Der alte Glanz ist zurück

  24.09.2021 Muri

Die Arbeiten beim «Caspar» gehen voran – das «Ochsen»-Wirtshausschild hängt wieder

Es lag beschädigt und in Einzelteilen in seiner Werkstatt in Bünzen. Nun konnte Kunstschlosser Werner Villiger das «Ochsen»-Wirtshausschild wieder montieren.

Annemarie Keusch

John Rusterholz zückt sein Handy. Der Moment, wenn das Wirtshausschild wieder an die «Ochsen»-Fassade gehängt wird, will der «Caspar»-Direktor natürlich festhalten. «Wunderschön», sagt er mehrmals, filmt und fotograaert.

Nicht nur Rusterholz ist stolz, auch Werner Villiger ist die Genugtuung anzumerken. Er hat gesehen, in welch schlechtem Zustand das Wirtshausschild war, als es in seine Werkstatt kam. Starke Kontaktkorrosion musste er feststellen, als er das Schild in seine 70 Einzelteile zerlegte. Mittlerweile sind diese Einzelteile restauriert und wieder zu einem Ganzen zusammengebaut. 120 Arbeitsstunden nahm es total in Anspruch, das Schild aus der Zeit um 1760 wieder auf Vordermann zu bringen. Die Farbfassung inklusive Blattgold führte der Murianer Michael Kaufmann aus. Seit letzter Woche hängt es wieder, strahlt und leuchtet.

Erste Eröffnung im November
Dass das Wirtshausschild wieder hängt, ist ein Indikator dafür: Es geht vorwärts mit den Bauarbeiten im «Ochsen». Auch im Saal, im Haus Wolf und im «Adler» gehen die Arbeiten planmässig voran. Die Vorfreude bei John Rusterholz ist gross. «Diese drei Häuser zu vereinen, das wird eine schöne Aufgabe», sagt der Direktor des Drei-Häuser-Hotels «Caspar». Im November sollen die Türen des «Ochsen» und des «Wolfs» offen sein. Der «Adler» folgt im Februar. Ein Rundgang zeigt: es ist noch einiges zu tun.


Herzblut in allen drei Häusern

Die Arbeiten am Drei-Häuser-Hotel «Caspar» laufen planmässig – bald eröffnet der «Ochsen»

«Ochsen», «Wolf» und «Adler» bilden zusammen «Caspar». Drei Häuser, ein Dach, das ist das Konzept. Hoteldirektor John Rusterholz ist die Vorfreude auf die Eröffnung beim Gang durch die drei Häuser anzumerken. «Das wird eine tolle Sache», sagt er.

Annemarie Keusch

Immer wieder greift John Rusterholz zum Handy. «Eine Küche von unten habe ich jetzt auch noch nie gesehen», kommentiert er im «Adler», wo gerade die Kochinsel des Restaurants geliefert wird. Rusterholz fotografiert. Im «Ochsen» wird das Parkett verlegt. Rusterholz staunt. Und fotografiert. Im Untergeschoss sind zwei Arbeiter daran, die Kühlanlage des Weinkellers zu installieren. «Wahnsinn.» Rusterholz bezeichnet es als eine von vielen Attraktionen, die das «Caspar» künftig zu bieten habe. «Gerade für Apéros im kleinen Rahmen ist das perfekt.» Er malt sich schon ganz viele Situationen aus – wie es denn sein wird, mit den Gästen.

Rusterholz ist seit Frühling ganz nah beim Projekt dabei. «Ich bin jeden Tag hier», sagt er. Gekannt habe er Muri vor seiner Bewerbung als Hoteldirektor kaum. «Ich hatte keine Verbindung, ausser dass meine Oma in Merenschwand lebte und meine Uroma am Schluss ihres Lebens in der Pflegi in Muri», sagt er. Nach Muri kam Rusterholz, «weil hier alles vereint ist, was ich liebe». Er spricht die historische Komponente der Gebäude an. «Diesen wieder zu neuem Glanz zu verhelfen, das fasziniert mich.» Er spricht aber auch die gute Gastronomie an, die es ihm angetan habe. «Und der Saal», schwärmt Rusterholz. Er habe schon an vielen Orten gearbeitet, einen derart schönen Saal habe er noch nirgends gesehen.

Provisorium, bis beide Restaurants offen sind

Ins Schwärmen gerät John Rusterholz immer wieder. Seine Vorfreude ist spürbar. «Hier, wo früher die ‹Adler›-Bar war, gibt es neu eine Lounge. Gleichzeitig ist es die Hotelrezeption», zeigt er. «Und ein stilisiertes Caspar-Wolf-Bild ziert die Wand.» Sitzend können die Besucher in eine von Wolfs Alpenlandschaften eintauchen. Im Obergeschoss wurden im Laufe der Bauarbeiten alte Wandund Deckenmalereien gefunden. «Die bleiben», sagt Rusterholz. «Historisches Zimmer» heisst dieser Teil, der bald auch gebucht werden kann. 21Zimmer entstehen im «Adler», im Erdgeschoss ein Restaurant «mit Murianer Küche». «Ein Dorfrestaurant», beschreibt Rusterholz. Eines, das in Sachen Menügestaltung die drei Themen Kloster, Alpen und das ländlich geprägte Freiamt aufnimmt. Im Februar werden die Türen des «Adlers» offen sein.

Ein anderes Konzept gibts im «Ochsen». «Das ist unumgänglich. Sonst würden sich die zwei Restaurants die Gäste selber wegnehmen», betont der Direktor. Im «Ochsen» steht gastronomisch das Feuer im Zentrum. «Es ist gehobenere Küche. Hier wird geschmort, grilliert oder in der Glut gegart», erklärt Rusterholz. Im Obergeschoss gehören zwei kleine Säle zum Angebot, für Seminare, Sitzungen oder Versammlungen. Vier Duplex-Zimmer sind ebenfalls im Haus untergebracht. Auch äusserlich hat sich der «Ochsen» verändert. Die Fassade ist neu. «Zurück zum Original», sagt Rusterholz, «ohne Vorbau.» Bis im Februar beide Restaurants offen sind, gibt es im «Ochsen» ein spezielles Übergangsangebot – ein Mix aus den beiden Konzepten.

Saal als Herzstück

Im Haus «Wolf», dem einstigen Geburtshaus des Alpenmalers Caspar Wolf, entstehen 25 Hotelzimmer, samt Hochzeitssuite. Noch ist der Eichenparkettboden abgedeckt, noch sind nicht alle Installationen gemacht, die Möblierung fehlt. «Ja, es gibt noch einiges zu tun, aber wir sind sehr zufrieden, wie es läuft», sagt Rusterholz. Einer Eröffnung des «Wolfs» und des «Ochsens» im November stehe nichts im Wege. «Wir spüren zwar die Folgen der Pandemie und den weltweiten Materialengpass, aber wir kommen gut vorwärts», betont der Hoteldirektor.

Das Herzstück des «Caspar» bildet der neue Saal. Er verbindet den «Ochsen» und den «Wolf» miteinander. Kaum ist man eingetreten, richtet sich der Blick an die Decke. Über 21 000 dreidimensionale Eichenholzteile zieren diese. «Eine ganz besondere Atmosphäre», sagt John Rusterholz. Auch wenn der Saal noch nicht fertig ist und viel Material der Handwerker noch da ist, lässt sich diese besondere Atmosphäre erahnen. Mit Theaterbestuhlung finden 144 Leute im neuen Saal Platz, bei einem Bankett 120 Leute.

Vorhänge und Geschirr auswählen

Bis zur ersten Eröffnung im November bleibt noch viel zu tun, auch für John Rusterholz. In den Zimmern fehlen Möbel, Vorhänge, auch die Fernseher sind noch nicht montiert. Das Geschirr, die Bettwäsche – alles. «Wir arbeiten hart darauf hin, im November eröffnen zu können», sagt Rusterholz. Und das Team versuche, an alles zu denken. «Wir werden dann schnell merken, was noch fehlt», sagt Rusterholz und lacht.


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