Freude aus der Isolation

  14.01.2022 Sport

«Freiämter Sportler des Jahres»: Reaktionen von Andreas Döbeli, Melanie Hasler und Toni Cerundolo

Kein Neid unter den Schwingern: Andreas Döbeli gönnt seinem Kumpel Joel Strebel den Sieg. Dazu erzählt Melanie Hasler, dass ihr der 3. Rang Schwung gibt für Olympia, und der Spezialpreissieger freut sich in Corona-Isolation.

Titelverteidiger Andreas Döbeli schlägt am Freitagmorgen diese Zeitung auf und schaut gleich nach, wie er abgeschnitten hat. Zum dritten Mal in Serie reicht es aufs Podest. Nach dem dritten Rang 2018 und dem Sieg 2019 wurde es jetzt der 2. Platz. «Ich bin extrem zufrieden mit meinem Ergebnis und allen dankbar, die für mich gestimmt haben. Ausser den Leistungen von Joel Strebel konnte ich nicht einschätzen, wie das Jahr für die anderen nominierten Sportler verlaufen ist und wie ihre sportlichen Erfolge im Vergleich zu uns Schwingern zu gewichten sind. Deshalb konnte ich auch nicht abschätzen, wie ich bei dieser Wahl abschneiden würde.»

Döbeli wird Hasler im TV zusehen

Der Sarmenstorfer, der mit seiner Partnerin mittlerweile in Seengen wohnt, ist glücklich über den 2. Rang. «Ich wusste, dass ich gute Leistungen gezeigt habe. Es gab da einige Höhepunkte in diesem Jahr. Und diese Auszeichnung ist jedes Mal wieder eine Bestätigung für eine gute Saison. Ich finde es deshalb auch schön, dass Joel Strebel diesmal gewonnen hat. Es ist richtig, dass er den Vorrang vor mir erhalten hat.»

Döbeli erzählt, dass er viel positives Feedback aus seinem Umfeld erhalten hat und dass auch dort die Freude über Strebels Sieg gross ist. Auf den Doppelsieg der beiden Schwinger blickt «Res» Döbeli mit Bescheidenheit. «Schwingen hat als Sportart eine grosse mediale Prä- senz. Ich denke, dass unsere Namen bei den Leuten deshalb präsenter sind. Ein FC Wohlen ist ja beispielsweise im Schweizer Fernsehen nicht mehr wirklich vorhanden, seit er nicht mehr im Profifussball ist, sodass dessen Spieler nicht so im Fokus stehen. Auch der Bobsport hat weniger Präsenz als das Schwingen.»

Apropos Bobsport. Von der drittplatzierten Melanie Hasler hat Andreas Döbeli schon gehört. «Ich verfolge ihre Karriere und werde sicher auch einschalten, wenn sie bei den Olympischen Spielen in Peking an den Start geht.»

Hasler: «Schön, zu spüren, wie Leute hinter mir stehen»

Und darauf bereitet sich Melanie Hasler aktuell vor. An diesem Wochenende wird sie an ihrem Heim-Weltcuprennen in St. Moritz nach einer Oberschenkelverletzung noch nicht mit Vollgas antreten. Anders dann im Februar an den Olympischen Spielen. Der 3. Rang an der Wahl zum Freiämter Sportler des Jahres sei «eine Ehre», wie sie sagt. «Es freut mich sehr. Auch dass ich es als einzige Frau auf das Podest geschafft habe. Es ist schön, zu spüren, wie die Menschen hinter mir und meinen Leistungen stehen und an mich glauben. Das ist eine schöne Unterstützung und gibt auch mentale Power», so Hasler.

Besonders erwähnen will Melanie Hasler ihre Familie und ihre Freunde im Freiamt. «Die haben beim Abstimmen riesig Gas gegeben», erzählt sie lachend. Der 3. Rang der Senkrechtstarterin ist auch ein Zeichen, dass das Freiamt nach wie vor eine Region ist mit grosser Bobtradition. «Diesen 3. Rang nehme ich gerne als Schwung mit für Peking.»

Cerundolo: «Ich war baff»

Spezialpreisgewinner Antonio Cerundolo befindet sich aktuell in Isolation, weil er an Corona erkrankt ist. «Wir waren gerade vom Test nach Hause gekommen, als ich die Zeitung aus dem Briefkasten holte. Da durfte ich das noch», sagt er mit einer Prise schwarzem Humor. «Ich habe dann gesehen, dass die Resultate der Sportlerwahl drin sind, und wollte mir die anschauen. Anschliessend war ich ziemlich baff, als ich mein Gesicht dort entdeckt habe. Das war im Gegensatz zum positiven Covid-Test eine wirklich positive Nachricht», ergänzt er lachend. Einmal war Cerundolo bei der Ehrung des Freiämter Sportlers des Jahres dabei. Allerdings nur als Begleitperson der Kickboxerin Sengül Güzel, die 2006 den Titel geholt hat. «Als Kämpfer ist es mir nie gelungen, nominiert zu werden. Dafür ist es mir eine grosse Ehre, dass ich jetzt diesen Spezialpreis gewonnen habe. Es ist eine tolle Anerkennung, ich bin sehr dankbar dafür.»

Seine erste Handlung war, Rocco Cipriano – den Rekordsieger der Sportlerwahl mit vier Titeln – anzurufen und zu fragen, ob er etwas davon wusste. Cipriano war genauso überrascht, hat seinem Freund aber sofort gratuliert. Ebenso erhielt Cerundolo viel positives Feedback, als er in den sozialen Medien geteilt hat, dass er ausgezeichnet worden war.

Ehrung nach Olympia

Wie alle Sportler freut sich auch Cerundolo, dass man sich an der Ehrung zum Freiämter Sportler des Jahres im Frühling dann kennenlernen darf und einen schönen Abend verbringen wird. Cerundolo meint: «Vielleicht gelingt es mir endlich, ein Schwingfest zu besuchen. Das habe ich bis jetzt nicht geschafft, obwohl es mich sehr faszinieren würde. Wenn ich Joel Strebel und Andreas Döbeli kennengelernt habe, werde ich sicher noch motivierter sein, so einen Anlass zu besuchen.»

Die Ehrung wird frühestens im März, nach Olympia stattfinden, sobald Melanie Hasler aus Peking wieder zurück ist und sobald es die Pandemieverhältnisse zulassen. --spr/jl


Sieger seit 1988

Die Wahl zum Freiämter Sportler des Jahres wird seit 1988 von dieser Zeitung durchgeführt. Nachfolgend alle Sieger:

1988: Christoph und Andy Hüsser, Motocross. 1989: Andy Hug, Karate. 1990: Beatrice Küng, Siebenkampf. 1991: Barbara Schenker, Siebenkampf. 1992: Andy Hug, Karate. 1993: Daniel Taubert, Militärischer Fünfkampf. 1994: Guido Meier, Karate. 1995: Ernst Vock, Laufsport. 1996: Leonz Küng, Ringen. 1997: Rocco Cipriano, Kickboxen. 1998: Stefan Strebel, Schwingen. 1999: Frank Koch, Handball. 2000: Nicole Weist, Schwimmen. 2001: Debora Lavagnolo, Leichtathletik. 2002: Viviane Käser, Eiskunstlauf. 2003: Rocco Cipriano, Kickboxen. 2004: Reto Bucher, Ringen. 2005: Rocco Cipriano, Kickboxen. 2006: Sengül Güzel, Kickboxen. 2007: Rocco Cipriano, Kickboxen. 2008: Urs Huber, Mountainbike. 2009: Monika Lehmann, Triathlon. 2010: Fabio Caduff, Snowboard. 2011: Markus Joho, Laufsport. 2012: Antonio Lo Prete, Kickboxen. 2013: Goran Karanovic, Fussball. 2014: Randy Vock, Ringen. 2015: Alban Pnishi, Fussball. 2016: Sascha Rudi, Handball. 2017: Kevin Huser, Sportklettern. 2018: Roy Cipriano, Kickboxen. 2019: Andreas Döbeli, Schwingen. 2020: Keine Wahl wegen Corona. 2021: Joel Strebel, Schwingen.


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