Markt der Vielfalt mit Rekordzahlen

  26.10.2021 Bremgarten

Das traumhafte Herbstwetter und der einzigartige Marktmix sorgten am Markt der Vielfalt in Bremgarten für Superlative. Sämtliche Bedenken, dass die Maskenpflicht und das verschärftere Schutzkonzept zu schlechteren Zahlen führen würden, erwiesen sich als unbegründet. Marktchef Walder Friedli schätzt, dass am Samstag und Sonntag gegen 30 000 Menschen vor Ort waren. Entsprechend gut war die Stimmung, bei Besuchern und Marktfahrern. --red


Ein fast perfektes Wochenende

Der Markt der Vielfalt lockte Tausende Besucher ins Städtli

Tolle Stimmung, Besucher und Marktfahrer aus der ganzen Schweiz und durchgehend eitel Sonnenschein: Der Markt der Vielfalt war ein voller Erfolg und liess einen trotz Schutzmassnahmen die Coronapandemie fast vergessen.

Walter Friedli hat ein Ritual. Vor einem Marktwochenende spendet er dem Nepomuk auf der Reussbrücke jeweils einen Fünfliber. «Man sagt, dass man dann einen Wunsch frei hat», schmunzelt der Marktchef. Und Friedli wünscht sich stets dasselbe. Schönes Wetter und einen unfallfreien Markt.

Selten war dieses Geld so gut angelegt wie vor dem diesjährigen Markt der Vielfalt. Pünktlich zu den jeweiligen Öffnungszeiten – wie bestellt eben – machte der Nebel sowohl am Samstag als auch am Sonntag Platz für die Sonne und schuf damit die perfekten Rahmenbedingungen für den vielfältigsten Markt der Schweiz.

Jahrmarktliebhaber, Gourmets, Schnäppchenjäger, Museumsbesucher, Nostalgiker und Mittelalterfans – sie alle kamen an diesem Wochenende in Bremgarten voll auf ihre Kosten. Wohin man auch blickte, waren staunende und fröhliche Augen auszumachen, welche die vielen verschiedenen Sinneseindrücke, Attraktionen und Marktfahrerkünste auf sich wirken liessen und ihren Aufenthalt im Städtli sichtlich genossen.

Highlight historisches Handwerk

Eine besondere Faszination für Klein und Gross übten auch dieses Jahr wieder die historischen Handwerker aus, die ihre beeindruckenden Künste aus einer vergangen geglaubten Zeit ausführten. Korbf lechter, Schmid, Gerber, Schneider, Färber, Ritter, Spielleute, Weber, Spinner und viele mehr verwandelten die oberen Gässchen Bremgartens in ein pulsierendes mittelalterliches Städtchen. Aufgrund des diesjährigen Spezialthemas «Druck und Schrift» wurde darüber hinaus eine Marktzeitung feilgeboten, die im Zeughaussaal hergestellt wurde, wie es einst vor Hunderten von Jahren üblich war.

Erfolgreich unters Volk gebracht wurde die am Wochenende insgesamt sechsmal aktualisierte Zeitung von marktschreienden Schulkindern unter lauten «Extrablatt, Extrablatt!»-Rufen. «Die 250 Exemplare der Zeitung wurden allesamt verkauft», berichtet Susanna Vanek vom OK des historischen Handwerkes. «Die Aktion war ein voller Erfolg und kam super an. Wenn wir schneller hätten produzieren können, hätten wir noch viel mehr verkaufen können», berichtet die Journalistin, die für den Inhalt des Extrablattes zuständig war.

Doch um den Erlös, der vollumfänglich der Klassenkasse der kleinen Verkäufer zugute kommt, ging es selbstverständlich nicht. «Wie auch im restlichen historischen Handwerkermarkt ging es darum, die Besucher etwas Mechanisches unmittelbar erleben zu lassen und die schönen und faszinierenden Bräuche und Berufe der Vergangenheit wieder lebendig zu machen.» Dies gelang trotz der coronabedingten Auflagen hervorragend. «Die Stimmung war gelöst, fröhlich und friedlich. Wir hätten es uns nicht schöner wünschen können», bilanziert Vanek. Die Erwartungen seien bei Weitem übertroffen worden.

Fehlendes Dufterlebnis

Die Befürchtungen, dass ein historischer Markt mit Maske nicht authentisch ist und deshalb nicht funktioniert, haben sich nicht bewahrheitet. Zwar war es durchaus schade, dass gerade die vielen speziellen Gerüche von exotischem Essen, Holz, Metall, Farben, Gerbemittel, Feuer usw. nicht vollumfänglich zu den zahlreichen Riechkolben vordrangen. Und auch visuell mag die Maske nicht so ganz zu einer Zeitreise passen. Aber andererseits waren Pandemien im Mittelalter ja keineswegs ein Fremdwort und unsere pestgeplagten Vorfahren wären wohl froh gewesen um solch effiziente Mund- und Nasenbedecker. Wie dem auch sei – die überwältigende Mehrheit hielt sich ans Schutzkonzept und liess sich davon die Laune nicht verderben, sodass der historische Handwerkermarkt auch heuer wieder ein aussergewöhnliches Erlebnis und ein voller Erfolg war.

Keine unliebsamen Zwischenfälle

Selbiges durfte auch ein erschöpfter, aber hochzufriedener Walter Friedli am Sonntagabend auch für den Rest des Marktes konstatieren. Auch Brocante, Neuwarenmarkt, Mittelaltermarkt und Tretauto-Plausch sorgten alle für zufriedene Gesichter unter den Besuchern und Marktfahrern. Reklamationen aufgrund der Schutzauflagen gab es kaum. «Nur zwei von dreitausend autofahrenden Besuchern sind aufgrund der Maskenpflicht wieder umgekehrt. Damit kann ich leben», lacht der Marktchef. Auch sonst gab es keine nennenswerten Zwischenfälle. Der Markt verlief friedlich und unfallfrei. Und dass mit insgesamt bis zu 30 000 Besuchern ausgerechnet dieses Jahr ein neuer Rekord erreicht wurde, hätte sich Friedli im Vorfeld nicht einmal erträumen können.

Alles richtig gemacht

Überhaupt waren die Voraussetzungen zum Träumen kaum gegeben für den Marktchef in den letzten Tagen. «Ich hatte einige Nächte mit wenig oder gar keinem Schlaf», berichtet der 67-Jährige. «Es beschlichen mich immer wieder Zweifel, ob wir alles richtig gemacht und entschieden hatten und ob der Markt der Vielfalt unter diesen Bedingungen durchführbar ist.» Im Nachhinein haben er und die restlichen Veranstalter alles richtig gemacht. Auch wenn sie es ein kleines bisschen auch dem guten Nepomuk zu verdanken haben. --huy


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