Ein besonderes Jahr

  07.12.2021 Bremgarten

Besinnlicher Christchindli-Märt trotz Pandemie

Vier Tage lang zeigte sich Bremgarten in seinem speziellen Weihnachtsgewand und lockte Besucher und Marktfahrer aus allen Landesteilen an. Die Verantwortlichen sind zufrieden und erleichtert.

Marco Huwyler

Es ist ein ganz eigener Duft, der an den vier Tagen des ersten Dezember-Wochenendes in Bremgarten jeweils in der Luft liegt. Ein Gemisch aus Glühwein, Raclette, Lebkuchen, Tannenzweigen und vielerlei mehr. Für manch einen ist er unverkennbar. Der Duft des Christchindli-Märts. Trotz Maske dringt er schon von Weitem in jedermanns Nase und versetzt einen unweigerlich in festliche Weihnachtsstimmung.

«Ich habe das vermisst», sagt ein gut gelaunter Walter Friedli und nippt genüsslich an seinem Glühweinbecher.

Einzigartige Adventsatmosphäre

Es ist nach Wochen und Monaten des Bibbern und Bangens ein entspannter und gelöster Moment, den der Marktchef an diesem Sonntagabend sichtlich geniesst. «Ich bin sehr froh, wie gut es läuft und gelaufen ist.» Wüsste man es nicht besser, wähnte man sich in diesem Augenblick an einem ganz normalen Bremgarter Christchindli-Märt, der wie üblich die Massen mobilisiert und durch seine einzigartige Adventsatmosphäre gute Laune und Harmonie verbreitet.

Maskenpflicht akzeptiert

Das Städtli an der Reuss bietet wie gewohnt die perfekte Kulisse für ein richtig gelungenes Weihnachtsfest. Die Marktfahrer bieten unterschiedlichste Produkte an, die Märt-Beiz und viele Take-away-Stände verwöhnen kulinarisch, Künstler und Kulturschaffende sorgen für Abwechslung und der Samichlaus beglückt mit Schmutzli und Eseli viele kleine Kinder.

Bloss die Maske, die auf dem gesamten Marktgelände von den meisten pflichtbewusst getragen wird, lässt erahnen, dass man sich auf dem vorläufigen Höhepunkt einer Pandemie befindet und die Durchführung eines solchen Anlasses alles andere als selbstverständlich ist. Doch weil alle Schutzbestimmungen vorbildlich umgesetzt und befolgt werden, rückt Corona an diesem Wochenende in den Hintergrund und lässt die Anwesenden ihre Alltagssorgen vergessen. «Ich muss allen Beteiligten ein grosses Kompliment machen», sagt Friedli. «Die Eigenverantwortung der Besucher und der Einsatz der vielen Helfer und Marktfahrer waren top und haben einen reibungslosen und gelungenen Markt ermöglicht.»

Obwohl mit rund 50 000 Besuchern nur halb so viele wie in einem «normalen» Jahr anwesend waren, zieht man bei den Organisatoren ein positives Fazit. «Vom Aufmarsch her war es in etwa das, was wir erwartet haben», sagt Sabina Glarner, Präsidentin des Organisationskomitees. Aufgrund der Voraussetzungen und Coronarisiken ist man gar froh, dass Bremgarten an diesem Wochenende nicht überrannt wurde. «So gab es nirgends ein Gedränge und jeder konnte sich seine Freiräume nehmen», bilanziert Glarner.

Durchzogenes Wetter

Zu den vergleichsweise niedrigen Besucherzahlen hat neben Corona auch das Wetter beigetragen. Schon zur Markteröffnung am Donnerstag wurden die geladenen Gäste von einem kräftigen Regenschauer geduscht. Und abgesehen vom Freitag, an dem fast den ganzen Tag eitel Sonnenschein herrschte, ging es im gleichen wechselhaften Stil weiter. Besonders am Samstag herrschten äusserst garstige Verhältnisse, sodass manch einer froh um sein Zertifikat gewesen sein dürfte (seit dem Samstag galt in geschlossenen Räumen die 2G-Regel), dank dem er sich in einen gemütlichen Innenraum zurückziehen durfte. «Wir hatten aber noch Glück, dass der Wind in Bremgarten nicht so stark war wie andernorts», berichtet Glarner. So wurden Stände und daran Feilgebotenes vor Schäden verschont.

Premiere und Dernière

Überhaupt ist die Christchindli-Märt-Präsidentin froh, dass man auch keine anderen unliebsamen Zwischenfälle oder Unfälle verzeichnen musste. «Diesbezüglich war es ein sehr ruhiger Markt. Richtig besinnlich, wie es zum Advent passt.» Trotz verschärfter Coronamassnahmen zum Wochenende hin mussten von den zahlreichen Konzerten und Rahmenveranstaltungen während der vier Tage lediglich drei abgesagt werden. «Das ist nicht selbstverständlich unter diesen Bedingungen.» Deshalb ist Sabina Glarner unter dem Strich froh und glücklich, wie es gelaufen ist. Der diesjährige Christchindli-Märt war der erste unter ihrer Leitung. Aufgrund aller Unwägbarkeiten und sich ständig verändernder Rahmenbedingungen ein Einstand, wie er komplizierter kaum hätte sein können. «Aber wir haben es geschafft und sind trotz allem sehr froh, dass wir es gewagt haben.»

Letzter Christchindli-Märt für Walter Friedli

Dem stimmt auch Walter Friedli zu. Für den 68-Jährigen ist der Christchindli-Märt 2021 nämlich auch ein Abschied. Nach 35 Jahren als Verantwortlicher zieht er sich als Marktchef zurück. Das spezielle Kribbeln im Vorfeld und die stolze Erleichterung nach dem Bewältigen aller Herausforderungen werden ihm zwar fehlen, «aber selbstverständlich werde ich auch an künftigen Märkten gerne als Gast anwesend sein und den neuen Organisatoren mit Rat zur Seite stehen, wenn sie ihn benötigen», sagt er. In diesem Sinne sei es kein wirklicher Abschied.

Und doch wird ihm die diesjährige Ausgabe des Christchindli-Märts in spezieller und positiver Erinnerung bleiben. «Was für ein Jahr. Im Moment bin ich einfach nur glücklich, dass ich nicht mit einer Absage abtreten musste.»


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