«Weiter auf unserem Weg»

  28.09.2021 Bremgarten

Stadtratswahlen: Alle fünf Bisherigen im Amt bestätigt

Glück, Zufriedenheit, aber auch Trauer und Frustration. Die Ergebnisse des Wahlsonntags sorgten für unterschiedliche Emotionen. Die Sieger geben sich erleichtert.

Um 15.15 Uhr wurde selbst Raymond Tellenbach ein bisschen nervös. Er, der schon so viele Schlachten geschlagen hatte und der glaubte, dass ihn kaum noch etwas aus dem Konzept bringen könnte. Aber so lange hatte man in Bremgarten schon seit Ewigkeiten nicht mehr auf die Wahlresultate warten müssen. Und so begann der Stadtammann im Raum herumzutigern und seine Gedanken kreisen zu lassen. Ging es enger zu und her als erhofft? Musste er vielleicht tatsächlich um seine Wiederwahl zittern?

Die Zweifel waren letztlich unbegründet. Kurze Zeit später lagen die Resultate vor. Und sie bestätigten Raymond Tellenbach im Amt – genauso wie seine vier anderen bisherigen Mitstreiter. Die Bremgarter Bevölkerung schenkt ihrer Regierung weiterhin Vertrauen und setzt mit ihrer Wahl auf Kontinuität.

Spagat für den Stadtammann
«Das zeigt, dass unser Kurs im Städtli auf Akzeptanz stösst», sagt ein insgesamt zufriedener Tellenbach, als er beim Apéro endlich auf seine Wiederwahl anstossen kann. «Für unsere aufgegleisten Projekte – insbesondere die BNO-Revision – ist es wichtig, dass wir den eingeschlagenen Weg fortführen können.» Als FDPler hätte sich Tellenbach zwar durchaus eine bürgerliche Stimme mehr im Stadtrat vorstellen können. Seine Partei hatte Claudio Müller unterstützt, der letztlich chancenlos geblieben war. Deshalb war Tellenbachs Freude über die Wiederwahl nicht gänzlich ungetrübt. Zumal er hinter Doris Stöckli, Claudia Bamert und Daniel Sommerhalder nur das viertbeste Resultat erzielt hatte. «Das kratzt heute vielleicht noch ein bisschen am Ego, aber morgen ist das bereits wieder vergessen», beschwichtigt der neue, alte Stadtammann jedoch. Mehr Kopfzerbrechen bereite ihm der Umstand, dass der Spagat zwischen Parteilinie und Stadtrats-Kurs mit der heutigen Wahl nicht kleiner geworden sei. «Doch das werde ich schon hinkriegen.» Einem, der nun sein 15. Amtsjahr in Angriff nehmen darf, ist dies durchaus zuzutrauen.

Bremgartens Liebling
Eine, die fast ebenso viel Regierungserfahrung mitbringt, ist Doris Stöckli. Die 63-Jährige sagt, sie habe sich deshalb im Vorfeld der Wahl gut überlegt, ob sie wirklich nochmals habe antreten wollen. «Doch letztlich habe ich mit voller Überzeugung zugesagt. Die Stadt und meine angefangenen Projekte sind mir nach wie vor sehr wichtig.» Die parteilose Stöckli ist sowas wie Bremgartens Liebling.

Bereits vor vier Jahren hatte die Frau Vizeammann am meisten Stimmen aller Kandidierenden erhalten. Und auch heuer überragte sie mit einem Glanzresultat alle anderen. «Das ist wirklich sehr, sehr schön», strahlt Stöckli. «Ich fühle mich wie getragen von unseren Einwohnern.» Dass sie als Hermetschwilerin nicht nur von ihrem Ortsteil, sondern auch im Städtli dermassen breite Unterstützung geniesst, sei alles andere als selbstverständlich. «Und es schürt auch Erwartungen. Ich werde alles dafür geben, dass ich diese auch in der kommenden Amtsperiode erfüllen kann.» Sie sei froh, dass die konstruktive Arbeit im bisherigen Gremium weitergeführt werden könne. «Es ist wirklich so: Wenn wir untereinander diskutieren, spüren wir das Parteibüchlein nie. Wir suchen gemeinsam nach guten Lösungen.» Und genau so solle Politik doch sein.

Dreifach-Wahl und Bestätigung
Daniel Sommerhalder (SP) und Claudia Bamert (Läbigs Bremgarte) feiern ihre Wiederwahl an diesem Nachmittag gemeinsam. Die beiden strahlen um die Wette – und sie haben auch allen Grund dazu. Mit dem zweiten respektive dritten Platz schaffen beide linken Kandidaten die Wiederwahl problemlos. Insbesondere Bamert scheint nach bloss drei Monaten im Amt schon sehr beliebt und etabliert im Städtli – nur Stöckli erhielt noch mehr Stimmen. «Das liegt daran, dass ich als Ortsbürgerin und Ur-Bremgarterin sehr gut vernetzt bin – aber auch daran, dass ich noch nichts falsch machen konnte», lacht Bamert. Zudem habe sie mit nunmehr drei Wahlgängen dieses Jahr Erfahrung im Wahlkampf. «Die Leute wissen langsam, wie man meinen Namen schreibt.»

Neben ihr nickt Daniel Sommerhalder. «Ich hoffe, dass sie jetzt vier Jahre lang ein wenig Ruhe hat.» Im Gegensatz zu Bamert geht der 42-Jährige nun bereits in seine dritte Amtsperiode. «Das zeigt, dass ich in den letzten Jahren einiges richtig gemacht habe und die Leute meine Arbeit schätzen.» Er sei froh, dass nun in Ruhe und in gleicher Besetzung weitergearbeitet werden könne. «Und dennoch war es wichtig, dass Bremgarten eine echte Auswahl hatte. So können wir uns wirklich bestätigt fühlen.» Er sei schon ein wenig nervös gewesen und habe Respekt vor der Wahl gehabt. «Ich habe gebibbert, bis endlich der weisse Rauch aufstieg», lacht er. «Umso grösser sind jetzt die Freude und Erleichterung.»

«Es hat ja gereicht»
Würde es Zwischenstände und Hochrechnungen geben bei Kommunalwahlen, dann hätte auch Theo Rau einigen Grund zum Zittern gehabt. Mit 176 Stimmen Vorsprung auf Sandro Schmid gelang dem Mitte-Kandidaten die Wahl als Fünftplatzierter relativ knapp. «Ich habe dies so erwartet. Ich bin nun mal der gesichtsloseste Stadtrat Bremgartens», lächelt ein stoischer Rau während des Wahlapéros seiner Partei. Profilierung liege ihm nun mal nicht, meint der 65-Jährige schonungslos ehrlich. Er sei ein stiller Arbeiter, der nicht gerne im Rampenlicht stehe. «Deshalb habe ich auch kaum Wahlkampf betrieben. Ich sagte mir: Wenn es reicht, dann ist gut, und sonst hat es halt nicht mehr sollen sein.» Dennoch sei er letztlich am Wahltag nervöser gewesen als erwartet. «Das zeigt, dass mir das Amt schon sehr am Herzen liegt.» Rau ist froh, dass der bewährte Stadtrat seine Arbeit fortführen kann – und dass es letztlich auch für ihn zu einer neuen Amtszeit reichte. --huy

 


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