Vom Kloster zur Pflegeinstitution

  27.08.2021 Region Unterfreiamt

Neueröffnung Museum Gnadenthal diesen Sonntag, 29. August, von 10 bis 17 Uhr

Ein historisches Juwel in der Region zeigt sich in einem neuen Kleid. Facettenreich wird die bewegte Geschichte des Ortes erzählt: in einem Kurzfilm, auf einem Audiospaziergang, in szenischen Rundgängen und neu gestalteten Museumsräumen.

«Wir sind stolz darauf, dass wir ein weiteres wertvolles Puzzleteil zum schönen Gesamtbild des Reussparks anfügen dürfen», verkündet Kurt Notter, Präsident ad interim des Vereins Gnadenthal, anlässlich des Eröffnungsaktes den geladenen Gästen. Unter ihnen ist auch Regierungsrat Jean-Pierre Gallati, Vorsteher Departement Gesundheit und Soziales, der an diesem Abend seinen 55. Geburtstag feiert. In seiner Grussbotschaft dankt er dem Verein und den Verantwortlichen, dass sie sich an diese grosse Aufgabe der Aufarbeitung und Neugestaltung gewagt haben. «Vereine haben eine wichtige Rolle in der Schweiz. Sie engagieren sich für Gesellschaft und Kultur. Das ist soziales Kapital.» Auch ist Gallati überzeugt, dass das neue Konzept die Attraktivität dieses Kulturdenkmals und beliebten Ausflugsorts noch weiter steigern wird. «Hier wird Kultur, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, auf einfache, verständliche Art vermittelt.»

Zur Neugestaltung kam es, weil das seit 1981 bestehende Museum nicht mehr den denkmalpflegerischen Vorgaben entsprach und die Inhalte nicht mehr zeitgemäss präsentiert werden konnten. Aus diesen Gründen hat der Verein Gnadenthal beschlossen, die Kloster- und Pflegegeschichte aufzuarbeiten und dem bestehenden Museum ein neues Gesicht zu geben. «Wir waren uns immer bewusst, dass sich ein wertvolles geschichtliches Erbe mit einer sehr langen und wechselhaften Geschichte in unserem Portefeuille befindet. In den Archiven lagerten viele Schätze, die nur darauf warteten, ans Tageslicht gebracht zu werden», erzählt Kurt Notter. Dabei durfte der Verein auf viel materielle, finanzielle und fachliche Unterstützung zählen.

Vom Gnödeli zum heutigen Reusspark

«Wenn man die Geschichte des Klosters Gnadenthal betrachtet, so wird einem sehr schnell klar, dass man hier, zumindest was Pflege anbelangt, auf eine sehr lange Geschichte zurückblicken kann», erklärt Alexandra Heilbronner, Direktorin des Reussparks. 1894 hatten drei Männer den Mut, aus dem Kloster eine Pflegeanstalt zu machen. Betrieben wurde diese von den Ingenbohl-Schwestern, die schon an mehreren Orten in der Pflege tätig waren und Heime wie auch Schulen führten. «Trotzdem hatte das Gnödeli in den 50er-Jahren nicht immer den besten Ruf», erzählt sie weiter. Es fehlte vor allem an genügend Pflegepersonal. Auf 40 Pfleglinge (wie man sie damals nannte) gab es nur eine Pflegende. Aus diesem Grund wurde 1961 die «Hilfspflegerinnenschule Gnadenthal» gegründet. «Der Reusspark war also schon früh Pionier in der Ausbildung von Pflegepersonal», sagt die Direktorin stolz und fügt an: «Und aus dem ehemaligen Aufbewahrungsort von Pflegebedürftigen ist heute ein hoch spezialisiertes Kompetenzzentrum in Sachen Langzeitpflege entstanden.»

Das neue Museum Gnadenthal bringt den Besucherinnen und Besuchern diese hundertjährige Pflegegeschichte sowie die bewegte Vergangenheit des Klosters näher. «Ein kurzer, einfach verständlicher Einführungsfilm im ehemaligen Entenhaus gibt einen ersten Einblick in diesen geschichtsträchtigen Ort», weiss Cynthia Luginbühl, Kulturbeauftragte des Reussparks. «Danach bietet sich der Audiospaziergang auf dem Klosterareal an.» An sechs Stationen warten spannende Geschichten von Frauen, die die Vergangenheit vom Gnadenthal geprägt haben. Der Museumsraum im ehemaligen Refektorium (Speisesaal) zeigt die Schätze des Klosters. «Die dort ausgestellten Originalobjekte erzählen vom streng geregelten Alltag der Nonnen», erklärt Luginbühl. Im Rahmen von Museumsführungen und szenischen Rundgängen sowie am Eröffnungstag erhalten Interessierte Zutritt zum Dachstock des Klosters. Dort trifft man auf ein rekonstruiertes Pflegezimmer sowie zahlreiche Objekte des damaligen Pflegebetriebes. --nl

Nach dem Eröffnungstag ist das Museum Gnadenthal jeweils an einem Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr geöffnet.


Das Programm

Sonntag: 10 bis 11 Uhr: Gottesdienst, 11.30 bis 12.30 Uhr: öffentliche Museumsführung, 13.30 bis 14.30 Uhr: szenischer Rundgang, 15 bis 15.45 Uhr: Konzert von «Romanesca» (barocke Musik), 16 Uhr: szenischer Rundgang sowie ganztags historische Darsteller. Verpflegungsmöglichkeit am Grillstand.


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