In den Erinnerungen gewühlt

  05.08.2022 Region Bremgarten

Serie «Auf den Spuren der Jubiläumseichen» (Teil 3): Die Suche geht weiter

Erst war es nur eine Idee. Was ist wohl aus den Setzlingen geworden, die 1991 zur 700-Jahr-Feier der Schweiz an die Gemeinden verteilt wurden? Im Laufe seiner Recherchen hat unser Autor immer weitere Hinweise erhalten.

Richard Gähwiler

In der letzten Folge wurde bereits über die Bäume in Berikon, Boswil, Kallern, Muri, Dottikon, Sins, Bremgarten und Oberrüti berichtet. «Unsere Jubiläumseiche wurde beim Weiher Wässerig gesetzt und steht immer noch», dies die Meldung aus Auw von Gemeindeschreiber Stefan Schuhmacher. Auch Besenbürens Eiche erfreue sich bester Gesundheit und stehe neben dem Kiesparkplatz beim Gemeindehaus, schrieb Gemeindeschreiberin Daniela Musil.

Waltenschwils Gemeindeschreiber Frank Koch präzisierte sogar, dass es sich beim gesuchten Baum um eine Stieleiche handelt. Diese sei damals beim Parkplatz Eichmatt gepflanzt worden, wo sie immer noch neben einem «Bänkli» steht, beantwortete Koch unsere Umfrage. Diesbezüglich erfolglos blieben hingegen die Abklärungen in Jonen. Auf unsere Anfrage antwortete der Gemeindeschreiber: «Weder der damalige Gemeindeschreiber noch der OK-Präsident der 700-Jahr-Feierlichkeiten, noch der aktuelle Förster haben jemals von einer Jubiläumseiche gehört.»

Wie schon die Beriker Eiche serbelte nach fünf bis sechs Jahren auch der Setzling in Villmergen. «Durch die Verletzung der Rinde sei der Baum schliesslich eingegangen», hat Livia Huwiler, Mitarbeiterin der Gemeindekanzlei, in Erfahrung gebracht. «An gleicher Stelle, beim Bernacherkreuz, habe man daher als Ersatz erneut eine Eiche gepflanzt», weiss sie zu berichten. Diese gedieh prächtig und ist heute, zusammen mit den steinernen Sitzbänken, ein Plätzchen, wo man gerne zum Rasten innehält. Aus Gemeinderatsprotokollen der Gemeinde Hägglingen wurde ersichtlich, dass es damals einen Auftrag zur Pf lanzung der Jubiläumseiche gab. Das Wie und Wo wurde jedoch nicht protokolliert, darum keine konkreten Hinweise, hat das Team der Gemeindekanzlei geschrieben.

In Wohlen kennt man die Sorte, aber nicht den Standort

A nlässlich des Kampagnenstarts «Holz vom Förster», eines Treffens regionaler Forstleute, war natürlich auch die Jubiläumseiche ein Thema. So wusste Doris Stöckli, Stadträtin in Bremgarten, dass eine Eiche bei der Waldhütte in Hermetschwil-Staffeln steht, versehen mit einem Schild mit dem Pf lanzungsjahr. Es zeigte sich dann aber, dass diese Beschriftung der Bäume primär als Waldlehrpfad realisiert wurde und nicht mit der Pflanzung der Jubiläumseiche im Zusammenhang stand.

Mitarbeitende der Gemeindekanzlei Wohlen und Ehemalige haben sich in Erinnerung und auch im Archiv intensiv mit dem «Jubiläumsgeschenk» befasst. Ein entsprechender Protokollauszug vom 14. Mai 1990 bestätigt den Wunsch nach einer Stieleiche, über deren Platzierung werde später entschieden. «Somit kann zum jetzigen Zeitpunkt leider nicht festgestellt werden, wo die Eiche gepflanzt wurde und ob es sie überhaupt noch gibt», wurde mit Mail aus der Gemeindekanzlei informiert.

Ein weiteres Mal brachten Dokumente aus dem Staatsarchiv auf eine «heisse Spur». «Der versammelte Geltwiler Gemeinderat pflanzte die vom OK Freiamt geschenkte Eiche eigenhändig», schrieb die damalige Gemeindeschreiberin Margrit Klauz im Schlussbericht zum Jubiläumsjahr vom 27. November 1991. «Gross und Klein genoss die fröhliche und familiäre Stimmung in der nahen Waldhütte bei Getränken und Würsten vom Grill», schilderte sie den weiteren Verlauf. Dass die Eiche auch noch heute beim Reservoir Kreuzboden bestens gedeiht, bestätigte Schreiberin Susanne Zemp.

Ein Veteran weiss es noch genau

Auch im Merenschwander Schlussbericht fand das Freiämter Präsent Erwähnung: «Eine Behördendelegation pf lanzte beim Wegkreuz an der Moosstrasse zwei Linden und etwas südlich davon die vom OK Freiamt erhaltene Eiche zur Erinnerung an CH-91», schrieb damals Gemeindeschreiber Abt. Die Bünzer Verwaltung hingegen konnte bezüglich des Jubiläumsbaumes nichts mehr in Erfahrung bringen: «Über den Hintergrund des Verbleibs ist der Gemeinde nichts bekannt.»

Mit Beharrlichkeit brachte man das Jubiläumsbäumchen bei jeder Gelegenheit ins Gespräch, so auch an der Veteranen-Mitgliederversammlung – alles Herren älter als 65 Jahre, die das 1991-Jubiläum im besten Alter miterlebt haben dürften. Es war der ehemalige Bünzer Gemeindearbeiter Peter Merkli, der reagierte und mit einer Selbstverständlichkeit schilderte, wo er den Eichensetzling auf Geheiss des damaligen Gemeindeammanns Guido Oswald gepflanzt habe: an der Waldhäusernstrasse, im spitzen Winkel bei der Abzweigung in Helgenhüsler. Und dort steht die Eiche heute noch.

In Aristau standen gleich drei Eichen

Nachforschungen in Zufikon liefen hingegen ins Leere: «Wir haben keine Jubiläumseiche in Zufikon», sei die Rückmeldung des Försters gewesen, schrieb uns die Gemeindeschreiber-Stellvertreterin Claudia Stettler. Ebenso erfolglos die Nachfrage in Mühlau: «Bei uns ist, auch nach Rücksprache mit den damaligen Gemeinderäten, nichts von einer Eiche bekannt.» Auch in Rottenschwil fand man keine aussagekräftigen Unterlagen zur Jubiläumseiche, schrieb Gemeindeschreiberin Cornelia Burkard. Es stand daher die Frage im Raum, welche Gemeinden einen Eichensetzling bekommen hatten und von wem.

Einen Schritt weiter halfen auch hier die Recherchen im Staatsarchiv: Im Schlussbericht vom 4. Dezember 1991 zu den Jubiläumsaktivitäten schrieb der damalige Aristauer Gemeindeschreiber Bruno Burkard: «Als Standortgemeinde der die Bäumchen liefernden Baumschule Walder und weil Aristau aus drei Ortschaften besteht, pflanzten wir gleich drei Jubiläumseichen, und zwar in der Magerwiese im Hauacker in Birri.» Einer dieser drei Bäume sei leider vor längerer Zeit eingegangen, so die Info aus der Gemeindekanzlei. Heute stehen dort noch deren zwei, wobei der eine auch schon bessere Zeiten hatte und demnächst einer fachmännischen Pflege bedarf.

Fazit und Schlussakte

Die Reaktionen und Rückmeldungen der angeschriebenen Gemeinden waren erfreulich. Jedoch kann die Auflistung der Umfrage nicht vollständig sein. Denn im Programm zum Schlussakt vom Oktober 1991 im Egghau, Boswil, hiess es: «Übergabe der Jungeiche und des Wimpels an die 44 Freiämter Gemeinden.» Es gibt also noch weitere Gemeinden, deren Jubiläumseichen hier nicht aufgeführt sind. Wir freuen uns daher über allfällige Rückmeldungen zu Jubiläumseichen, die hier nicht erwähnt wurden. Schreiben Sie uns doch kurz, was Sie von der «Jubiläumseiche» wissen, an redaktion@ bbawa.ch. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Jubiläumsgeschenk weiterhin das bleibt, was sich die Arbeitsgruppe «Schlussakt» zum Ziel gesetzt hatte – ein bleibendes Andenken.

Ein positives Fazit gab es dann auch am nationalen Schlussakt zur 700-Jahr-Feier 1991 in Basel von Bundesrat René Felber: «Nein, die Schweizerinnen und Schweizer haben ihren Sinn fürs Feiern nicht verloren, genauso wenig wie ihren Sinn für das Gedenken der Vergangenheit und ihre Bereitschaft, über sich selbst, ihr Land und ihre Zukunft nachzudenken.» Ob sich das heute auch noch sagen liesse? Ein Ausblick zu einer möglichen Landesausstellung, vielleicht im Jahr 2027, dann in Teil 4.


1991, da war doch was

In einer vierteiligen Serie befasst sich Richard Gähwiler mit der gescheiterten Landesausstellung 1991 zum 700. Geburtstag der Schweiz und geht auf die Spurensuche der damals gepflanzten Jubiläumseichen. Nachfolgend die vier Themen und ihre Veröffentlichungsdaten.

Teil 1: Die gescheiterte Landesausstellung von 1991 (29. Juli).

Teil 2: Das Erinnerungsgeschenk – eine «Jubiläumseiche» (3. August).

Teil 3: Im Fokus – weitere «Jubiläumseichen» (5. August).

Teil 4: Ausblick: Ist eine Landesausstellung noch zeitgemäss? (9. August.)


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