Frauen-Regentschaft wieder vorbei

  11.01.2022 Region Unterfreiamt

Abgespeckte Version der Meitlitage in Fahrwangen und Meisterschwanden

Um nicht wieder ganz auf die Meitlitage verzichten zu müssen, haben sich die beiden Vorstände aus Fahrwangen und Meisterschwanden darauf geeinigt, wenigstens das Einund Austrommeln durchzuführen. So soll der schöne Brauch nicht in Vergessenheit geraten.

Nadine Lang

Zahlreiche Besucher haben sich trotz eisiger Kälte nicht davon abhalten lassen, dem Eintrommeln der Meitlitage auf den immer noch weihnachtlich dekorierten Dorfplätzen in Fahrwangen und Meisterschwanden beizuwohnen. Während die Tambourinnen mit ihren gekonnten Stücken dem Publikum einheizten, präsentierten sich die Meitlisonntagsfrauen in ihren eleganten schwarzen Roben und Hüten.

Frauen haben drei Tage lang das Sagen

«Mer wänd hälfe för Friede und Freiheit i eusere Heimat»: So lautet die Aufschrift auf der Fahne, die stolz von einem Vorstandsmitglied der Meitlisonntags-Vereinigung getragen wird. Der Brauch, der auf das erfolgreiche Eingreifen der Seetaler Frauen im Zweiten Villmergerkrieg von 1712 zurückgeht, wird bis heute in beiden Dörfern gehegt und gepflegt. Nach dem Komplettausfall im letzten Jahr freut sich Delphine Schmitt, Präsidentin des Vorstandes Meisterschwanden, umso mehr, dass heuer wenigstens das Ein- und Austrommeln durchgeführt werden kann.

«Wir wollen so ein Zeichen setzen, damit die Meitlitage nicht in Vergessenheit geraten.» In ihrer Rede an die Bevölkerung schwang aber auch Wehmut mit. «Natürlich wären wir heute Abend noch so gerne mit dem Grasbogen in den Restaurants auf Männerfang gegangen, hätten getanzt und gelacht. Das ist unter den momentanen Umständen aber leider nicht möglich.» Auch wenn dieses Jahr alles etwas anders ist, eines bleibt sich gleich: «Ab sofort übernehmen wir Frauen die Regentschaft für die nächsten drei Tage», verkündet die Präsidentin laut und deutlich. Unterstrichen wurde diese Aussage mit einem lauten Knall.

Tambourinnen fehlt Nachwuchs

Auf die physische Durchführung der beiden Generalversammlungen, den Kindertanz und auf den «Jux» vom Meitlisonntag, bei dem jeweils das Dorfgeschehen auf die Schippe genommen wird, musste aus bekannten Gründen verzichtet werden. «Wir haben lange gedacht, dass die Durchführung möglich sein würde. Es war alles organisiert: die grosse Halle, die Band, das Catering und die Helfer. Doch als die 2G-Regel kam, machte diese unsere Träume zunichte», verrät Delphine Schmitt. Um die Meitlisonntags-Tradition muss sie sich aber zum Glück keine Sorgen machen. «Der grosse Publikumsaufmarsch zeigt die Bedeutung dieses Anlasses für unsere beiden Gemeinden. Daher haben wir auch keine Nachwuchsprobleme», macht die 38-Jährige klar. «Wir haben sehr viele junge Frauen, die mitmachen, aber auch zahlreiche Neuzuzügerinnen, die sich für den Brauch interessieren.»

Anders sieht es bei den Tambourinnen aus. «Aktuell haben wir nur acht Mitglieder. Wir könnten also noch etwas Zuwachs gebrauchen», erklärt Marion Nafzger, Leiterin der Tambourinnen. Sie selbst ist schon seit über 30 Jahren mit dabei. «Ich habe mit dem Trommeln begonnen, damit ich nicht tanzen muss. Ich bin ein richtiger Tanzmuffel», gesteht die gebürtige Fahrwangerin. Gemeinsam geprobt wird das ganze Jahr über einmal die Woche. «Wie bei jedem Instrument muss auch hier regelmässig geübt und müssen zusätzlich alle Stücke auswendig gelernt werden. Erlernen kann das Trommeln aber jede Frau, die etwas Taktgefühl hat», versichert Nafzger. Zusammen mit den Meitlisonntagsfrauen haben die Tambourinnen auch schon einige auswärtige Auftritte absolviert. So waren sie beispielsweise an den Umzügen am Unspunnenfest, an der Olma und vor drei Jahren am Eidgenössischen Turnfest in Aarau anzutreffen.

Coronakonforme Eierzopfverteilet

Dass die Meitlisonntags-Anlässe derart gut besucht sind, war nicht immer so. «Weil immer mehr Leute auswärts arbeiten und deshalb am Meitlimontag nicht frei haben, nahmen immer weniger am Meitlisonntag und vor allem am Meitlimontag teil», erklärt die Meisterschwander Präsidentin. Aus diesem Grund haben die beiden Vorstände im Jahr 2015 entschieden, das Programm des Meitlimontags auf den Meitlisamstag zu verschieben. «Diese Änderung hat sich ausbezahlt.»

Am Sonntag endete die Regentschaft der Frauen traditionsgemäss mit dem Austrommeln und der Eierzopfverteilung. Dieser Anlass fand ausnahmsweise bereits am Nachmittag statt, ganz zur Freude der vielen kleinen Besucher, die schnell ihre Hände ausstreckten, um eines der frischen, selbst gebackenen Zöpfli zu erhalten. «Extra coronakonform einzeln verpackt», erklärt Corinne Amrein, Co-Präsidentin aus Fahrwangen, mit einem Lächeln im Gesicht. «Normalerweise handelt es sich um einen grossen Zopfring, der in Stücke geschnitten und verteilt wird. Als Zeichen für die Treue und Liebe zu unseren Männern.»

Genau wie ihre Kollegin aus Meisterschwanden zeigte auch sie sich erleichtert darüber, dass die Meitlitage in etwas reduzierter Form stattfinden konnten. «Es hat trotz allem ein paar schöne Begegnungen und Schwatze in gemütlicher Runde gegeben. Besonders toll ist, dass auf dieses wichtige Ritual nicht verzichtet werden musste.»

Beide Vorstände erhoffen sich, dass im nächsten und besonders im Umzugsjahr 2024 die Feierlichkeiten wieder traditionsgemäss durchgeführt werden können. Die Vorbereitungen dazu starten diesen Herbst.


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