Aktuell und einzigartig

  26.04.2022 Muri

Vernissage «Grand Tour Caspar Wolf»

20 Kunstschaffende wandeln während zwei Jahren auf den Spuren von Caspar Wolf. Entstanden ist eine Ausstellung, die einzigartig und gegensätzlich ist. Einzigartig, weil es eine Ergänzung des Museums Caspar Wolf ist und auch deswegen, weil von Anfang an die Entwicklung offen war. Gegensätzlich nicht nur wegen der Räumlichkeiten vom Museum und Singisenforum zur Villa Wild, sondern auch wegen der unterschiedlichen Auswertungen der Atmosphäre und der resultierenden Kunstwerke. Peter Fischer habe Murikultur mit der Projektidee begeistert und gepackt, sagt Heidi Holdener, Geschäftsführerin Murikultur. Er hat einen aufwendigen Aufbau orchestriert. «Ihm ist eine Ausstellung gelungen, wie sie aktueller und spannender nicht sein könnte.» --sab


Das Wagnis ist geglückt

Gut besuchte Vernissage der «Grand Tour Caspar Wolf» – die Ausstellung stösst auf Begeisterung

Zwei Jahre waren 20Künstlerinnen und Künstler unterwegs, entlang einer fiktiven Reiseroute auf den Spuren des Murianer Alpenmalers Caspar Wolf. Sie haben sich mit dem, was sie sahen, auseinandergesetzt. Ihre Erkenntnisse daraus haben sie mit ihren eigenen Mitteln verarbeitet. Diese Arbeiten sind seit diesem Samstag und bis 7. August zu sehen.

Sabrina Salm

Kann die Kunst die Welt retten? Die Gesundheit der Menschen optimieren, Kriege oder das Schmelzen des Polareises minimieren? «Natürlich nicht», sagt Kurator Peter Fischer an der Vernissage der Doppelausstellung «Grand Tour Caspar Wolf». Die Welt retten könne nur jeder einzelne Mensch, indem jeder sein Bestes gibt. «Und unser Bestes ist die Kunst.» Kunst könne die Augen öffnen und das Sein hinterfragen. Die Aussage «Kunst macht sichtbar» vom Schweizer Maler und Musiker Paul Klee sei keine hohle These. «Die Kunst kann die Augen für weiche Fakten wie Emotionen, ein Miteinandergefühl, Schönheit und Sinnhaftigkeit öffnen», sagt Fischer. «Wir können visuellen Ausdruck verschaffen. Das Plädoyer von der Kunst kann wirksam sein.»

Caspar Wolfs Gemälde sind nicht nur in künstlerischer Hinsicht wertvolle Dokumente ihrer Zeit, sondern zugleich seltene Zeugnisse der damaligen Beschaffenheit der von ihm abgebildeten Landschaften. Nicht von ungefähr dienen sie heute der Wissenschaft, beispielsweise der Glaziologie, als verlässliche Bildzeugnisse. Beim Konzept der «Grand Tour Caspar Wolf» stehen unter anderem die Fragen: «Wie präsentieren sich Caspar Wolfs Motive heute? In welcher Weise hat sich die Landschaft, wie hat sich unser Lebensraum innert der letzten 250 Jahre verändert?» Diese Reise haben die Kunstschaffenden im übertragenen Sinne angetreten. «Das rechne ich ihnen hoch an», meint Peter Fischer. Vor zwei Jahren habe man nicht gewusst, was zu sehen sein würde. Wie man es sichtbar macht. «Ich bin glücklich darüber, dass der Prozess gelungen ist.»

Zum Hinsehen, Nachdenken, Verstehen

Für die Beteiligten war der Weg ein wichtiger und spannender Teil des Projekts. «Es war eine unglaubliche Reise», sagt etwa Nina Steinemann. Sie kommt aus der Theaterszene und ist für die Grand Tour mit ihren Künstlerkolleginnen Claudia Schwingruber und Corina Schwingruber Ilic mit dem Töffli entlang der Schauplätze von Caspar Wolf gefahren. Ihr Film läuft im Kinderzimmer der Villa Wild. Dabei habe sie auf ihrer Tour die Umwelterfahrung am meisten beeindruckt.

Für die Ausstellungsbesucher ist der Entstehungsprozess zwar auch sehr interessant, doch noch grösseres Interesse hat das Publikum an den Resultaten. Und auch die sind gelungen. Die Werke können sich sehen lassen. Bei der Doppelausstellung im Museum Caspar Wolf / Singisenforum und der Fabrikantenvilla Wild wird man verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen begegnen. Installationen sind genauso vorhanden wie Fotografien, Malereien oder Figuren. Man bekommt Anregungen, Erkenntnisse und Inspiration. Der Blick der Kunstschaffenden regt zum Hinsehen, Nachdenken und Verstehen an.

Geschichte und Gegenwart im Dialog

Dies sieht auch Robert Häfner, Präsident des Stiftungsrates Murikultur, so. «Es macht die massive Veränderung der Landschaft sichtbar.» Für Murikultur war dieses ambitionierte Projekt ein Wagnis, das weit entfernt von einem klassischen Konzept war. Es war von viel Ungewissheit getragen. Es habe Vertrauen gebraucht, viel Fantasie und Ausdauer. Entstanden sei eine aussergewöhnliche Ausstellung, welche Geschichte und Gegenwart zu einem Dialog bringe. «Ein Thema, das unsere Gesellschaft bewegt und hochaktuell ist», sagt Häfner.

Caspar Wolf hat nicht nur die aktuellen Werke inspiriert und bereichert. Es gehe sogar noch weiter, meint Peter Fischer. «Dank den neuen Werken kann man Caspar Wolf mit neuen Augen sehen. Die Kunstschaffenden verleihen seiner Kunst neue Bedeutung.»


Öffnungszeiten

Die Ausstellung im Museum Caspar Wolf / Singisenforum und im Kunsthaus Villa Wild kann man bis am 7. August von Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr, besuchen. Jeden Sonntag wird es öffentliche Führungen mit kurzen Künstlergesprächen geben. Jeweils von 11 bis 12.30 Uhr, Treffpunkt Besucherzentrum. Auch Salon-Gespräche in der Villa Wild sind geplant. Der erste Anlass ist am Samstag, 2. Juli, von 16 bis 18 Uhr. Kurator Peter Fischer spricht mit den ausstellenden Künstlern Monika Müller, Bruno Müller Meyer und Sadhyo Niederberger über die Caspar-Wolf-Rezeption von Goethe bis Hirschhorn und die «Grand Tour Caspar Wolf».

Detailprogramm unter www.murikultur.ch/programm.


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