Ein Spiel, drei Goalies

  12.04.2022 Sport

Fussball, 2. Liga: Der FC Sarmenstorf setzt sich gegen Niederwil mit 3:2 (2:0) durch – und setzt drei Torhüter ein

FC-Sarmenstorf-Goalie Silvan Sigg knallt nach einer halben Stunde mit FC-Niederwil-Stürmer Sandro Ravelli zusammen – und muss verletzt vom Platz. Ersatzkeeper Elias Probst sieht dann die Rote Karte und «Sarmi» hatte keinen Torhüter mehr. Der Weg war frei für den grossen Auftritt von Philipp Strebel.

Alexander Wagner

Die Gesichter wurden länger und länger bei Sarmenstorf. Ersatzgoalie Elias Probst stürmte nach 53 Minuten aus seinem Gehäuse und versuchte Jamie Specker den Ball vom Fuss zu spitzeln. Doch nach Ansicht des Schiedsrichters war er zu spät und seine Aktion wurde als Foul taxiert. Rote Karte. Platzverweis. Stammkeeper Silvan Sigg hatte nach einem heftigen Zusammenprall mit Sandro Ravelli das Feld bereits verletzt verlassen – genauso wie Niederwils Stürmer, dessen Fuss innert Minuten dick anschwoll.

Abwehrspieler Strebel steht in die Kiste

Das erste Duell war wohl einfach ein Unfall, ein unglücklicher Zusammenprall, bei dem niemandem ein Vorwurf zu machen ist. Beim Platzverweis von Ersatzgoalie Probst reklamierten die Sarmenstorfer auf Offside.

Weil auf der Ersatzbank von Sarmenstorf kein Goalie mehr war, musste ein «ungelernter» Feldspieler in den Kasten. Nach kurzen Diskussionen schnappte sich Abwehrhaudegen Philipp Strebel die Goaliehandschuhe und streifte sich das Trikot über. «Weil ich selber wohl eine grosse Klappe hatte», meinte er nach dem Spiel lachend. «Ich habe halt ein gesundes Selbstvertrauen und bin mit Überzeugung reingegangen», ergänzte Philipp Strebel augenzwinkernd.

Aussetzer bei Niederwil brachte Entscheidung

Da stand es bereits 2:0 für Sarmenstorf. Die Gastgeber überzeugten nicht vollends, aber einmal mehr war es der lang jährige Ex-Profi Alain Schultz, der sein Team nach 26 Minuten in Führung schoss. Kurz vor dem Seitenwechsel erhöhte Michael Stutz zum 2:0. Mit diesem Vorsprung waren die Sarmenstorfer gut bedient, denn es war eine ausgeglichene Partie. Die ersten Aufgaben meisterte Neo-Goalie Strebel souverän und unter tosendem Beifall der Muff-Kurve. Doch: Nach einem Flankenball war Fabrice Rätz zur Stelle und nickte das Leder in die Maschen – Strebel war machtlos. Anschlusstor zum 2:1 (72. Minute). Diesen Ball hätte wohl auch keiner seiner zwei Vorgänger gehalten.

Jetzt hatte Niederwil in Überzahl die grosse Chance auf den Ausgleich. Doch entweder scheiterten sie an der vielbeinigen Abwehr, am eigenen Unvermögen – oder auch immer wieder an Strebel. Niederwils Regisseur Raphael Peterhans hatte mit einer Muskelverhärtung zu kämpfen und wurde deshalb erst nach der Verletzung von Ravelli eingewechselt. Danach begann er in gewohnter Art die Bälle zu verteilen. «Aber in dieser Phase müssen wir einfach mal den Ball in den eigenen Reihen behalten und cleverer spielen», analysiert er treffend. Doch dies gelang den Gästen nicht.

Doch statt des Ausgleichs kommt die Entscheidung. Sarmenstorfs Goalgetter Fabio Huber schlägt zu und markierte das 3:1. «Wir haben einfach aufgehört zu spielen», ärgerte sich Niederwils Goalie Raphael Ott. Das war die Entscheidung in einem verrückten Derby. In dieser Situation sahen die Niederwiler eine Offside-Stellung. Doch auch diesmal interveniert das wenig überzeugende Schiedsrichter-Trio nicht.

Der zum Goalie umfunktionierte Strebel hätte danach seinen Kasten fast sauber gehalten. Doch in der 96. Minute gelang Niederwil noch der Anschlusstreffer durch Nico Gautschi – die Reaktion kam viel zu spät und Sarmenstorf hat nach dem Einzug in den Cupfinal auch diese Hürde gemeistert. Wenn auch mit einigen Rumplern und drei eingesetzten Goalies.


Saporito: «Das war unglücklich»

Sarmenstorf erreicht am Mittwoch nach einem intensiven Spiel in Rothrist den Cupfinal (2:0). Vielleicht auch deshalb konnten die Gastgeber in der ersten Halbzeit wenig überzeugen. «Wir hatten schon noch etwas schwere Beine», gibt Verteidiger Philipp Strebel zu, der nach dem Platzverweis von Elias Probst als Goalie umfunktioniert wurde. «Nach dem Finaleinzug war alles himmelhoch jauchzend. Da mussten wir schon zuerst etwas umschalten und uns in die Partie reinbeissen», erklärt Strebel. «Das war Kampf und Krampf», meinte Sarmenstorfs Trainer Michael Winsauer lachend. «Der Platz war schwierig und die Beine schwer», ergänzt er in seinem Tiroler Dialekt. Zum turbulenten Spiel meint er augenzwinkernd: «Es ist halt immer was los in Sarmenstorf.» Weniger zum Lachen war natürlich Niederwils Trainerduo Luigi «Gino» Saporito und Reto Salm. «Das war unglücklich. Sarmenstorf ist ganz vorne dabei. Da haben sie das Selbstvertrauen und die Ruhe behalten», erklären die beiden. Mit dieser Niederlage bleibt Niederwil auf dem drittletzten Platz und hat bereits ein Dutzend Punkte Rückstand auf den rettenden Platz 11, denn gleich fünf Teams müssen am Ende der Saison tauchen.

Spitzenkampf morgen Mittwoch – mit welchem Goalie?

Sarmenstorf hat nicht lange Zeit zum Feiern und Niederwil, um enttäuscht zu sein. Bereits morgen Mittwoch (20 Uhr) empfangen die Niederwiler zu Hause den FC Fislisbach. Sarmenstorf muss zum absoluten Spitzenkampf nach Windisch (Mi, 20 Uhr).

Der Leader spielt gegen den Verfolger, wobei die Freiämter noch eine Partie weniger ausgetragen haben. Wer gegen Windisch im Tor stehen wird, weiss noch keiner: Stammkeeper Silvan Sigg fällt verletzt aus (Fussbruch), Elias Probst wird gesperrt sein. «Es wird schon einer drinstehen», meint Winsauer lachend. Die Goalies Ramon Stöckli (aus der zweiten Mannschaft) und Elia Koch (A-Junioren) werden ins «Eis» raufgezogen. Ausser Philipp Strebel überlegt sich nach seiner starken Vorstellung einen Positionswechsel. --awa


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