Hochspannung bei Ringern

  10.12.2021 Sport

Die RS Freiamt tritt zum Final-Rückkampf in Willisau an. Die Freiämter benötigen einen Sieg oder ein Unentschieden mit mehr Einzelsiegen, um den Showdown in dritten Finalkampf zu erzwingen. Ansonsten geht der Meistertitel wieder in die Innerschweiz. --jl


Die Rivalen sind sich ähnlich

Ringen, Nationalliga A: Die Jung-Präsidenten der Finalteilnehmer vor dem 2. Kampf in Willisau (Samstag, 19 Uhr)

Sven Hirschi ist 29 Jahre jung, Nicola Küng 32. Die Präsidenten der Willisau Lions und der Ringerstaffel Freiamt sprechen über die Rivalität der beiden Vereine und über ihre Hoffnungen vor dem zweiten Finalkampf.

Stefan Sprenger

Da ist ordentlich Zündstoff drin. Die Duelle zwischen Freiamt und Willisau sind richtig hitzige Geschichten, fast schon Derbys, ein absoluter Klassiker in der Ringerschweiz. So auch am letzten Samstag. 17:17 endet der Kampf. Willisau gewinnt aufgrund von mehr Einzelsiegen. «Das war heftig», sagt Willisau-Präsident Sven Hirschi, der seit einem Jahr das Oberhaupt des Vereins ist. «Wie so oft war das Duell auf Messers Schneide. Freiamt hat es selber aus den Händen gegeben und verspielt. Mit zwei 4:0-Siegen müsste man am Ende eigentlich jubeln können. Aber unsere Jungs haben starken Willen gezeigt und eine riesige Teamleistung abgerufen.» Freiamt-Präsident Nicola Küng sieht das ähnlich: «Ja, das hätten wir uns nicht mehr nehmen lassen dürfen. Aber jetzt ist es eben so, wir haben es abgehakt. Bei uns fehlte am Schluss die Ruhe und wir liessen uns provozieren.»

Beide haben Vorreiterrolle

Auf und neben der Matte geht es jeweils heftig ab bei den Kämpfen zwischen Freiamt und Willisau. Ob Zuschauer, Staff oder Ringer: Alle sind mit Herzblut und Leidenschaft dabei. Niemand will verlieren. Manchmal fallen auch Worte unter der Gürtellinie. «Ach, das war früher noch viel schlimmer», meint Küng. Und Hirschi fügt an: «Das gehört zu einer Rivalität dazu. Beide Lager haben Exponenten, die gerne einmal sticheln und überborden. Die Hauptsache ist, dass man nach dem Kampf miteinander ein Bier trinken und alles vergessen kann.»

Schliesslich ist diese Rivalität vor allem eines: positiv. «Sie pushen uns zu Höchstleistungen» – und das sagen beide Präsidenten unabhängig voneinander. Beide Vereine bestechen durch Professionalität, durch eine starke Nachwuchsförderung, durch Pflichtbewusstsein. In der Schweiz sind Willisau und Freiamt in einer Vorreiterrolle. «Wir wachsen gemeinsam. Willisau und Freiamt sind auch Vorbilder für andere Vereine», meint Hirschi und fügt an: «Wir müssen aber aufpassen, dass der Abstand zu den anderen Clubs nicht zu gross wird. Diese Lücke wird immer grösser.» Denn neben Kriessern und vielleicht noch Einsiedeln kann kein Verein mithalten mit den beiden Ligakönigen. «Dieses Jahr war extrem», sagt Küng und verweist auf die überdeutlichen Halbfinalduelle. Freiamt bezwingt Kriessern locker (24:12 und 28:8). Und Willisau fegt Einsiedeln zweimal aus der Halle (29:11 und 26:13). Küng relativiert: «Schattdorf hat viele junge Ringer, da kommt etwas nach.» Abgestiegen ist Hergiswil und mit Oberriet-Grabs (Nachbardorf von Kriessern) kommt ein vielversprechender Verein in die NLA.

«Es wird wieder eng»

Zurück zur Rivalität zwischen Freiamt und Willisau. Beide Präsidenten stehen seit Wochen in engem Kontakt. Hirschi sagt über Küng: «Ein guter Typ, wir verstehen uns bestens.» Und Küng sagt über Hirschi: «Das Verhältnis ist freundschaftlich und gut.» Friede, Freude, Ringerkuchen? Ja. Aber nur bis man auf den Final zu sprechen kommt. In der Willisauer BBZ-Halle dürfen über 1000 Leute hinein. Ausnahmebewilligung. «Alles ist offen. Wir werden alles geben für unseren 16. Meistertitel. Es wird wieder knapp werden», prophezeit Willisaus Hirschi. «Wir hoffen, dass das Wettkampfglück dieses Mal etwas mehr auf unserer Seite ist, und wir haben uns am Dienstag hingesetzt und besprochen, was wir besser machen werden. Wir müssen und werden dafür aber auch ein paar enge Duelle mehr für uns entscheiden», sagt Küng. Wenn Freiamt gewinnt, wäre der dritte und entscheidende Finalkampf in Muri. «Das wäre natürlich lässig. Um diesen Showdown zu erreichen, geben wir alles», sagt Küng. Übrigens: Nur bei einem erneuten Unentschieden (und mehr Einzelsiegen für Freiamt) wäre der dritte Final in Willisau.

Die Schlussworte gehören Freiamt-Präsident Nicola Küng: «Egal, wie der Final ausgeht: Das Wichtigste ist, man begegnet sich mit Anstand und Respekt. Zum Wohle des Ringsports. Und das war in der Vergangenheit immer der Fall. Wenn man sich dann noch solche atemberaubende Finals liefert, ist das umso besser.»


Der «böse» Ayshkanov

Besonders eine Personalie im Lager der Freiämter sorgt in Willisau für rote Köpfe. Sein Name: Magomed Ayshkanov. Beruf: Kampfmonster. In dieser Saison hat er es gemäss Willisau-Präsident Sven Hirschi «leicht übertrieben». An der Schweizer Meisterschaft verletzt sich Willisaus Leistungsträger Samuel Scherrer im Kampf gegen den gebürtigen Russen in Diensten der Ringerstaffel Freiamt. «Im Vorrundenkampf verletzte er dann Dominik Bossert», erzählt Hirschi. Und schliesslich war im ersten Finalkampf am Samstag Willisaus Olympionike Stefan Reichmuth dran. Mit einer cleveren und überraschenden Taktik nahm Ayshkanov den Willisauer in die Mangel – und liess ihn nicht mehr los. Die Ringrichter warteten unverständlich lange, bis Reichmuth erlöst wurde und Ayshkanov den 4:0-Sieg bejubeln konnte. Reichmuth wird im zweiten Kampf mit Verdacht auf Muskelbündelabriss fehlen. Die Luzerner müssen so den dritten Ausfall im Schwergewicht verkraften. Hirschi sagt diplomatisch: «Die Auftritte von Ayshkanov sind aus unserer Sicht schwierig und unglücklich. Wir nehmen es sportlich.» RS-Freiamt-Präsident Nicola Küng fühlt irgendwie mit: «Natürlich ist es nicht schön, wenn sich Ringer verletzen. Aber Magomed ist ein fairer Sportler und keine seiner Aktionen war regelwidrig oder unfair. Er hat im Final gezeigt, welch fantastische Technik er hat und dass er auf einem tollen Niveau ringt.» Übrigens: Die Freiämter Ringer können in Vollbesetzung antreten. --spr


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