Den Krisenzeiten zum Trotz

  01.03.2022 Muri

Konzentrierte Réunion in allen Stadtteilen sorgte für Begeisterung

Alte Tradition und dennoch neu. Die Murianer Beizenfasnacht überzeugte mit zahlreichen Schnitzelbank- und Musikgruppen. Es gab viel Wortakrobatik und auch die eine oder andere Überraschung. In einem knüppelharten Assessment wurden neue Stadträte für Muri-Wien gesucht. Sind bald Expats dabei?

Joël Gattlen

«Das Leben wäre nur halb so schön, würde es die fünfte Jahreszeit nicht geben», schwärmte die Vizepräsidentin von Muri, Milly Stöckli, an der Réunion. Diese hatte es in sich. Schnitzelbänke und die Beizenfasnacht haben zwar in Muri schon lange Tradition, doch erstmals fanden diese nun an einem statt wie bisher an drei Tagen statt. Allein der offizielle Teil dauerte von 20 Uhr bis kurz vor Mitternacht. Sieben Lokalitäten wirkten mit: die Restaurants Rössli, Tomate und Frohsinn, das Bistro Eggträff, das Ristorante Bella Vista, das Café Stern und der Gröflikeller.

Beinarbeit, musikalisches Talent  und Wortakrobatik

«Die Schnitzelbänkler und Musikgruppen mussten also nicht nur mit Wortakrobatik und guter Musik überzeugen, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes viel Beinarbeit leisten. Die Strecken zwischen den Lokalitäten ziehen sich», lachte Fasnächtler Walter Rohrer. Dieser war unter den Gästen zusammen mit Jolanda Gut, Pedro Perez, Gaby Küng, Claudia Brun und Fredi Haas. «Leider gab es etwas weniger Schnitzelbänke als sonst. Das ist aber kaum verwunderlich. Bis vor Kurzem war ja nicht einmal klar, ob die Fasnacht wegen Corona überhaupt stattfinden könne», meinte die Gruppe. Dadurch hatten die Schnitzelbänkler nur sehr kurz Zeit, um sich vorzubereiten, «was man teilweise auch gemerkt hat». Nichtsdestotrotz sei die Réunion ein wunderschöner Anlass mit vielen Highlights. «Die Musikgruppen waren beispielsweise besonders gut und es ist schön, dass die Menschen wieder einmal zusammenkommen konnten, um zu feiern und Freunde zu treffen», betonte die Gruppe.

Ähnlich sieht es auch Pascal Handschin von der Schnitzelbankgruppe Goldenboys, welche beim Publikum besonders gut ankam: «Seit fünf Jahren machen wir nun die Fasnacht unsicher. Dieses Jahr war die Vorbereitung wegen der erst kürzlich gefallenen Coronamassnahmen äusserst schwierig, ein Sprint sozusagen. Deswegen gabs dieses Jahr nur ein abgespecktes Programm. Nicht mitzumachen, war jedoch zu keiner Zeit eine Option. Die Fasnacht muss lebendig bleiben.» Dieses Engagement schätzte auch das Publikum, das im Takt zu den Beats der drei Goldenboys klatschte. Während Handschin «Das isch es eifachs Lied, mitere simple Melodie. Es hed kei doppelte Bode und erscht recht kei Ironie» trällerte, haute Philipp Staubli kräftig in die Saiten seiner Ukulele.

Ominöser Luigi verdreht den Frauen den Kopf

Ebenfalls auf einen Mix zwischen Musik und Schnitzelbänken setzte der dorfbekannte und dennoch mysteriöse Frauenschwarm Luigi.

«In Muri kennt de Luigi ganze vieli Fraue. Und alli tüend ihm immer voll vertraue. Alle dene Fraue macht Luigi immer schöne Gschenkeli. Dadefür dörf sitze er zu ihne uf de Bänkeli. Und zum Abschied git es immer eine dicke Kuss. Gote nid ohni – dasse ische eine grosse Muss.»

Fasnächtlerin Susi war das «Fasnachtsopfer» des Abends. Gleich mehrere Male musste die junge Guggenmusikerin in die Bresche springen. Bei einem Assessment für neue Stadträte für die Fasnachtsgesellschaft Muri-Wien lieferte sie sich zusammen mit Fredi Haas ein Kopf-an-Kopf-Rennen und brillierte mit «Murianer Fachwissen». Schliesslich ergab sich eine Pattsituation, sodass die beiden Quizmaster Dieter Bohlen und Chris von Rohr kurzerhand beide als potenziell geeignete Stadtratskandidaten auserkoren. Dabei stammt Susi noch nicht einmal aus Muri, sondern war lediglich mit der Zuger Gugge «UsZug» zu Gast.

Gerührt von dieser Ehre sorgte Susi zusammen mit ihrer Gugge für ordentlich Stimmung im Gröflikeller und gab mehrere Musikstücke zum Besten. Besorgt um den Stadtratmangel bei der Fasnachtsgesellschaft Muri-Wien war auch die Gruppe Muri-Wien 2.0.

«Gsuecht werdet Wiener Stadtröt. Mache chönne muess me nüt. Chle umestoh ond nett usgseh ond debi es Zwätschge neh. A ha muesch en Chittel, egal mit welem Titel. Loschtig muesch emfall ned sih, för das heds ander Clön debih.»

Arbeit nein, Fasnacht ja

Vollgas gab auch die Grümpel-Band Goldau, der anscheinend die Märsche zwischen den Restaurants nichts anhaben konnten, sodass sie noch genügend Power für akrobatische Showeinlagen hatten. Die Musikgruppe «Gascho» überzeugte mit Stücken wie «Da Da Da» der Band «Trio» und Fabia und Brigitte Strebel alias Lehrerin Schlüchli und Kantonsmitarbeiterin Häberli referierten über den Sinn und Unsinn von Homeoffice.

«De PC aloh – es Kafi hole – und scho simmer bereit. Ich schaff vo dehei us und riiss mer keis Bei us, so, wies de Herr Berset seid.»

Zum Glück galt dies nicht für die Réunion, denn dort waren die teilnehmenden Gruppen nicht nur mit viel Herzblut, sondern auch mit viel Schweiss und Beinarbeit dabei.


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