Handlungsbedarf sehen alle

  31.08.2021 Muri

Der Wahlkampf in Muri ist lanciert: Die Kandidaten bringen ihre Themen aufs Parkett

wächst. Das bringt Herausforderungen mit sich. Die sechs Gemeinderatskandidatinnen und -kandidaten sagen, wo sie den grössten politischen Handlungsbedarf sehen.

Annemarie Keusch

Vier wollen weiterhin Einsitz nehmen im Murianer Gemeinderat, zwei wollen ab kommendem Jahr neu dazugehören. Fünf Parteien schicken ihre Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen. Und diese wissen, dass der Gemeinde Muri diverse Herausforderungen bevorstehen. Gemeindepräsident Budmiger sieht es als besonders wichtig, «dass die Bevölkerung Vertrauen in die Behörden und die Verwaltung hat. Dafür müssen wir sorgfältiger planen, klarer kommunizieren und Projekte erfolgreich umsetzen.» Resultate brauche es insbesondere beim Bahnhof und beim Langsamverkehr.

Von Quantität zu Qualität

Dass sich die Einwohner wohlfühlen und sich mit dem Dorf identifizieren, ist auch der Vizepräsidentin Milly Stöckli wichtig. «Viele Projekte, die anstehen, haben unweigerlich Auswirkungen auf den Verkehr und die sozialen Strukturen», sagt sie.

Gemeinderat Daniel Räber findet es wichtig, dass bei der Festlegung der Legislaturziele raumplanerischen, gesellschaftlichen und gesundheitlichen Aspekten genug Platz eingeräumt wird. «Dann sind Prioritäten klar festzulegen. Und schliesslich sollen Gemeinderat und Verwaltung vor allem umsetzen, umsetzen.»

Als hohe Priorität sieht es Gemeinderat Beat Küng, das Wachstum noch mehr von Quantität zu Qualität zu lenken, «damit Muri auch für kommende Generationen lebenswert bleibt». Auch die beiden neuen Kandidaten wissen, wo sie als Gemeinderätin oder Gemeinderat den dringendsten Handlungsbedarf sehen. Carolynn Handschin-Tanner nennt die Priorisierung und zeitnahe Ausführung der anstehenden Projekte. «Durch eine genaue Analyse und mit Einbezug aller Beteiligten sollte eine ganzheitliche und sinnvolle Umsetzung der Projekte kostenbewusst angestrebt werden.»

Martin Arnold zählt verschiedene Themen auf, etwa die Sportstättenplanung oder die neue Struktur der Schule. Er betont aber: «Den grössten Handlungsbedarf sehe ich im Steuern der Bevölkerungsentwicklung und dabei insbesondere im Umgang mit dem Verkehrsaufkommen.» Gerade zum Thema Verkehr beziehen alle Kandidierenden Stellung.


«Mehr aufs Auto verzichten»

Die sechs Kandidierenden für die fünf Sitze im Murianer Gemeinderat sprechen über ihre Motivation und ihre Fähigkeiten

Vier Bisherige, zwei Neue – die Ausgangslage für die Gesamterneuerungswahlen in Muri ist spannend. Alle Kandidierenden antworten auf die gleichen Fragen und sagen, wo sie den Hebel ansetzen wollen.

Was ist Ihre Motivation, die nächsten vier Jahre im Gemeinderat mitzuarbeiten?

Hans-Peter Budmiger, GLP, Unternehmer, 45-jährig, bisher.

Es ist toll, wenn man mitgestalten kann, wenn man Verantwortung tragen darf und viele spannende und interessante Menschen treffen kann. Ich bin voller Energie, zusammen mit verändertem Team, die Gemeinde vorwärtszubringen.

Milly Stöckli, SVP, Bäuerin und Unternehmerin, 59-jährig, bisher.

Mein Ressort Tiefbau und Verkehr gefällt mir sehr gut und ich arbeite gerne an meinen Projekten weiter. Da ich schon seit ein paar Jahren im Gemeinderats-Gremium mitarbeiten darf, kenne ich die Abläufe und kann mich an den richtigen Stellen pointiert einsetzen.

Beat Küng, Grüne, Landwirt, 47-jährig, bisher.

Meine «Mission» im Gemeinderat ist noch nicht beendet: In den ersten vier Jahren konnte ich sehr viel lernen und einiges bewirken. In den kommenden vier Jahren will ich dieses Verhältnis noch verbessern: viel bewirken, einiges lernen und mich auf strategische Arbeit fokussieren.

Daniel Räber, Die Mitte, Betriebsökonom, 59-jährig, bisher.

Sie ist gleich wie bei der Wahl vor zwei Jahren: Muris Zukunft mitzugestalten, ist eine sinn- und anspruchsvolle Aufgabe, die mich reizt. Nach intensiver Einarbeitungsphase bin ich im Amt angekommen, habe meine Dossiers im Griff und kann vermehrt Wirkung entfalten – sofern mir die Bevölkerung weiterhin das Vertrauen schenkt.

Carolynn Handschin, Die Mitte, Fachlehrerin textiles, technisches Werken und bildnerisches Gestalten, 45-jährig, neu.

Als ehemaliges Mitglied der Schulpflege Muri kenne ich die politischen Abläufe und Aufgaben der Gemeinde gut. Durch die Zusammenarbeit mit den Gemeinderäten und den Geschäftsführern konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln, die mich motivieren, aktiv an der zukünftigen Gestaltung unseres Dorfes mitzuwirken.

Martin Arnold, FDP, Elektroingenieur, 48-jährig, neu.

Ich würde mich gerne im Gemeinderat einbringen, da ich der Ansicht bin, dass in einem so wunderschönen Land wie der Schweiz jeder auch seinen Teil für die Allgemeinheit beisteuern sollte. Der eine macht das in einem Verein, der andere bei sozialen Projekten und ich habe das Gefühl, dass ich in der Exekutive den grössten Effekt erzielen könnte. Meine Erfahrung nach 10 Jahren Schulpflege stimmt mich optimistisch, dass ich einen Mehrwert erzielen könnte.

Welche Ziele verfolgen Sie als Gemeinderätin oder Gemeinderat?

Hans-Peter Budmiger

Muri soll weiterhin ein attraktiver und sicherer Ort für alle Lebenslagen, für jedes Alter sein. Die Menschen sollen hier gerne wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Das Thema Freizeit in unserer Region wird in Zukunft sicher noch wichtiger werden.

Milly Stöckli

Mein Ziel ist es, zusammen mit dem Gemeinderats-Gremium Lösungen zu erarbeiten. Immer im Hinblick darauf, dass es den Anliegen der breiten Bevölkerung entspricht.

Beat Küng

Ich erneuere mein Wahlversprechen: «Ich setze mich immer für die beste machbare Lösung ein.» Die angefangenen Projekte will ich erfolgreich zu Ende führen. Vieles läuft schon gut, oft heisst das Ziel: Bestehendes würdigen und pflegen, zum Beispiel die vielen Vereine und das enorme Engagement der Murianer Bevölkerung.

Daniel Räber

Muri braucht eine eigene Energiestrategie. Zudem muss die Übernahme der Aufgaben der Schulpflege durch den Gemeinderat gut gelingen. Der Zusammenhalt zwischen den Murianern über Generationen und Kulturen hinweg ist gezielt zu fördern. Und dringende Themen der Gesundheitsvorsorge gehören in die Legislaturziele 2022-2025.

Carolynn Handschin

Ich werde mich einsetzen, Muri als Zentrumsgemeinde zu stärken. Dazu gehören zum Beispiel der reibungslose Übergang des neuen Führungssystems der Schule durch Transparenz der Aufgaben und Pflichten aller Beteiligten, die Erhaltung der kulturellen und sportlichen Vielfalt für alle Gesellschaftsgruppen wie auch ein sinnvoller und ganzheitlicher Ausbau der Verkehrs- und Raumplanung.

Martin Arnold

Es geht mir nicht um persönliche Ziele, sollte ich in den Gemeinderat gewählt werden. Ich würde versuchen, mich in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen und die Probleme und Herausforderungen optimistisch und mit viel Engagement anzugehen, die dann auf mich zukommen würden. Wenn ich damit einen kleinen Beitrag leisten kann, die Gemeinde in eine positive Richtung weiterzuentwickeln, sind meine Ziele in höchstem Mass erreicht.

Mit welchen Eigenschaften bringen Sie die Gemeinde Muri weiter?

Hans-Peter Budmiger

Ich kann gut Brücken bauen, gehe gerne auf die unterschiedlichsten Menschen zu und versuche, meine Gegenüber zu verstehen. Ich bin ein Teamplayer mit einer hohen Lernbereitschaft und behalte die Übersicht, auch in hektischen und herausfordernden Momenten.

Milly Stöckli

Ich scheue keine Diskussionen und bin offen für neue Ansichten und praktikable Lösungen. Mein Netzwerk, das ich während der Zeit als Grossrätin aufgebaut habe, kommt mir auch heute noch in meiner politischen Tätigkeit zugute.

Beat Küng

Komplexe Zusammenhänge kann ich schnell erfassen und diese verständlich erklären. Zuhören und Integrieren verschiedener Standpunkte machen meine Entscheidungsgeschwindigkeit nicht schneller, aber wohlüberlegte Entscheide wirken nachhaltig. Als Teamworker leiste ich meinen Beitrag und übernehme Verantwortung, auch wenn nicht alles nach meinem Wunsch läuft.

Daniel Räber

Ich behalte das grosse Ganze im Auge, schaue voraus sowie über Gemeindegrenzen hinweg und denke langfristig. Ich bin verbindlich, handle lösungsorientiert und verfolge vereinbarte Ziele hartnäckig. Ich kann gut Brücken schlagen und unterschiedliche Sichtweisen unter einen Hut bringen.

Carolynn Handschin

Müsste ich mich mit einem Motto beschreiben, wäre es «Taten sagen mehr als Worte». Doch darüber hinaus bin ich eine sehr offene, einfühlsame und humorvolle Person, die zuhören kann und bestrebt ist, optimale Lösungen zu finden.

Martin Arnold

Einerseits arbeite ich gerne mit Menschen aus den verschiedensten Bereichen zusammen. Komplexe Projekte können nur noch mit vielfältigen Kompetenzen erreicht werden. Diese in einem Team zusammenzubringen und Lösungen zu erarbeiten, ist für mich eine grosse Befriedigung. Andererseits sehe ich eine meiner Stärken darin, etwas wirklich umzusetzen. Ich bin nicht der Theoretiker, der nur Konzepte und Ideen auf Papier bringt, ich brenne darauf, mit einer gewissen Risikobereitschaft an die Umsetzung zu gehen und die Dinge zu realisieren.

Die Verkehrsführung ist ein stetes Thema in Muri – wo sehen Sie Lösungsansätze?

Hans-Peter Budmiger

Leider haben wir nicht DIE Lösung. Es ist wichtig, dass die Hauptverkehrsachsen die Dorfteile so wenig trennen wie möglich. Attraktive Langsamverkehrswege und attraktive Querungen sind wichtig. Trotzdem müssen wir uns in Muri langfristig einig werden, wie wir Autos aus dem Zentrum wegbringen.

Milly Stöckli

Es ist mir ein Anliegen, dass wir für alle Verkehrsteilnehmer Lösungen suchen, damit sie sich im Strassenverkehr sicher fühlen. Dazu benötigt es eine Entflechtung des Langsamverkehrs und des motorisierten Individualverkehrs. Geleitete Velorouten innerorts wären dazu ein möglicher Ansatz, gut ausgebaute Strassennetze ein weiterer.

Beat Küng

Jeder, der im Stau steht, kann Teil der Lösung werden. Bei der Förderung des Velo- und Fussverkehrs besteht noch Potenzial. Dieses auszuschöpfen, ist eine langfristige Aufgabe: strategische Grundlagen schaffen, dranbleiben und sich bietende Chancen nutzen.

Daniel Räber

Keine Verkehrsplanung ohne Raumplanung: Wir müssen räumlich neu denken, aktuell im Areal Bahnhof-Brühl, in den Bachmatten oder an der Marktstrasse. Den Velo- und Fussgängerverkehr auf der Nord-Süd-Achse entlang dem Bahngeleise zu planen, finde ich richtig. Auf der West-Ost-Achse muss er weg vom Kreisel. Vor allem aber sollten wir Murianer im Innerorts-Verkehr noch mehr aufs Auto verzichten.

Carolynn Handschin

Mittelfristig ist eine Umfahrung oder Teilumfahrung für den Durchgangsverkehr anzustreben. Kurzfristig ist mit anderen Massnahmen, etwa dem Ausbau und der Sicherung der Fussgänger- und Fahrradwege, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und die Belastung erträglicher zu machen.

Martin Arnold

Es wäre unseriös, ohne Dossierkenntnisse spezifische Lösungsansätze zu nennen. Das Thema ist allerdings in der Zwischenzeit so wichtig, dass hier dringend Lösungen erarbeitet werden müssen. Ich weiss, dass das schwierig ist, da der Kanton in die Planung miteinzubeziehen ist, aber die Situation erfordert ein dringendes Handeln. Vom Ansatz her gilt es, das Verkehrsauf kommen generell zu analysieren, um dann eine Gesamtlösung zu erarbeiten. Nur einzeln, an gewissen Punkten, ein wenig Abhilfe zu schaffen, ist bestimmt nicht der richtige Ansatz. --ake


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