Es läuft in Bremgarten

  22.02.2022 Sport

Nach zwei Jahren Abstinenz ist der Reusslauf wieder nach Bremgarten zurückgekehrt. An der 38. Ausgabe nahmen rund 2000 Läuferinnen und Läufer teil. Es gab dazu einen neuen Streckenrekord. --jl


Comeback der Superlative

Am 38. Reusslauf stellt Dominic Lobalu Lokinyomo einen neuen Streckenrekord auf

Mit rund 2000 Teilnehmern, mehreren Rekorden und zahlreichen grossen Namen aus der Schweizer Laufszene macht der 38. Reusslauf vergessen, dass der Anlass in den letzten zwei Jahren abgesagt werden musste.

Josip Lasic

Der Sieg von Dominic Lobalu Lokinyomo ist nur noch Formsache, als er über die Reussbrücke in Richtung Ziel sprintet. Eine Zuschauerin ist baff: «Wo sind die restlichen Läufer der Spitzengruppe? Der hat ja einen Riesenvorsprung.» Ja, der Sieger ist schnell, sehr schnell. Er beendet den Lauf in einer Zeit von 32.19. So schnell war am Reusslauf niemand zuvor.

Lobalu gewinnt nicht nur, sondern stellt auch einen neuen Streckenrekord auf. Und einen guten Abstand auf das Verfolgerfeld. Der zweitplatzierte Eric Rüttimann benötigte 27 Sekunden mehr, um das Ziel zu erreichen. Den bisherigen Streckenrekord von Clint Perrett aus dem Jahr 2012 (32.27) hat der diesjährige Sieger um acht Sekunden unterboten. Eine starke Leistung.

Wie ein Sportler, der zurückkehrt

OK-Präsident Stephan Gut geniesst den Anlass in vollen Zügen. Er ist froh, dass der Reusslauf überhaupt wieder stattfinden kann. «Das hat uns damals schon wehgetan, als wir vor zwei Jahren das Ganze einen Tag vorher absagen mussten», erzählt er. «Was haben wir uns in der Vergangenheit für Horrorszenarien ausgemalt. Wir haben uns überlegt, was wir machen, wenn der Schnee 50 cm hoch liegt und Ähnliches. An eine Pandemie hat niemand gedacht», sagt der OK-Chef. Umso mehr geniesst er es, dass der Reusslauf endlich wieder stattfinden kann. «Es fühlt sich ein wenig an, als wäre ein Spitzensportler nach langer Verletzungspause zurückgekehrt.»

Und der «Spitzensportler» ist nicht nur wieder zurück, sondern liefert auch wieder ab. So ist der Rekord von Lobalu nicht der einzige, der bei der 38. Ausgabe des Bremgarter Reusslaufs aufgestellt wurde. Gut berichtet: «Wir haben auch einen Schulrekord. Die Gesamtschule Bremgarten startete mit rund 400 Kindern. Das ist der Wahnsinn. Bei einer solchen Ausgangslage muss man auf dem Teppich bleiben und dankbar sein.»

Leichte Ungewissheit vorhanden

Dass solche Rekorde aufgestellt werden, ist für Gut Balsam auf die Seele. Nebst der zweijährigen Abstinenz war für die Veranstalter bis kurz vor dem Wettkampf unklar, welche Massnahmen genau gelten werden. Bis zum Lauf selbst wussten Gut und sein Team nicht richtig, was sie erwartet. Die Aufhebung der Coronamassnahmen vonseiten des Bundes war gerade mal drei Tage her. «Man merkt den Menschen an, dass sie im Kopf immer noch sehr vorsichtig sind. Sie gehen ins Zelt, um sich ihre Startnummer zu holen, tragen dabei keine Maske und sehen dann zu, dass sie so schnell wie möglich wieder aus dem Zelt rauskommen. Ganz geheuer ist den Leuten die Situation nach wie vor nicht. Das wird eine Zeit lang dauern, bis sie sich daran gewöhnt haben.»

Spitzenathleten im Städtli

So gab es auch keine Siegerehrung. «Das möchten die Läufer momentan nicht und es gibt keinen Lauf, der das durchzieht», sagt Gut. «Ausnahme waren die Kinderkategorien. Da ging es nicht ohne Siegerehrung. Und die Kinder waren auch hell begeistert davon und hatten ihre Freude.»

Seine Freude hatte der OK-Präsident hingegen über das Niveau der Teilnehmer. Neben Dominic Lobalu Lokinyomo starteten zahlreiche andere Grössen des Schweizer Laufsports. Der zweitplatzierte Eric Rüttimann war 2019 Schweizer Meister über 10 000 Meter und im 10-km-Strassenlauf. Der drittplatzierte Patrik Wägeli wurde unter anderem 2019 Schweizer Meister im Marathon und Gesamtsieger am Dreiländermarathon in Bregenz und Adrian Lehmann auf Rang 4 wurde 2016 im Team Halbmarathon-Europameister. Nur einige Erfolge von einigen wenigen der Spitzenläufer im Teilnehmerfeld. Und auch bei den Frauen gab es starke Resultate von nationalen Grössen des Laufsports zu bestaunen. Den Sieg holte Chiara Scherrer aus Winterthur in einer Zeit von 36.45. Unter ihren bisherigen Erfolgen ist der Schweizer-Meister-Titel 2021 über 3000 m indoor mit dem Schweizer Rekord über 9.10,33 zu finden, ebenso der Schweizer-Meister-Titel über 3000 m Steeple. Ihr Vorsprung auf die nächste Verfolgerin war noch grösser als derjenige von Dominic Lobalu Lokinyomo. Scherrer lief 1 Minute und 20 Sekunden vor Melanie Maurer ins Ziel.

Ein kleines Opfer

«Das ist genau das, was ich will. Unsere Schweizer Läufer fördern», sagt der OK-Präsident. Genauso, wie ihn die Teilnahme der Spitzenathleten gefreut hat, war er auch begeistert darüber, wie die Kinder von ihren Eltern angefeuert und abgeklatscht wurden. «Man hat gesehen, dass die Leute wieder Lust haben, an den Reusslauf zu kommen», sagt Gut.

Es ist ein Reusslauf-Comeback nach Mass, mit neuen Rekorden, Spitzensportlern und begeisterten Teilnehmern und Zuschauern. Dass es keine Siegerehrung gab und die Leute noch etwas vorsichtig agierten, ist ein kleines Opfer nach den zwei Jahren ohne Reusslauf.


Die LR Wohlen am Reusslauf

Fritz Rüegsegger von der LR Wohlen startete in der Kategorie M70. Dem dreimaligen Schweizer Meister und Olympiateilnehmer von 1972 gelang ein gutes Rennen. In einer Zeit von 57.25 lief er in seiner Kategorie auf den 14. Rang und in der Gesamtwertung auf den 519. Platz. Es war die beste Platzierung der LR Wohlen.

Bruno Sekinger lief in einer Zeit von 58.08 auf den 124. Platz unter 169 Klassierten in der Kategorie M40. Im Gesamtklassement belegt er Rang 535. Hanni Weiler lief im Nordic Walking über 11 km in einer Zeit von 2:02.30 ins Ziel. In dieser Kategorie klassierten sich 118 Teilnehmer. --b


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