«Unglaublich, diese Frau»

  18.02.2022 Sport

Bob: Die Freiämter Bob-Legenden zu Melanie Hasler

Melanie Hasler gewinnt im Monobob ein olympisches Diplom. Sie führt damit die Freiämter Bob-Dynastie weiter. Max Forster, Daniel Schmid, Christian Reich und Dominik Scherrer sind alle frühere Freiämter Spitzen-Bobfahrer und Olympioniken. Und sie alle sind begeistert von der Powerfrau Melanie Hasler, die am Wochenende im Zweierbob erneut startet.

Stefan Sprenger, Josip Lasic

«Eine tolle Frau», sagt Max Forster. Der 87-jährige Wohler war einst selbst ein Spitzen-Bobfahrer, war in Grenoble 1968 und Sapporo 1972 an den Olympischen Spielen dabei. Der Weltmeister im Viererbob von 1971 verfolgt die Karriere von Melanie Hasler gerne. «Sie macht riesige Fortschritte. Bei ihren Rennen sehe ich aber, dass sie noch zu viele vermeidbare Fehler macht», sagt Forster, der im Bünzpark in Waltenschwil wohnt.

«Keine Medaille, aber immerhin»

Zum 7. Rang beim Monobob in Peking und dem Gewinn eines olympischen Diploms sagt Forster: «Es braucht viel Training und auch Zeit für solche Topleistungen. Der 7. Rang ist keine Medaille, aber immerhin gibt es ein Diplom. Man kann schliesslich nicht von Anfang an gleich gewinnen, und die Konkurrenz ist riesig an Olympia», so Forster. Er selbst schaffte es im Zweierbob 1968 auf den 2. Rang. Der Start an Olympia in Japan 1972 wurde ihm verwehrt. Über den genauen Grund schweigt Forster (und die Bobwelt) bis heute. Er sagt aber: «Olympia war etwas vom Besten, was ich erleben durfte.» Forster, der vor wenigen Wochen an Corona erkrankt ist und sich mittlerweile aber auf dem Weg der Besserung befindet, sagt: «Hasler ist eine Topfahrerin und sie wird in Zukunft nur noch besser werden. Sie ist ein grosses Versprechen für die Zukunft. Unglaublich, diese Frau.» Und dass sie eine Freiämterin ist, freut Forster umso mehr.

Olympia-Dauerbrenner Reich ist beeindruckt

Ebenfalls erfreut über die Leistung von Melanie Hasler ist Christian Reich aus Künten. Er gehört zu den prägendsten Figuren im Bobsport. Ob als Anschieber, Pilot, Trainer, Konstrukteur, Materialchef oder Verbandsmitglied: Dieser Christian Reich hat so einiges erlebt in seinem Sportlerleben. Und er hat seit 1992 keine Olympischen Spiele mehr verpasst. 1992 in Albertville und 1994 in Lillehammer war er als Anschieber dabei. 1998 in Nagano und 2002 in Salt Lake City als Pilot. 2006 in Turin war er Trainer des Bobteams von Monaco. 2010 in Vancouver als Materialverantwortlicher der Schweizer Mannschaft. 2014 in Sotschi als Vizepräsident des internationalen Bobverbandes und 2018 in Pyeongchang als Co-Kommentator des Schweizer Fernsehens. Auch dieses Jahr in Peking ist er als Co-Kommentator für das SRF mit dabei. Reich sagt zu Haslers Leistung: «Im Monobob war sie beeindruckend. Sie war nicht konstant, das ist ihre grösste Schwäche. Aber technisch und fahrerisch ist sie die wohl beste jüngste Athletin.» Vor dem Zweierbob-Rennen, die am Freitag und Samstag stattfinden (siehe Kasten), sagt Reich: «Wenn sie die Ruhe bewahren kann, liegt auch im Zweierbob alles drin. Mit viel, viel Glück kann sie auch in die Medaillen fahren.» Reich sieht in Hasler vor allem ein riesiges Versprechen für die Zukunft. «Mit Routine und Erfahrung hat Melanie Hasler das Zeug, um in den nächsten Jahren ganz vorne mitzumischen.»

Daniel Schmid: «Erfolg ist sehr hoch einzuschätzen»

Der Hägglinger Daniel Schmid war 2010 in Vancouver an den Olympischen Spielen mit dabei. Nach einem Trainingssturz, bei dem sich sein Anschieber verletzt hat, ist Schmid nicht angetreten. Für diese Entscheidung hat er damals viel Spott, aber auch viel Lob und Respekt geerntet.

Respekt hat er auch vor der Leistung von Melanie Hasler. «Sie ist noch nicht so lange mit dabei im Bobsport. Daran gemessen ist ihr Erfolg sehr hoch einzuschätzen», sagt Schmid. «Besonders im vierten Lauf hat sie sehr viel Potenzial gezeigt. In Zukunft wird sie sicher noch besser werden.» Im Zweierbob-Rennen traut der 45-Jährige der Berikerin einen ähnlichen Erfolg zu. «Ein olympisches Diplom liegt auf jeden Fall drin. Für ganz vorne wird es schwierig. Kaillie Humphries ist eine starke Konkurrentin, ebenso die deutschen Fahrerinnen. Aber Melanie Hasler hat nichts zu verlieren und kann locker an das Rennen gehen. Wenn alles perfekt läuft, liegt eine Medaille drin.»

Dominik Scherrer: «Ein Versprechen für die Zukunft»

Dominik Scherrer aus Auw ist als Nachwuchschef und Verantwortlicher Trainerausbildung bei Swiss Sliding bestens informiert über die Schweizer Athletinnen und Athleten. Der Oberfreiämter, der zuerst als Schweizer und danach als Britischer Nationaltrainer von 2002 bis 2018 stets mit dabei war bei den Olympischen Spielen, freut sich riesig über den Erfolg von Melanie Hasler. «Es freut mich für den Frauen-Bobsport und besonders interessant ist, dass Hasler ihren Erfolg in einer neuen Sportart, im Monobob, feiern konnte.»

Scherrer betont, dass Bobfahren ein Erfahrungssport ist. «Mit jedem Jahr, das sie fährt, wird sie noch besser und fehlerfreier werden. Wenn man sieht, dass sie jetzt schon so stark ist, dann ist für mich klar, dass Melanie Hasler ein Versprechen für die Zukunft ist. Ich denke dabei beispielsweise an die Heim-Weltmeisterschaften in St. Moritz im nächsten Jahr.» Was den Nachwuchschef des Verbandes besonders beeindruckt hat, ist die mentale Belastbarkeit der Berikerin. «Du hast einen Event wie die Olympischen Spiele alle vier Jahre. Dort musst du dann am Tag X bereit sein und liefern. Das konnte sie.» Und das traut ihr Scherrer auch im Zweierbob zu. «Ein Diplom ist in Reichweite. Es wird sicher nicht leichter, da sie bereits ein gutes Rennen geliefert hat und das bestätigen will. Mit Nadja Pasternack hat sie eine sichere Bank als Anschieberin. Ich bin sehr gespannt, wie sich die beiden präsentieren werden.»


Zweierbob am Wochenende

Melanie Hasler tritt mit Nadja Pasternack im Zweierbob an. Erneut stehen vier Läufe auf dem Programm. Der erste und der zweite Lauf finden heute Freitag, 13 Uhr Schweizer Zeit statt. Morgen Samstag, 13 Uhr Schweizer Zeit, sind der dritte und der vierte Lauf an der Reihe. --red


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