Ohrfeige von Frau Holle

  05.04.2022 Sport

Das 65. Motocross Wohlen musste abgesagt werden

Das Wohler Motocross kann zum dritten Mal in Folge nicht stattfinden. Nach zweimal Corona macht den Organisatoren diesmal der Schnee einen Strich durch die Rechnung. Es war eine Enttäuschung auf mehreren Ebenen. OK-Chef Ueli Hilfiker und seine Frau Gisela versuchen dennoch, Positives mitzunehmen.

Josip Lasic

«Macht ihr Bilder aus dem Skigebiet?», ruft ein Helfer auf dem Motocross-Gelände den anwesenden Medien zu. Für alle Beteiligten, die sich engagiert haben, dass das 65. Motocross Wohlen ein Erfolg wird, lässt sich die Situation nur mit Galgenhumor ertragen. Der Worst Case ist eingetroffen. Nach zwei Jahren Coronapause muss der Event erneut abgesagt werden. Die Schneefälle machen eine Durchführung unmöglich. Statt einer riesigen Menschenmenge und Motorenlärm hört man nur die Arbeiter, die dabei sind, das Gelände aufzuräumen. Und die Strecke, auf der normalerweise Motorräder gegeneinander um den Sieg kämpfen, erscheint tatsächlich geeigneter für Wintersport.

Im ganzen Weiss auf dem verschneiten Gelände wird immer wieder OK-Präsident Ueli Hilfiker gesucht. Seine Anweisungen werden benötigt. Er selbst hat in vereinzelten Momenten Tränen in den Augen. Ob sie durch die Kälte auf dem Gelände hervorgerufen werden oder durch die Situation, lässt sich schwer beurteilen. «Es ist ein riesiger Mehraufwand, der uns durch das Wetter bei den Aufräumarbeiten entsteht», erklärt Hilfiker. Mehr Arbeit für das ganze Team, obwohl der Anlass gar nicht stattgefunden hat.

Eine Premiere in 20 Jahren

«Fahren wäre theoretisch machbar gewesen», sagt Hilfiker. «Aber durch den Schnee sieht man die Bahn und die Fahrrinnen nicht mehr richtig. Die Verletzungsgefahr wäre grösser gewesen. Das grössere Problem war die Parkplatzsituation. Wir müssten fast jedes Auto mit dem Traktor auf das Feld ziehen. Dafür würde uns die Kapazität fehlen. Und der Landschaden, der dadurch entsteht, wäre immens.» In der Nacht von Freitag auf Samstag fällt die Entscheidung, dass der erste Renntag abgesagt wird. «Das kam schon in früheren Ausgaben vor. Dann konnten wir immerhin am Sonntag noch fahren. Das war auch diesmal der ursprüngliche Plan.» Doch die Schneefälle wollten nicht aufhören. Und so musste am Samstag die schwierige Entscheidung getroffen werden, den Anlass komplett abzusagen. «Es war die richtige Entscheidung. Selbst wenn das Wetter ein wenig gebessert hätte, ist es kalt. Das hätte uns Zuschauer gekostet», sagt der OK-Chef und zeigt auf einige verschneite Bänke. «Da setzt sich doch niemand hin.»

Für Ueli und seine Frau Gisela Hilfiker wäre es das 20. Motocross gewesen, das sie gemeinsam organisieren. Und die 65. Ausgabe überhaupt. Ein doppeltes Jubiläum, das ins Wasser gefallen ist. «Dass das Motocross witterungsbedingt komplett abgesagt werden muss, gab es erst einmal. Das war, noch bevor wir es organisiert haben», erzählt Gisela Hilfiker, die Vereinspräsidentin des MSC Wohlen. Wie gross der finanzielle Schaden ausfällt, können die Hilfikers noch nicht einschätzen. Startgelder, Eintritte, die Festwirtschaft, alles Einnahmen, die wegfallen. «Und dagegen versichern konnten wir uns nicht», sagt Ueli Hilfiker. «Die Versicherungen für solche Anlässe sind viel zu teuer, sodass man die Einbussen genauso gut in Kauf nehmen kann.» Immerhin, einige der Sponsoren kommen den Organisatoren entgegen. Gisela Hilfiker: «In den beiden Coronajahren konnten wir zudem den Schaden in Grenzen halten. Schade ist es trotzdem.»

500 Fahrer am lizenzfreien Motocross

Dass die Absage so kurzfristig erfolgen musste, tut den Veranstaltern besonders weh. So sind sie auf vielen Lebensmitteln sitzen geblieben. Dabei hat das Wochenende zuvor grosse Hoffnungen auf einen gelungenen Event gemacht. Rund 500 Fahrer sind am lizenzfreien Motocross gestartet. Über 3000 Zuschauer haben den Anlass besucht. «Wären die angemeldeten Fahrer von diesem Weekend angetreten, hätten wir über die beiden Wochenenden die Tausendergrenze geknackt», erklärt Gisela Hilfiker. Ueli Hilfiker: «Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn wir das Wetter der beiden Wochenenden irgendwie hätten kombinieren können. Am lizenzfreien Motocross war es fast schon zu warm.» Immerhin kann die grosse Besucherzahl vom Vorwochenende helfen, den finanziellen Schaden etwas zu mildern. «Der Eintritt war zwar frei, aber die Leute haben konsumiert», so Hilfiker. «Es muss helfen.»

Es geht weiter

Drei Jahre ohne Motocross. Kann es so überhaupt weitergehen? Funktioniert es finanziell? Ist die Motivation noch da? Auf die Frage, ob er als OK-Chef weitermacht, blickt Ueli Hilfiker traurig zur Seite. Gisela Hilfiker: «Es ist jetzt ein schwieriger Zeitpunkt, aber natürlich machen wir weiter. So schnell geben wir nicht auf.» Dass sich so viele Fahrer angemeldet haben und dass voraussichtlich viele Zuschauer gekommen wären, ist ein Trost. «Wenn wir irgendwo auf den Sozialen Medien ein Video hochgeladen haben, wurde es innerhalb von kurzer Zeit über mehrere Tausend Mal angeklickt», sagt Ueli Hilfiker «Ich glaube schon, dass wir einiges an Leuten gehabt hätten.»

Ebenfalls Mut macht der Enthusiasmus unter den Helfern. Ueli Hilfiker: «Es waren viele junge Leute dabei, die nicht im Verein sind. Denen hat es einfach gefallen, bei uns mitzuarbeiten.» Selbst nach der Absage arbeiten alle noch engagiert mit und helfen aufzuräumen. «Das Wichtigste ist, dass der Verein gesund ist», sagt Gisela Hilfiker. Sie ist davon überzeugt, dass das auch so bleibt. Obwohl das Motocross jetzt dreimal hintereinander pausieren musste. Durch die fallenden Schneeflocken richten die Hilfikers den Blick nach vorne und hoffen, dass 2023 das Motocross Wohlen sein Comeback feiert.


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