Oper unter freiem Himmel

  28.06.2022 Muri

Die Musik Muri und das Ressort Musik im Festsaal von Murikultur luden zur Sommerserenade ein. Mit der konzertanten Aufführung des «Barbiers von Sevilla» von Gioacchino Rossini verwandelte sich der Klosterhof in eine stimmungsvolle Freiluft-Opernbühne. Das Opernspektakel mit mediterranem Flair begeisterte das Publikum und sorgte für viel Applaus.


Gänsehautgefühl unter Nachthimmel

Bezaubernde Sommerserenade: «Der Barbier von Sevilla»

Der Klosterhof verwandelte sich an diesem Abend in eine stimmungsvolle Freiluft-Opernbühne. Die Musik Muri unter der Leitung von Karl Herzog und die sechs Gesangssolistinnen und -solisten überzeugten auf ganzer Linie. Eine Aufführung, die unter die Haut ging.

Susanne Schild

Das Werk wurde vom italienischen Komponisten und Arrangeur Lorenzo Pusceddu transkribiert und besteht aus einer Auswahl der berühmtesten Auszüge. Jolanda Steiner als Erzählerin schilderte die Handlung lebhaft und anschaulich, sodass alles leicht zu verfolgen war. Man merkte, dass ihr das Erzählen im Blut liegt. Seit rund 25 Jahren inszeniert sie professionell Kindermärchen, Geschichten für Erwachsene, produziert Sendungen für Radio und Fernsehen sowie Tonträger und moderiert Firmenund Konzertveranstaltungen.

Ein ganz besonderer Friseur

Als Erzählerin von «Der Barbier von Sevilla» präsentierte sie die Geschichte mit all ihrer Liebenswürdigkeit, Ironie und Komik. Ein gelungener Rahmen, der das musikalische Erlebnis bereicherte. Die Oper spielt in Sevilla in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Mit allen Mitteln der Kunst umwirbt Il Conte alias Graf Almaviva seine Angebetete Rosina und lässt nichts unversucht, um sie möglichst oft zu Gesicht zu bekommen. Doch Doktor Bartolo, der Vormund Rosinas, bewacht sein schönes und vor allem wohlhabendes Mündel mit Argusaugen, denn er hat sich ebenso wie der Graf in den Kopf gesetzt, Rosina zu heiraten. Mithilfe des schlauen und listenreichen Barbiers Figaro gelingt es dem Grafen, sich Zugang zu Bartolos Haus sowie zu Rosinas Herzen zu verschaffen und sie schliesslich aus ihrem häuslichen Gefängnis zu befreien.

Figaro, der Barbier, der Rossinis Oper ihren Namen gibt, wurde vom Bariton Serafin Heusser gesungen. Der «Buffo», also der Witzige, dieser Oper ist hauptverantwortlich für die Komik. Ausserdem verlangt diese Rolle eine für einen Bariton bemerkenswerte Höhe sowie eine leichte und bewegliche Stimme. Daher war sie Serafin Heusser wie auf den Leib geschrieben.

Überzeugende Gesangsleistung

Der Tenor Remy Burnens schlüpfte mit Leichtigkeit in die dynamische Rolle des Grafen Almaviva. Mit seiner hellen Stimme und glasklaren Diktion brachte er nicht nur die emotionalen, sondern auch die komischen Facetten dieses Charakters zur Geltung.

Den reichen Bartolo, der sein Mündel Rosina heiraten möchte, verkörperte der Bassist Philipp Scherer. Sein Stimmvolumen überzeugte auf ganzer Linie. Die in Georgien aufgewachsene Nino Topadze lieh ihre Stimme der allseits umworbenen Rosina. Mit samtweichem Timbre glitten ihr die Koloraturen mühelos durch die Kehle. Die Sopranistin zeigte an diesem Abend ihr gesamtes Können und wurde mit grossem Applaus vom Publikum dafür belohnt. Basilio, der Musikmeister Rosinas, wurde dargestellt vom Bassbariton Balduin Schneeberger. Er begeisterte an diesem Abend mit seinem profunden Bass. Die Schweizer Sopranistin Corinne Angela Sutter studierte an den Musikhochschulen Winterthur und Zürich, am Opernstudio Biel und an der Universität für Musik in Wien. Sie verkörperte in diesem Konzert Berta, die alte Haushälterin Bartolos, die mit ihren Weisheiten zur Liebe stets zu Diensten steht.

Das innere Feuer entfacht

Die Musik Muri ist ein Blasorchester der 1. Stärkeklasse. Seit ihrer Gründung 1860 ist die Musik Muri Teil des kulturellen Lebens im Freiamt. Als junger und dynamischer Verein ist die Musik Muri bestrebt, die Blasmusik in der Region zu fördern. Das aktive Vereinsleben gestalten knapp 40 Mitglieder aller Altersklassen.

Karl Herzog leitet die Musik Muri seit 2002. Er studierte Blasorchesterleitung am Konservatorium Zürich und ist ein leidenschaftlicher Dirigent, der es versteht, mit Profis und Amateuren gleich effizient zu arbeiten und mit wenigen Proben zum Erfolg zu kommen. Das hat er an der Sommerserenade ein weiteres Mal bewiesen. Seine Devise lautet: Die Zielerreichung ist eine Frage des inneren Feuers, der richtigen Einstellung und der Konsequenz. Beim Publikum wurde das innere Feuer ebenfalls entfacht. Ein besonderer Abend mit Gänsehautgefühl unter Murianer Himmel.


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