Wenn der Trainer es «geil» findet

  03.11.2021 Sport

Fussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – SV Höngg 4:0 (2:0)

Der FC Wohlen hat im Spitzenkampf alles im Griff. Vorne wirblig, hinten sattelfest. Die beiden Doppeltorschützen Luigj Milicaj und Luiyi Lugo schiessen den FC Wohlen auf den Thron der Liga.

Stefan Sprenger

Mit faszinierender Leichtigkeit schiesst sich der FC Wohlen an die Spitze der 1. Liga classic. «Doch es war harte Arbeit», sagt Trainer Ryszard Komornicki. Müsste er seinem Team eine Note geben, dann wäre es eine 5. «Das war schon nahe dran an dem, was ich sehen möchte. Aber wir können es noch besser.» Der FCW legt eine nahezu perfekte Leistung auf den holprigen Niedermatten-Rasen.

Als Spitzenkampf wurde die Partie gegen Höngg gehandelt. Doch es war eine einseitige Sache mit optimalem Spielverlauf für den FC Wohlen. 24. Minute: Nach einem Eckball nickt Luiyi Lugo ein. 1:0. Kurz vor der Halbzeit versenkt Luigj Milicaj einen Strafstoss (nach Foul an Esat Balaj). 2:0. In der 67. Minute folgt die Entscheidung und ein gutes Beispiel, wie einfach Fussball sein kann. Der unermüdliche Milicaj passt auf den omnipräsenten Davide Giampà. Milicaj rennt in die Tiefe und schreit: «Jetzt Giampi, jetzt.» Der Pass kommt perfekt in seinen Lauf. Milicaj ist dann vor dem Tor eiskalt. 3:0. In der 84. Minute trifft auch Lugo noch ein zweites Mal zum 4:0-Endstand.

Doppeltorschütze Milicaj meint: «Wir hatten das Spiel eigentlich die ganze Zeit im Griff und spielten teilweise super Fussball. Der Wille und die Laufbereitschaft von uns waren stark.» Ganz vieles passte am vergangenen Samstagnachmittag im Stadion Niedermatten. Der SV Höngg hatte nur eine nennenswerte Torchance gleich nach Wiederanpfiff.

Giampà herausragend

Dies lag am fahrigen Auftritt der Zürcher, aber besonders an der sattelfesten Defensive des FC Wohlen. Von Goalie Loïc Jacot bis zu Sturmspitze Luiyi Lugo wurde vorbildlich verteidigt. Und so hatte Höngg trotz spielerischer Qualität kaum eine Chance auf ein Durchkommen. Dazu sagt Trainer Komornicki: «In der Abwehr leidenschaftlich, solidarisch und kämpferisch. Im Angriff zielstrebig und konsequent. Das Ergebnis war ein klarer 4:0-Sieg.» Auch wenn man es kaum glaubt, aber Ryszard Komornicki wirkt sehr zufrieden mit der Mannschaft. «Gratulation an das Team. Klasse gemacht. So macht es einfach Spass. Um es in der Jugendsprache auszudrücken: Das war einfach geil.»

Herausheben aus dem starken Kollektiv der Wohler kann man kaum einen Spieler. Und trotzdem: Immer, wenn Davide Giampà die Kugel hatte, wurde es brandgefährlich. Seine Distanzschüsse sind eine Wucht. Seine Präsenz in der Offensive enorm wertvoll. Natürlich, auch die Doppeltorschützen Lugo und Milicaj verdienen sich Bestnoten. In der Abwehr zeigt jeder Spieler eine tadellose Leistung – insbesondere Alban Pnishi (siehe Artikel unten). Der FC Wohlen hat diesen Spitzenkampf souverän und humorlos für sich entschieden. Und das Ganze ohne Schwächephase. «Es hat einfach alles gepasst. Spitzenspiele liegen uns», sagt FCW-Mittelfeldmotor Esat Balaj.

Spitzenspiel, Spitzenleistung

Nach Bassecourt (3:0) und den Grasshoppers II (5:2) gewinnen die Freiämter auch diesen Spitzenkampf gegen Höngg. «Ich hoffe, das Team hat jetzt gemerkt und die Botschaft verstanden: Wir müssen mit Solidarität und Kampf Tore verhindern, das ist genauso wichtig wie ein Tor schiessen. Wenn wir in Zukunft weiterhin so auftreten, dann wird es jeder Gegner schwer haben gegen uns», meint Trainer Komornicki. Die Richtung stimmt bei den Wohlern. Auch Verwaltungsratspräsident André Richner ist zufrieden: «Wenn wir jetzt noch beständiger werden, dann kommt das gut.»

Für den FC Wohlen bleibt zu hoffen, dass dieses Mal nicht das passiert, was in Vergangenheit sonst immer nach Spitzenspielen passierte. Nach dem überzeugenden Sieg gegen Bassecourt folgten die zwei Pleiten gegen Köniz (3:4) und Solothurn (0:1). Und nach dem 5:2-Erfolg gegen die Grasshoppers folgte ein mageres und glückliches 0:0 gegen Kosova. Am nächsten Sonntag (14 Uhr) geht es zum FC Luzern II. Leider – so muss man für die Wohler sagen – wird es kein Spitzenspiel sein. Die Luzerner liegen nur auf dem 7. Tabellenrang.


Endlich ist er zurück

FCW-Captain Alban Pnishi überzeugt mit enormer Präsenz

Einen Spieler darf man nach dem 4:0-Erfolg gegen Höngg besonders erwähnen: Captain und Abwehrboss Alban Pnishi. Nach dem Startspiel gegen Zug (Ende August, 3:0-Sieg) verletzte sich der 31-Jährige. Als er eigentlich wieder fit war, setzte ihn Corona für zwei Wochen ausser Gefecht.

Komornicki: «Ich bin froh»

Gegen Kosova kam er zu einem Teileinsatz und nun gab er sein Comeback in der Startelf. Auf der Sechserposition erfüllt er eine unauffällige, aber enorm wichtige Rolle. «Bedenkt man seine lange Abwesenheit, dann hat er seinen Job enorm stark gemacht», lobt ihn Trainer Ryszard Komornicki. «Er ist wichtig für das Team und auch für mich als Trainer.» Mit seiner Erfahrung aus der Super League bei GC, der Kosovo-Nationalmannschaft und der höchsten Liga in Israel ist Alban Pnishi für den FC Wohlen Gold wert. «Er bringt Ruhe und Stabilität in die Mannschaft. Ich bin sehr froh, ist er wieder da», sagt Komornicki.

«Ich kann mich an keine Torchance erinnern»

Alban Pnishi ist einfach nur happy, wieder Fussball spielen zu können. «Es war ein schönes Gefühl wieder auf dem Platz zu stehen und dem Team wieder zu helfen», sagt der Bremgarter. Nach der langen Verletzungszeit von zwei Monaten sei er noch nicht ganz fit. Da braucht es wohl noch einige Trainings. Aber trotzdem waren seine Präsenz und seine Ruhe im Spiel des FC Wohlen zu spüren. «Auf der Sechserposition vor der Abwehr fühle ich mich auch wohl. Es ging ganz gut», meint Alban Pnishi.

Man habe gegen Höngg das umgesetzt, was der Trainer wollte. «Nämlich das Spiel in die Hand nehmen und zeigen, wer Chef auf dem Platz ist. Wir haben gut umgeschaltet, haben uns starke Torchancen kreiert und schöne Tore gemacht», so Pnishi, der anfügt: «In der Abwehr war es top. Ich kann mich an keine Torchancen von Höngg erinnern.»

Pnishis Comeback gibt dem FC Wohlen viel Hoffnung auf die nötige Beständigkeit. Und sogar seine Auswechslung ist erwähnenswert. In der 85. Minute geht er vom Feld und wird von Ronny Minkwitz ersetzt. Die Verletzung des Kreativkopfs ist auskuriert und der Deutsche wieder fit. Ebenfalls ein wichtiger Leistungsträger, der wieder dabei ist.

Nach dem 4:0-Sieg im Spitzenspiel herrscht beim FC Wohlen positive Aufbruchsstimmung. Erst recht mit den zurückgekehrten Spielern Alban Pnishi und Ronny Minkwitz. --spr


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