Wie ein Dolmetscher

  01.02.2022 Muri

Philippe Cabane moderiert die Begleitgruppe des Projekts «Entwicklung Zentrum Bahnhof»

Philippe Cabane ist Städteplaner. Und er begleitet die Testplanung beim Bahnhofareal. «Ich übersetze quasi zwischen der Begleitgruppe und den Fachleuten», sagt der Basler. Vor wenigen Tagen trafen sich die 40 Mitglieder der Begleitgruppe erstmals.

Annemarie Keusch

Philippe Cabane spricht von einer guten Flughöhe. «Die Diskussionen drehen sich nicht um mögliche Standorte für Sitzbänke, sondern bleiben bei allgemeinen Themen. Was braucht es? Worauf soll geachtet werden? Das sind Fragen, die wir gemeinsam beantworten wollen», erklärt der Städteplaner und spricht damit eine der zentralen Aufgaben der Begleitgruppe an: Die Leute sollen sich einbringen können, für eine ideale Lösung und nicht für ihre Partikularinteressen. «Natürlich, es ist nicht immer einfach. Es gibt viele Teilinteressen. Es steckt viel Geschichte hinter dem Projekt.» Cabanes Ziel ist es, aus dieser Geschichte auszubrechen und das Projekt in die Zukunft zu führen.

Erste Anliegen gesammelt

Vor wenigen Tagen traf sich die 40-köpfige Begleitgruppe erstmals, der aktuellen Lage wegen nur online. «Wir wollten den Abend trotzdem unbedingt durchführen», betont Cabane. Die Involvierten sollten informiert werden über den aktuellen Stand, über die Testplanung, über die Rolle der Begleitgruppe. Spielerisch seien erste Anliegen gesammelt worden. «Im März folgt der nächste Workshop, hoffentlich an einem Tisch», sagt der Städteplaner.

Cabane hat zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Sarah Zussy schon ähnliche Projekte begleitet, primär in Städten. «Die Stimmung hier in Muri ist gut. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, die für alle Involvierten einen gangbaren Weg bedeutet.» Seine Aufgabe ist dabei der Dialog. Cabane ist die Schnittstelle zwischen Begleitgruppe und Fachleuten, gibt die Inputs beider Seiten weiter und unterstützt den Gemeinderat auch im Projektteam. Dass der Weg über die Begleitgruppe der richtige ist, davon ist er überzeugt. «So sind die Leute aus dem Dorf von Anfang an eingebunden.» Sein erster Eindruck ist positiv.


Die Dynamik stimmt

Die Begleitgruppe des Projekts «Entwicklung Zentrum Bahnhof» hat ihre Arbeit aufgenommen

40 Murianerinnen und Murianer. Direkt Betroffene, Parteivertreter, Freiwillige. Sie bilden die Begleitgruppe des Projekts «Entwicklung Zentrum Bahnhof». Moderiert wird diese von Städteplaner Philippe Cabane. Der erste Eindruck sei gut. Die Themen, die es zu diskutieren gelte, seien vielfältig. «Es ist weit mehr als die Verkehrsplanung.»

Annemarie Keusch

Ein gutes Projekt, das wollen alle. «Das spürt man», sagt Städteplaner Philippe Cabane, der gemeinsam mit Sarah Zussy in Basel ein Büro für urbane Strategien und Entwicklung betreibt. Sein Eindruck nach der ersten Online-Zusammenkunft sei äusserst positiv. «Das Interesse ist da, die Ideen und Anliegen auch», sagt er. 40 Leute sind es, die in der Begleitgruppe mitmachen. «Die Diversität ist dabei sehr wichtig», hält Cabane fest. Und diese sei gegeben, auch dadurch, dass der Gemeinderat allen Interessierten die Teilnahme in der Begleitgruppe ermöglichte. «Eine offene Partizipation ist wichtig», sagt Cabane.

Die Gruppe von 40 Leuten zu führen und zu moderieren, ist die Aufgabe des Städteplaners. «Ich bin die Schnittstelle zwischen der Begleitgruppe und den Fachleuten», sagt er. Während die Fachleute die Testplanung erarbeiten, bringen die Vertreter der Bevölkerung ihre Anliegen ein. «Ich übersetze zwischen den beiden Gruppen, versuche, die andere Perspektive näherzubringen. Ich bin quasi eine Art Dolmetscher», sagt Cabane und lacht. Er ist der richtige Mann dafür, auch weil er beide Seiten kennt. «Ich habe Erfahrung damit, sich zu wenig informiert zu fühlen, aus einem Projekt in Basel», sagt Cabane. Die Leute mittels Begleitgruppe von Anfang an miteinzubeziehen, das hätte er sich damals auch gewünscht und erachtet er entsprechend als «richtigen Weg».

Über den Schatten springen

Wichtig ist dem Städteplaner, dass die Mitglieder der Begleitgruppe offen sind für ganz unterschiedliche Themen. «Klar, jeder hat seine Geschichte mit dem Projekt und jeder hat Themen, die ihm besonders wichtig sind. Beliebt ist da beispielsweise der Verkehr. Aber es geht um noch ganz viel anderes», hält er fest. Die Mitglieder der Begleitgruppe müssten über den Schatten springen. «Natürlich, es ist auch meine Aufgabe, das zu fördern», gesteht er. Und Ideen hat Cabane. Etwa mit verschiedenen Tischen zu den unterschiedlichen Fokusthemen. «Alle müssen an jedem Tisch ihre Inputs eingeben und so über Verkehrssicherheit, aber auch über ein attraktives Eingangstor für das Dorf, über die Qualität und über ganz viel anderes sprechen.»

«Es müssen alle ihren Beitrag dazu leisten, dass das Miteinander funktioniert.» Der Grundstein dafür sei gelegt, die Stimmung sei positiv und konstruktiv. «Ich habe diesbezüglich schon ganz andere Erfahrungen gemacht. Wenn es beispielsweise in einem Machtkampf zweier Lokalmatadoren endet, wird es schwierig.» In Muri sehe er aber keine dahin gehende Gefahr.

Stetiger Dialog als Schlüssel zum Erfolg

Cabane betont, dass die ersten Diskussionen gut seien, weg von Partikularinteressen einzelner Begleitgruppenmitglieder. Verschiedene Ideen und Inputs sind schon gesammelt. Der Städteplaner gibt diese an die Fachleute weiter und diese lassen sie in die Testplanung einf liessen oder nehmen sie anderweitig mit. «Es ist nicht meine Aufgabe, abzublocken, wenn Ideen zu teuer oder realitätsfremd sind. Wir nehmen alles mit. Meine Aufgabe ist es, zu intervenieren, wenn ein Thema zu viel Gewicht bekommt.» Diskussionen zuzulassen, das ist Philippe Cabane wichtig. «Es braucht teilweise auch Auseinandersetzungen, um mögliche Kompromisse zu finden oder mehrheitsfähige Lösungen», ist er überzeugt.

Wichtig ist dem Städteplaner, dass alle Involvierten in stetigem Austausch sind: die Begleitgruppe, die Fachleute, der Gemeinderat, das Projektteam, die SBB, die Eigentümer. «Städtebauliche Entwicklung ist ein politischer Prozess und ein Verhandlungsprozess», hält Cabane fest.

Testplanung ist erst der Anfang

Bis im Herbst soll die Testplanung abgeschlossen sein. Dann will man Antworten auf gewisse Fragen präsentieren können. Wie ist der Verkehr geregelt? Wo sind Bauvolumen geplant? Wie viel Platz braucht der Busbahnhof? «Bis dahin schärfen wir diese Themen, anhand von Ideen und Interessen aus der Bevölkerung, aber auch aus städteplanerischen Vorgaben.» Ziel sei es, Stossrichtungen zu definieren.

Das Ländliche bringt Abwechslung

«Abgeschlossen ist die grosse Arbeit dann aber noch lange nicht», sagt Cabane. Anhand der Testplanung wird ein Richtplan erstellt, später folgt der städtebauliche Wettbewerb für konkrete Projekte, daraus der Gestaltungsplan. «Es ist gerade auch für mich eine unglaublich spannende Aufgabe in Muri», sagt Philippe Cabane. Normalerweise ist er im städtischen Umfeld unterwegs, das Ländliche bringt für ihn die Abwechslung. «Es geht darum, Formen zu finden, die dem ländlichen Charakter entsprechen. Und da spielen ganz viele Faktoren mit hinein», hält er fest. Entsprechend freut er sich, zusammen mit der Begleitgruppe und den Fachleuten diese Faktoren herauszuschälen.


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