch. Wir haben gewusst, dass es schwierig wird. Wir brauchen noch Zeit, um uns zu finden. Wir packen das.

Aufgrund des Kunstrasenbaus muss der FC Muri dieses Spiel in den Wohler Niedermatten austragen. Ein Nachteil?

Nein. Viele unserer Spieler kennen die Niedermatten gut, haben schon oft dort gespielt. Das sollte also kein Problem sein. Wir hoffen sicherlich auf viele Leute, die den FC Muri anfeuern – egal ob sie aus Wohlen oder Muri kommen. Wir wollen den Fans ein erfrischendes Spiel zeigen. --spr


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