Fasnächtler an der Macht

  25.02.2022 Muri

Die Schlüsselübergabe war der Startschuss in eine kürzere, aber intensive Fasnacht

Sie haben die Schlüssel der Macht. Vier Tage lang regieren in Muri die Fasnächtler. Die Freude ist allerseits riesig.

Annemarie Keusch

Die pure Freude ist förmlich spürbar. «Wunderschön», sagt Paul Rey, Schultheiss von Muri-Wien. «Riesig», meint Simon Waltenspühl, Schultheiss von Muri-Adelburg. Und René Neiger, Schultheiss von Muri-Neuenburg, sagt: «Fantastisch.»

Auf eine Schlüsselübergabe in diesem Rahmen mussten sie lange warten. Die Tambouren kamen, die Stadträte, viele Schaulustige, Kinder blieben nach dem Morgenstreich auf dem Klosterareal. Es war eine Schlüsselübergabe, die der Murianer Fasnacht gerecht wird. Zwar sind es nur vier Tage, während deren die Fasnächtler die Macht übernehmen. «Geniesst es, auch wenn es kurz ist, dafür wird es wohl umso intensiver», gab Vizepräsidentin Milly Stöckli mit auf den Weg.

Und einer nach dem anderen bekam seinen Schlüssel überreicht, streckte ihn voller Freude in die Höhe. Es kann also losgehen. Und geplant ist so einiges. Jede Stadt feiert ihren «Nationalfeiertag» mit einer Strassenfasnacht. Hinzu kommt die erstmalig gemeinsame Reunion. «Und hoffentlich ganz viel Spontanes. Es werden ganz sicher tolle vier Tage», sagt René Neiger. Und das mit einer fünften Fasnachtsgesellschaft – Muri-Wien 2.0.


Mit einer fünften Truppe

Die Murianer Fasnacht ist mit der Schlüsselübergabe so richtig eingeläutet

Der Gemeinderat hat für vier Tage abgedankt, die Schlüssel der Macht den Schultheissen übergeben. Neben Adelburg, Neuenburg und Wien mischte erstmals auch Muri-Wien 2.0 mit – eine spontane Idee von acht Fasnachtsbegeisterten. «Die Fasnacht in Muri lebt», sind sich vor Ort alle einig.

Annemarie Keusch

Wirklich traurig sahen Milly Stöckli und Hans-Peter Budmiger nicht aus. «Aber es ist ein trauriger Moment für den Gemeinderat», betonte Budmiger. Sie müssen die Macht abgeben. «Gleichzeitig ist es natürlich schön, wir haben Ferien.» Dass diese durchaus länger sein könnten, hielt Milly Stöckli fest. Den besonderen Umständen ist es geschuldet, dass zwischen Schlüsselübergabe und -rückgabe nur vier Tage liegen. «Wir hätten natürlich gerne länger Ferien, aber immerhin», meinte die Vizepräsidentin.

Drei Schüssel und ein Badge lagen auf dem Tisch im Klosterhof bereit, die Schlüssel für die drei Murianer Fasnachtsgesellschaften, den Badge für die Buttwiler von «Hohenwien-Wissenburg». «Die Buttwiler sind uns auch da etwas voraus, der Badge passt fast überall», meinte Gemeindepräsident Budmiger. Er und Stöckli wünschten allen eine sorgenfreie, ausgelassene und schöne Fasnacht.

Alles andere als Routine

Dass einer solchen Fasnacht kaum etwas im Wege stehen dürfte, verdeutlichten die Schultheisse. Mit viel Elan und Freude nahmen sie die Schlüssel der Macht entgegen, die Tambouren spielten, die Leute klatschten und stiessen schon frühmorgens mit einem Gläschen Weisswein an. «Feiert, so viel es geht», appellierte René Neiger, Schultheiss von Muri-Neuenburg an die Bevölkerung. Wenn die Fasnacht kurz sei, solle man sie umso mehr geniessen.

Die Vorfreude bei den Schultheissen mit ihren Stadträten war deutlich spürbar. «Ich freue mich auf alles», sagt Paul Rey, Schultheiss von Muri-Wien. Speziell freue er sich auf die Spontanität. «Es ist so vieles entstanden, auch kurzfristig. Es wird eine schöne Fasnacht», ist er überzeugt. Gleich tönt es bei René Neiger: «Wir wissen nicht genau, wie die Fasnacht wird. Vieles ist ungewiss, anders als in anderen Jahren. Das macht es spannend. Ich freue mich auf die Nicht-Routine.» Und auch Simon Waltenspühl, Schultheiss von Muri-Adelburg, sagt: «Es wird eine bunte, vielfältige Fasnacht. Ganz speziell freue ich mich auf die erstmalig gemeinsame Reunion und den Kinderfasnachtsball in der Bachmattenhalle.»

Innert einer Woche entstanden

Mit dem Morgenstreich mit gegen 400 Kindern und Erwachsenen und der Schlüsselübergabe mit ebenfalls vielen Fasnächtlern auf dem Klosterhof ist die fünfte Jahreszeit gehörig eingeläutet. Und erstmals mischen da nicht «nur» die drei traditionellen Murianer Gesellschaften und Hohenwien-Wissenburg aus Buttwil mit. Eine fünfte Fahne schlich sich auf das Bild, ein fünfter Schlüssel ragte in die Höhe – und es war erst noch der grösste.

Vor einer Woche sei die Idee entstanden, sagen sie. «In einer Kaffeerunde.» Muri-Wien 2.0 heisst die «neue» Fasnachtsgesellschaft. «Wir haben gehört, dass die Wiener mit Nachwuchsproblemen kämpfen, da wollten wir mithelfen», sagt einer aus der achtköpfigen Truppe. Innert Wochenfrist haben sie Fahne und Schlüssel gebastelt, auch ein einheitliches Stadtrats-Outfit ist da. «Wir ziehen während den vier Tagen herum, sind an der Reunion und wollen mithelfen, dass die Fasnacht gut wird», meinen sie lachend. Und wechseln auf nächstes Jahr, wenn es Rücktritte im Wiener Stadtrat gibt, einige von Muri-Wien 2.0 zum «richtigen» Muri-Wien? «Das schauen wir an. Die Fasnacht wird aber bei den Wienern ganz sicher nicht sterben.» Den Wiener-Schultheiss freuts. «Die Unterstützung ist toll», sagt er.


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