Temporärer Traumjob

  10.12.2021 Region Oberfreiamt

Ein Bosmeler am Steuer des Zürcher «Märlitrams»

Seit 20Jahren ist der Boswiler Gregor Stocker bei den Zürcher Verkehrsbetrieben. Im Dezember steuert er das «Jelmoli-Märlitram».

Im Dezember lässt er seine blaue Uniform jeweils zu Hause. Sein Tenue hängt dann im Tramdepot der Zürcher Verkehrsbetriebe (VBZ). Ein rotes «Samichlaus-Kostüm» mit Pelerine und dicker Kordel. In dieser schicken Aufmachung, ergänzt mit Mütze und weissem Bart, steuert Gregor Stocker, dann kaum wiederzuerkennen, das «Jelmoli-Märlitram» durch die Innenstadt von Zürich.

Das nostalgische, weihnachtlich bemalte Fahrzeug ist im Dezember der Hingucker in der Metropole. Seit den 60er-Jahren rattert und quietscht es während der Adventszeit gemächlich durch die festlich beleuchteten Strassen. Die 20-minütige Fahrt startet am Bellevue und führt via Limmatquai und Central zur Bahnhofstrasse und wieder zurück zum Bellevue. Passagiere sind jeweils rund zwei Dutzend Kinder, die während der Fahrt den Weihnachtsgeschichten zweier Engel lauschen. Die Fahrt mit dem «Jelmoli-Märlitram» gehört für viele Kinder zum Advent wie die Weihnachtskugel zum Christbaum. «Ich freue mich immer wieder auf diese Tage und darauf, die leuchtenden Kinderaugen im Tram und die winkenden Leute zu sehen, wenn wir durch die reich geschmückte Bahnhofstrasse fahren», beschreibt Stocker seinen temporären Tra(u)m-Job. --red


Vom Metzger zum Trampiloten

Gregor Stocker ist Tramwagenführer des Zürcher «Märlitrams»

In der Adventszeit sitzt der Boswiler Gregor Stocker als Samichlaus verkleidet hinter dem Steuer des «Jelmoli-Märlitrams». Alle Jahre wieder ist das ein ganz besonderes Erlebnis für ihn.

Richard Gähwiler

Gregor Stocker begann seine berufliche Laufbahn als gelernter Metzger. Im Alter von 35 Jahren kam dann die Wende. «Nach einem Tipp eines Kollegen stellte ich die Weichen neu, im wahrsten Sinne des Wortes, und startete bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) eine neue Karriere als Tramwagenführer», sagt er. «In der Zwischenzeit bin ich jetzt seit 20 Jahren bei den VBZ», so Stocker weiter. Als langjähriger Mitarbeiter geniesst er das Privileg, neben dem üblichen Fahrdienst auch Extrafahrten mit Oldtimertrams durchzuführen. Dazu gehört in der Adventszeit auch das mit weihnachtlichen Sujets bemalte rote «Jelmoli-Märlitram». Mit diesem können Kinder auf einer 20-minütigen Rundfahrt durch die Strassen von Zürich fahren, während zwei weiss gekleidete und beflügelte Engel Weihnachtsgeschichten erzählen.

Leuchtende Kinderaugen in der Adventszeit

Der Start für die Mannschaft des Märlitrams ist im Depot der VBZ. Einkleiden von Samichlaus und Engeln, Bereitstellen der Unterlagen und letzte Vorbereitungen am Tram. «Ich freue mich immer wieder auf diese Tage und darauf die leuchtenden Kinderaugen im Tram und die winkenden Leute zu sehen, wenn wir durch die reich geschmückte Bahnhofstrasse fahren», beschreibt Stocker seinen temporären Tra(u)m-Job. «Das erfordert aber auch volle Aufmerksamkeit im hektischen Stadtverkehr», sagt er und startet das Märlitram mittels des antiquierten Fahrschalters.

Mit einer Geschwindigkeit zwischen Gehen und Velofahren fährt Samichlaus Stocker zur Haltestelle «Märlitram» am Bellevue. Dort warten bereits viele kleine Gäste mit ihren Eltern, die sich für eine Märlifahrt angemeldet haben. Für die Erwachsenen heisst es allerdings warten, bis ihre Sprösslinge von der 20-minütigen Rundfahrt zurückkommen. Grund ist das geltende Corona-Schutzkonzept.

Reise mit Engeln ins Märchenland

Nach dem tramtypischen Klingelzeichen startet Samichlaus Stocker das Gefährt und kurvt den Schienen folgend vom Bellevue via Limmatquai, Central und durch die Bahnhofstrasse. Während der Fahrt erzählen die Engel den kleinen Passagieren Weihnachtsgeschichten und singen mit ihnen Weihnachtslieder. So gibt es anschliessend den am Bellevueplatz wartenden Eltern viel zu erzählen. Dort stehen bereits weitere 25 Kids, gespannt, neugierig und aufgeregt, um ihre Fahrt antreten zu dürfen. Mögliche Ängste der Kleinsten werden durch die ruhigen Worte des Samichlaus und das Zureden älterer Geschwister besänftigt.

Entschleunigen auch für die Grossen

Kurz vor 19 Uhr dann die dreizehnte und zugleich letzte Fahrt an diesem Tag. Auch für diesen Kurs gibt es noch Passagiere. Jetzt bei Dunkelheit wirkt das weihnachtlich beleuchtete Märlitram noch festlicher als am Nachmittag. Bei dieser Atmosphäre ruht für einen Moment auch in der Bahnhofstrasse die Hektik der Heimkehrenden und Einkaufenden. «Manchmal fühle ich mich dann wie der Papst», meint Samichlaus Stocker verschmitzt, «wenn ich den Leuten mit ruhigen Gesten freundlich zuwinken kann.» Abschliessend gibt es für Samichlaus und Engel ein kurzes Debriefing und dann geht es wieder ins VBZ-Depot, in die «Garage». Trotz der gemütlichen Stimmung sind die Fahrten für den Mann ganz vorne im Tram eine Herausforderung: «Die Doppelfunktion als Samichlaus und zugleich Chauffeur ist im hektischen Zürich anstrengender, als man denken würde», so Stocker aufatmend. Schon ab Mittag des nächsten Tages gibt es für weitere Kinder ein spannendes, vorweihnachtliches Erlebnis mit ihrem Samichlaus und den Engeln.


Eine Fahrt im Märlitram

Das Märlitram fährt noch bis zum 24. Dezember durch die Zürcher Innenstadt. Mitfahren dürfen Kinder von vier bis zehn Jahren. Billett-Vorverkauf bei Jelmoli in Zürich oder unter Telefon 044 220 44 19. Weitere Informationen unter www.jelmoli.ch/maerlitram.


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