Fussball, Aargauer Cup, Final: FC Sarmenstorf – FC Mellingen 3:0 (1:0)

Ein Dorf ist ausser sich. Sarmenstorf gewinnt zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte den Aargauer Cup. Und zeigt allen, wie man so richtig feiert. Irrsinnig und einzigartig: Präsident, Spieler, Fans – im Esp in Baden gabs kein Halten mehr.

Simon Huwiler

Schlusspfiff. Und dann gehts ab. Fans wie Spieler johlen, schreien, jubeln. Sarmenstorf hat eben mit 3:0 den Aargauer Cup für sich entschieden. Ein Meilenstein in der Historie des Freiämter Clubs. Präsident, Trainer, Spieler – sie alle suchen nach den passenden Worten für das, was sie erreicht haben. «Geil», sagt Torschütze Fabio Huber. «Geschichtsträchtig», meint Trainer Michael Winsauer. «Das Grösste», so ein euphorisierter Präsident, Tobias Furrer.

Ein Meer in Blau

Alles war angerichtet für einen unterhaltsamen Cup-Final. 2700 Fans. Was für eine Stimmung im Esp in Baden. Blaue Shirts auf der einen Seite, rote auf der anderen. Und dazwischen eine ziemlich blaue Tribüne. Sarmenstorf gegen Mellingen. 2. Liga gegen 3. Liga. Favorit gegen Herausforderer. Der Druck bei Sarmenstorf war gross – Fabio Huber half früh mit, diesen etwas zu mindern. In der 22. Minute brachte er die Favoriten in Führung.

Mellingen mit dem «Mann der Aufstiege» in seinem Team – Berat Haxha – ist immer für einen gefährlichen Konter zu haben. Doch die stabile Abwehr machte es den Mellingern schwer. 58. Minute: Ecke Schultz, Kopfballtor Fabian Stutz. Vier Minuten später verwandelt der andere Stutz – Michael – zur Vorentscheidung. Nun lief der Ball so richtig rund in den Reihen der Sarmenstorfer, die den Match souverän zu Ende spielten. Tore zeigten sie den Fans keine mehr.

Vom Esp ins Clubhüsli – inklusive Freinacht

Dafür präsentierten sie im Esp, wie man feiert. Gefühlt das halbe Dorf vor Ort startete die Feier gleich nach der 90. Minute. Trainer Michael Winsauer machte sich und dem Verein das perfekte Abschiedsgeschenk. Er tritt als Trainer Ende Saison ab. «Mega – ich freue mich für alle: den Verein, das Dorf. Wenn man sich diese Bilder anschaut, wie alle feiern. Das ist geschichtsträchtig, das kann uns niemand mehr nehmen. Die Gute-Nacht-Geschichte erzählt die Frau heute den Kindern. Jetzt geniessen und feiern wir.» Vom Esp in Baden ins Clubhaus in Sarmenstorf, so der Plan: «Das ist einfach das Grösste, so was zu erleben. Das ist unvergleichlich. Unser Clubhüsli ist parat – und die Freinacht eingegeben», so ein euphorischer Präsident Tobias Furrer.

Burkard: «Schau, ich habe jetzt noch Hühnerhaut»

Bei der letzten Austragung war für die Sarmenstorfer im Halbfinal Endstation. Jetzt zogen sie es eindrücklich bis zum Schluss durch, durften endlich den begehrten Pokal in die Höhe stemmen. Markus Dubler, einer der beiden Dublers in Sarmenstorf, ist überwältigt nach dem Schlusspfiff: «Genial. Wahnsinn. Das erlebst du nur einmal. Und das bringst du auch nur mit Leuten wie in Sarmi hin, die dich pushen und gleichzeitig unterstützen. Wir haben eine extreme Wertschätzung hier im Club.» Fabian Burkard erlebte es einst bei den A-Junioren, wie es sich anfühlt, vor 1500 Zuschauern zu spielen. Die knapp 3000 im Esp, das war eine andere Liga. «Sieh dir meinen Arm an, ich habe jetzt noch Hühnerhaut. Die meisten von uns sind von fünf bis sechs Jahre an zusammen, jetzt fruchtet es in allen Belangen. Ich weiss nicht, was heute alles passieren wird, das ist einfach irrsinnig.»

Schultz: «Sieg ist weit oben in Karrierehighlights»

Alain Schultz ist erst seit zwei Saisons in Sarmenstorf, doch seine Erfahrung war im Cup-Final entscheidend. Er war ruhender Pol, Vorbereiter und Leader in einem. Vor über 20 Jahren gewann er mit Aarau U21 den Aargauer Cup. Der Cup-Sieg mit Sarmenstorf, das ist auch für einen ehemaligen Super-League-Spieler speziell. «Was ich die letzten zwei Jahre erleben durfte, ist einmalig. Da können sich viele andere Vereine eine Scheibe abschneiden, was hier in Sarmenstorf passiert. Emotional ist dieser Sieg ganz weit oben in meinen Karrierehighlights.»