Eine neue Bremgarter Spezialität

  03.08.2022 Bremgarten

Die berühmte «Schoggisiite» wird zum Sujet eines Souvenirs, das ihr ganz und gar entspricht

Bremgartens Skyline ist bald als Schokoladen-Köstlichkeit in den Altstadt-Bäckereien erhältlich. Damit soll Bremgarten eine neue Spezialität erhalten, die seinen wohl schönsten Blickfang noch bekannter macht als ohnehin schon.

Marco Huwyler

«Es gibt noch einige Objekte, die Rechsteiner gerne in Schokolade verwirklichen würde. ‹Bremgarten etwa würde ich sehr gerne einmal modellieren. Beispielsweise den Spittelturm. Oder die ganze Kulisse des Städtchens von der Reuss aus›, visioniert der Sommelier. Die Schokoladenseite Bremgartens aus Schokolade also – ein durchaus süsser Gedanke.»

Mit diesen Worten schloss ein Bericht dieser Zeitung über Daniel Rechsteiner, den Bremgarter Konditor und ersten diplomierten «Schokoladen-Sommelier» der Schweiz, am 11. März dieses Jahres.

Knapp fünf Monate später sieht der damals Porträtierte seinen Traum verwirklicht. Rechsteiner hält nun tatsächlich eine solche Bremgarter Schokoladen-Skyline in seinen Händen. Und bei dieser soll es nicht bleiben. Dem Erstexemplar sollen viele weitere folgen. Anlässlich der 1.-August-Feier beim Casino am Montagabend wurde das in den letzten Monaten aufgegleiste Projekt erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Bald soll die Schokolade im Städtli käuflich erwerbbar sein und sich als Bremgarter Spezialität etablieren. «Das ist einfach fantastisch», lächelt Rechsteiner. «Wieder einmal macht mich Schokolade zu einem glücklichen Menschen.»

Idee mit Kult-Potenzial

Damit es dazu kam, hatte wieder einmal Josef «Tschösy» Meier seine Hände mit im Spiel. «Als ich den Bericht im ‹BBA› gelesen hatte, war mir sofort klar, dass man mit dem Aufgreifen der dort skizzierten Idee einen kleinen Coup landen könnte, der sich tourismus- und marketingtechnisch für Bremgarten auf lange Sicht hinaus lohnen könnte», sagt der umtriebige 70-Jährige, der schon so manch lose Idee für Bremgarten aufgleiste und umsetzte. Meier kontaktierte Rechsteiner und Stephan Troxler, den Präsidenten von Bremgarten Tourismus. Und die drei waren sich schnell einig, dass man dieses Projekt zusammen verwirklichen wollte. «Mit einer solchen Bremgarter Schokolade können wir ein Produkt schaffen, welches sowohl als typisches Bremgarter Geschenk als auch als typisches Bremgarter Souvenir fungieren kann. Eine feine Köstlichkeit mit Wiedererkennungseffekt und entsprechendem Marketingwert für Bremgarten Tourismus. So etwas gibt es im Städli bislang nicht», schwärmt Troxler. Und Meier ergänzt: «Die Schoggi wird auch etwas sein, das man an offiziellen Feierlichkeiten als Geschenk mitgeben kann. Als neue Alternative und Ergänzung zum heute üblichen Stadtberger Wein etwa.»

Utz mit im Boot

In ebendieser Funktion kam die Bremgarter Schokolade am Montagabend auch zu ihrem Premiereneinsatz. Nationaltags-Festredner Carsten Diekmann wurde nach seiner Ansprache das erste Exemplar der neuen Köstlichkeit überreicht. Dass dieses ausgerechnet an den Geschäftsführer der Georg Utz AG ging, ist kein Zufall. Denn das Bremgarter Traditionsunternehmen ist massgeblich am Schokoladenprojekt beteiligt. «Auf unsere Anfrage hin hat sich Utz dazu bereit erklärt, das Werkzeug zum Erstellen der Giessformen für die Schokolade zu sponsern», erklärt Troxler. Im Gegenzug darf die Firma eine Version der Schokolade mit Utz-Logo zu Repräsentationszwecken für sich nutzen. «Win win für alle Beteiligten», findet der Präsident von Bremgarten Tourismus. «Und, dass wir mit der Georg Utz AG ein hier fest verankertes Familienunternehmen und den grössten Bremgarter Arbeitgeber mit ins Boot holen konnten, ist doppelt schön und zeigt, welches Potenzial das Projekt besitzt.»

Die richtige Mischung suchen

Selbstredend stammt auch das Design des Skyline-Motivs aus einer hier heimischen Feder. Basierend auf einer Fotografie des Bremgarter Fotografen Michael Briner hat die Bremgarter Grafikerin und Künstlerin Simone Meier die Skyline für die Schokoladenform skizziert. «Die Herausforderung war es hier, den richtigen Mix aus Detaildichte und Pragmatismus zu finden», erzählt Troxler. «Allzu verschnörkelt darf die Form nämlich nicht sein, damit sie im Alltag eines Confiseurs noch praktikabel ist», ergänzt Rechsteiner.

Dies war nur eine von zahlreichen teils kniffligen Aufgaben, denen sich das Projektteam stellen musste, bis das Endprodukt in seiner heutigen Form Gestalt annahm. «Beispielsweise durfte die Schokolade nicht zu brüchig werden. Dafür mussten wir die richtige Balance sowohl bei der Menge an Schokolade als auch der Grösse der Giessform finden.» Bis dies schliesslich der Fall war, wurde in den letzten Wochen viel gepröbelt und einiges an Schokolade verbraucht. «Zum Glück sind die Reste ja jeweils nicht verloren, sondern schmecken vorzüglich als Snack», lacht Rechsteiner, der nach eigenen Angaben täglich durchschnittlich 100 Gramm Schokolade konsumiert. «Während solcher Testphasen kann es jeweils auch ein bisschen mehr sein», zwinkert der 62-Jährige.

Vertrieb in Altstadt-Bäckereien

Rechsteiner war zwar für die Herstellung dieser «Prototypen» zuständig, künftig wird das Giessen und Vertreiben der neuen Bremgarter Spezialität aber in andere Hände gelegt. Die beiden entsprechenden Altstadtspezialisten «Bäckerei Schwager» und der «Benny’s Bio Panetteria» waren gerne bereit, die Bremgarter Schokolade in ihr Sortiment aufzunehmen. «Sie erhielten von uns ein ‹Starter-Kit› finanziert von Bremgarten Tourismus», erzählt Troxler. «Dieses beinhaltet einen gewissen Grundstock an Giessformen, Verpackungen und der jeweils beigelegten Postkarte der Bremgarter Skyline.» Damit sollen die beiden Altstadt-Bäckereien die Bremgarter Schokolade künftig selbstständig vertreiben und zur Anlaufstelle für die Kunden werden. «Ziel ist es aber, dass das Produkt einheitlich daherkommt und an beiden Orten auch gleich viel kostet», sagt Troxler. Der endgültige Preis steht noch nicht abschliessend fest. «Er wird wohl so zwischen 12 und 15 Franken betragen.»

Schokoladen-Sommelier Rechsteiner bleibt dem Projekt derweil vorerst als Botschafter bei speziellen Gelegenheiten erhalten. «Am ‹Markt der Vielfalt› im kommenden Herbst beispielsweise werde ich an meinem Stand die Bremgarter Schokolade zusammen mit interessierten Kindern giessen. Darauf freue ich mich schon sehr», lächelt er.

Biologie und Nachhaltigkeit

Bleibt noch die nicht ganz unwesentliche Frage, wie die Bremgarter Schokolade denn schmeckt. Abschliessend lässt sich diese noch nicht beantworten. Die ersten Exemplare jedenfalls bestehen aus der Sorte «Elvesia», die aus der Dominikanischen Republik stammt. «Eine vorzügliche Schokolade», meint Rechsteiner, der es als Sommelier ja wissen muss. «42 Prozent Kakao. Ausgeglichen im Geschmack und mit einem leicht erdigen Touch.»

Elvesia stammt aus biologischem Anbau und nachhaltiger Produktion. Während dies definitiv so bleiben soll (Meier: «Diese Kriterien waren uns allen gleichermassen sehr wichtig.»), ist die endgültige Schokoladenzusammensetzung noch nicht in Stein gemeisselt. «Darauf wollen wir uns noch nicht definitiv festlegen und vor allem auch die ersten Erfahrungen der beteiligten Bremgarter Confiseure abwarten», meint Troxler. Sicher vernünftig. Denn schliesslich soll die braunsüsse Skyline auf Jahrzehnte hinaus die geschmackliche Visitenkarte des Städtli darstellen. Und als Schoggi die Schoggiseite Bremgartens nicht bloss visuell, sondern auch gustatorisch national und international bekannt machen.


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