Wenig Einbussen, viel Rückhalt

  24.09.2021 Wirtschaft

Umfrage bei den Freiämter Sportvereinen zum Thema «Sponsoring in Zeiten von Corona»

Die Coronakrise stellte alle vor grosse Herausforderungen. Nicht nur die Privatwirtschaft hat gelitten, sondern auch die Sportvereine. Wie ergeht es den Freiämter Vereinen während dieser aussergewöhnlichen Zeit? Eine Umfrage zeigt, dass man die Auswirkungen der Coronakrise spürt, aber alle Vereine auf finanziell stabilen Beinen stehen.

Einer der grössten Fussballclubs des Kantons Aargau, der FC Wohlen, kommt mit einem blauen Auge durch die Coronakrise. «Wir hatten Glück, dass uns die meisten Sponsoren den Rücken gestärkt haben. Wir konnten sogar noch zusätzliche Sponsoren generieren. Bei den Donatoren des FC Wohlen haben wir jedoch leider den einen oder anderen Abgang verzeichnen müssen», sagt André Richner, Verwaltungsratspräsident des FC Wohlen.

FC Wohlen mit straffem Kostenmanagement

Die weggefallenen Einnahmen (beispielsweise durch die ausgebliebenen Heimspiele) konnte der FCW «ziemlich genau kompensieren», wie Richner sagt. Trotzdem sei das Jahr aufgrund der Coronakrise in nanzieller Hinsicht nicht einfach gewesen. Muss der FC Wohlen in Zukunft den Gürtel enger schnallen? Richner sagt: «Wir müssen alles daran setzen, dass wir das Budget halten können. Wir haben die letzten drei Jahre bereits ein sehr straffes Kostenmanagement und diese Ausgaben sind im Einklang mit den Ansprüchen, welche der FCW auch für die Zukunft hat.»

FC Muri kann «schwer abschätzen»

Der FC Muri spürte auch die Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise aufgrund von Corona. «Wir hatten einen Sponsor in Aussicht, der nachher leider in Konkurs gegangen ist. Zudem hat ein Co-Sponsor sein Engagement drastisch reduziert und der eine oder andere kleinere Sponsor ist abgesprungen», erklärt Michael Stadelmann, Präsident vom FC Muri. «Wir mussten also schon Einbussen in Kauf nehmen.» Es gab aber auch einzelne grosszügige Sponsoren, die in dieser Phase ihr Engagement erhöht haben. «Sonst würde es wohl relativ schwer werden, auch weil wir keinerlei Events durchführen konnten», erklärt Stadelmann weiter. Der FC Muri wird nun versuchen, das Vereinsbudget auf dem gleichen Level zu halten. «Was genau die mittelfristigen Auswirkungen dieser Pandemie sind, können wir alle aber nur schwer beurteilen.»

FC Mutschellen: «Stabile Situation»

Der FC Mutschellen hat Sponsoren, die abgesprungen sind. «Nicht, weil sie in Konkurs gegangen sind, aber weil sie aufgrund der Unsicherheiten im Rahmen von Corona auf Nummer sicher gehen und zuerst solche Ausgaben reduzieren wollten», erklärt FCM-Präsident Pietro Bascio. Dafür habe man absolut Verständnis «und wir hoffen natürlich, die Sponsoren wieder an Bord holen zu können, wenn die ganze Situation für sie klarer ist». Der FC Mutschellen hat sich in den vergangenen Monaten im Bereich Sponsoring neu aufgestellt. Neue Sponsoren konnten dazugewonnen werden. «Deshalb war es möglich, dass wir diese wegfallenden Einnahmen gut kompensieren konnten», so Bascio weiter. Der Zukunft blickt der FC-Mutschellen-Präsident positiv entgegen: «Beim FC Mutschellen verdienen – im Gegensatz zu anderen Vereinen – die Spieler kein Geld. Aus diesem Grund haben wir vergleichsweise tiefe Fixkosten. Auch variable Einnahmen fallen bei uns nicht ins Gewicht, da beispielsweise das Clubhaus extern betrieben wird. Aus diesem Grund war unsere finanzielle Situation auch seit Corona äusserst stabil.»

Die Handballer spüren wenig

Beim TV Muri Handball sind keine Auffälligkeiten bezüglich der Sponsoren und der Coronakrise erkennbar. «Unsere grösseren Sponsoren halten uns auch für die neue Saison die Treue», sagt Präsident Christoph Allemann. «Dank grossem Engagement unserer Sponsoring-Verantwortlichen können wir die Sponsorenerträge mehr oder weniger gleich halten, das heisst, dass wir abgehende Sponsoren mit neuen kompensieren können.» Er hofft für die Zukunft, dass sich die Situation normalisiert und die langjährigen Sponsoren gehalten werden können. «Und somit auch unser Angebot für die Mitglieder aufrechterhalten werden kann.»

Pitsch Müller, Präsident vom Handballclub Mutschellen, spricht von einer «sehr gesunden Sponsorenstruktur». Während der Krise stand man mit ihnen immer im Dialog. Der HC Mutschellen muss auch in Zukunft keine kleineren Brötchen backen. «Wir verfolgen weiterhin unsere Ziele und haben in der Krise die Zeit genutzt, um unser Sponsoring vollständig zu überarbeiten, damit wir dieses ausbauen können.»

Martin Laubacher, Präsident von Handball Wohlen, erzählt, dass nur zwei Sponsoren während der Coronakrise abgesprungen sind. «Vereinzelt kam es auch zu Beitragsreduktionen», so Laubacher. Mit dem Goodwill von anderen Sponsoren und Freunden des Vereins oder beispielsweise der Bon-Aktion durch Migros-Einkäufe konnten die weggefallenen Einnahmen aufgefangen werden. Zur Zukunft meint Laubacher: «Es sieht gut aus. Wir sind stabil und haben langfristige Zusagen.»

Ringern fehlen Einnahmen der Heimkämpfe

Wie sieht es bei der Ringerstaffel Freiamt aus? Präsident Nicola Küng sagt, dass nur wenig Einnahmen weggebrochen sind. Weiter führt er aus: «Die meisten Sponsorenbeiträge sind gleich geblieben. Bei den Restaurants und ein, zwei anderen Sponsoren, die unter den Pandemiemassnahmen besonders gelitten haben, sind wir von uns aus entgegengekommen. Ihnen haben wir die Inserate in der Ringerzeitung teilweise geschenkt. Aber das war freiwillig. Die Sponsoren unterstützen uns weiterhin, worüber wir sehr froh sind.»

Was die Ringerstaffel bedeutend stärker spürt, sind die fehlenden Einnahmen von den Heimkämpfen. «Die Eintritte und die Einnahmen durch die Festwirtschaft an den Heimkämpfen fehlten.» Diese Verluste konnte man nicht auffangen. Lachend erzählt Küng: «Dafür konnten wir die eine oder andere Schutzmaske mit dem RS-Freiamt-Logo verkaufen.» Ein Blick in die Zukunft fällt Nicola Küng schwer. «Wir wissen, dass das Jahr 2021 schwierig wird. Was nächstes Jahr ist, weiss niemand. Der Verein ist gut aufgestellt.» Mit dem Ringerfinal 2019 und der Ringernacht im selben Jahr konnte man viel einnehmen, was geholfen hat, das Coronajahr 2020 abzufedern. «Klar ist aber, auch wenn wir aktuell gut aufgestellt sind: Drei Jahre wie 2020 könnten wir uns nicht leisten.»

Andere Probleme

Ein Fazit: Die finanzielle Situation der meisten Sportvereine hat unter der Coronakrise gelitten – aber nicht sonderlich stark. Alle angefragten Freiämter Vereine stehen auf gesunden Beinen. Was viel mehr für Kopfzerbrechen sorgt bei einigen Vereinen, ist die Situation rund um Fussballplatz- oder Hallenkapazitäten. Da sind einige Vereine am Anschlag und müssen organisatorische Höchstleistungen erbringen, um allen Teams von jung bis alt den Trainings- und Spielbetrieb zu ermöglichen. --jl/spr


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