«Muri ist kein lockeres Los»

  17.08.2022 Sport

Cupkracher: FC Muri empfängt FC Winterthur

Er lancierte in Wohlen seine Profikarriere und war beim letzten grossen Cupspiel des FC Muri auch auf dem Feld: Winterthur-Stürmer Roman Buess.

«Das Cupspiel 2018 gegen Muri war richtig toll. Viele Fans, ein aufgeweckter Gegner – und ein 7:0-Sieg für uns», sagt Roman Buess, der damals bei St. Gallen spielte. In der Saison 2014/15 spielte er für den FC Wohlen und schaffte danach den Sprung in die Super League. Heute schiesst der Stürmer seine Tore für Winterthur. Am Sonntag (14.30 Uhr) reist er nach Wohlen in die Niedermatten und trifft erneut auf die Freiämter. «Der FC Muri ist kein lockeres Los.» --spr


«Ich liebe solche Spiele»

Fussball, Schweizer Cup: FC Muri – FC Winterthur (So, 14.30 Uhr, Niedermatten Wohlen) – Roman Buess im Fokus

Der FC Wohlen war sein Sprungbrett in die Super League. Nun kehrt Stürmer Roman Buess mit dem FC Winterthur zurück an alte Wirkungsstätte. Der 29-Jährige spielte vor vier Jahren schon gegen die Murianer im Schweizer Cup. Damals erzielte er für den FC St. Gallen zwei Tore. «Wirklich: Ich freue mich riesig auf dieses Spiel», sagt Buess.

Stefan Sprenger

Zwei Spiele. Zwei Pleiten. Zehn Gegentore. Mitten in den miserablen Saisonstart kriegt der FC Muri ein feines Zückerchen. Der Super-League-Aufsteiger FC Winterthur reist am Sonntag ins Freiamt. Das Cupspiel wird in Wohlen auf den Niedermatten ausgetragen. Und spricht man mit Winterthur-Stürmer Roman Buess, so merkt man, dass die Zürcher diese Partie nicht auf die leichte Schulter nehmen werden. «Das gibt keinen «Bitschi-Bätschi»-Fussball von uns. Wir nehmen dieses Cupspiel sehr ernst. Es darf keine Frage aufkommen, wer dieses Spiel gewinnt. Wir wollen nichts anbrennen lassen. Wir nehmen es seriös, sonst kann es hässlich enden.» Buess hätte noch mehr fussballerische Floskeln auf Lager, die aufzeigen, dass man die Murianer keinesfalls auf die leichte Schulter nimmt.

Erinnerungen an das 0:7 im Jahr 2018

Roman Buess kennt den FC Muri. Einerseits, weil er in der Saison 2014/15 beim FC Wohlen spielte und ihm Muri deshalb als «Freiämter Rivale» ein Begriff ist. Andererseits, weil er am 16. September 2018 beim letzten grossen Cupspiel des FC Muri auch auf dem Platz stand. Damals war der FC St. Gallen aus der Super League zu Gast. 1800 Fans sind dabei. Doch die Cupsensation bleibt aus. Nach 18 Minuten liegt St. Gallen mit 0:3 in Führung. 0:7 heisst es am Ende. Buess erzielt zwei Tore. «Locker war das nicht», sagt der 29-Jährige. «Muri spielt nun eine Liga höher als damals. Es wird sicherlich ein anderes Spiel geben. Aber unser Mantra bleibt dasselbe: Diszipliniert, konzentriert und mit Vollgas ans Werk gehen. Lässt man den Unterklassigen ins Spiel kommen, dann können solche Cupspiele böse enden.»

«Ich wählte den FC Wohlen bewusst aus»

Als Roman Buess vom Cup-Los gehört hat, freute er sich riesig. «Im Brühl-Stadion in Muri war damals eine tolle Stimmung. Ich liebe solche Spiele.» Als er dann hörte, dass die Murianer aufgrund des Kunstrasenbaus nicht im eigenen Stadion spielen können, war er zuerst enttäuscht – und freute sich dann doppelt, als er vom Austragungsort erfuhr.

Denn an die Niedermatten in Wohlen hat Buess nur gute Erinnerungen. 2014 kam er als 21-jähriges Stürmertalent zum FC Wohlen. «Ich wählte den FC Wohlen bewusst aus. Ich wollte mich durchsetzen und es eine Liga höher schaffen.» Er ackerte für seinen Traum vom Profifussball. In jener «Sforza-Saison» 2014/15 feiert der FC Wohlen den Wintermeister-Titel und ist bis zum Saisonende vorne mit dabei. Es ist die beste FCW-Saison aller Zeiten. Buess erzielt in 29 Challenge-League-Spielen elf Tore und gibt elf Assists. «Rückblickend war der FC Wohlen enorm wichtig für meine Karriere. Dieser Ort hat mir einfach nur gutgetan. Die Zusammenarbeit mit Trainer Ciriaco Sforza war hervorragend. In Wohlen machte ich schliesslich die letzte Entwicklung vor dem Sprung in die Super League. Danach war ich bereit.» Buess wechselte 2015 zum FC Thun, spielte später für St. Gallen und Lausanne. Übrigens: Auch ein weiterer Winterthur-Offensivspieler war in jener Zeit beim FC Wohlen. Samir Ramizi (2014 bis 2016) schaffte von den Niedermatten aus den Sprung zu Neuchâtel Xamax – und wird am Sonntag mit «Winti» ebenfalls an alte Wirkungsstätte zurückkehren.

Unvergesslicher Aufstieg

Zurück zu Roman Buess: Als junger Spieler war er im Kader des FC Basel – wurde Schweizer Meister und Cupsieger in der Saison 2011/12. Dazu wurde Buess im Jahr 2009 U17-Weltmeister mit der Schweizer Juniorenauswahl. Mit dem FC Aarau stieg der Baselbieter in der Saison 2012/13 in die Super League auf. Dazu hatte er Einsätze (und zwei Torerfolge) in der Europa-League-Qualifikation mit dem FC St. Gallen und dem FC Thun. Und doch ist sein grösstes Karriere-Highlight ein ganz anderes, ein ganz frisches. «Dieser Aufstieg mit Winterthur war besonders», erklärt er – und erinnert sich immer noch euphorisch an diesen letzten Spieltag, diesen historischen 21. Mai 2022. Winterthur siegte bei Absteiger Kriens mit 5:0. Und weil der FC Aarau zu Hause gegen Vaduz mit 1:2 verliert, steigt die riesige Aufstiegsparty. «Dieser Verein, diese Fans, diese Stadt – sie haben diesen Aufstieg alle so sehr verdient», sagt Buess.

Als kleiner Junge träumte er davon, einmal bei Real Madrid zu spielen. Nun ist es der FC Winterthur. Enttäuscht? «Keinesfalls», sagt Buess sofort. «Ich gehe jeden Tag mit Spass zur Arbeit. Als Profifussballer lebe ich meinen Traum. Ich bin zufrieden und stolz, wie meine Karriere gelaufen ist.» Nachdem er im Frühjahr 2019 bei St. Gallen mehr oder weniger ausgemustert wurde, wechselt er in die Challenge League. Erst zu Lausanne, dann zu Winterthur. «Ich wurde ein wenig belächelt. Viele sagten, dieser Buess hat eben höchstens Challenge-League-Niveau. Im Nachhinein hatte alles seinen Grund.» Schicksal – könnte man auch sagen.

Denn dieser Aufstieg mit Winterthur wird auf ewig unvergessen bleiben. Für die Stadt. Für ihn persönlich. Er ist wieder zurück in der höchsten Liga des Landes. Es ist eine Genugtuung. Und Beweis für ihn, dass dieser Roman Buess eben doch Super-League-tauglich ist. In 26 Spielen der letzten Saison steuerte Buess 16 Tore bei – und war massgeblich am Aufstieg beteiligt. «Wir haben als Team immer dafür gearbeitet und immer daran geglaubt», gibt er die Lorbeeren aber gleich weiter. So ist er eben, dieser Roman Buess. Auf dem Platz torgefährlich und gemäss einigen Experten der sicherste Elfmeter-Schütze der Schweiz (neun waren es letzte Saison). Neben dem Platz fokussiert, bescheiden – und mit einem feinen Sinn für Humor.

Und er ist auch eine treue Seele. Mit seiner Freundin ist er schon ein Jahrzehnt zusammen. Während er in Winterthur wohnt und spielt, lebt und arbeitet seine Partnerin in Genf in der Marketingabteilung von L’Oréal. Treffen tun sie sich meist in der Heimat. Wie Buess (Münchenstein) kommt auch seine Freundin ursprünglich aus dem Baselbiet (Birsfelden). Buess, der in Winterthur noch bis zum Ende der Saison 2022/23 einen Vertrag hat (mit Option auf ein weiteres Jahr), wird im Herbst zudem die Trainerausbildung beginnen. Was er nach der Karriere machen will, weiss er noch nicht sicher.

«Ich muss dem FC Muri leider sagen ...»

Muss er auch nicht. Ein paar Jahre wird dieses Fussballerleben noch dauern. Ein paar Jahre wird er den Traum vom Profifussball noch leben dürfen. Und sich ganz professionell immer der nächsten Aufgabe widmen. Und diese heisst FC Muri. Nach fünf Spielen hat «Winti» erst zwei Punkte auf dem Konto. «Ein Erfolgserlebnis im Schweizer Cup ist daher umso wichtiger. Wir wollen Selbstvertrauen tanken. Und ich muss dem FC Muri leider sagen, dass wir nicht arrogant auftreten werden. Wir werden dieses Spiel topseriös angehen.»


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