Staunen und verstehen

  17.08.2021 Region Oberfreiamt

Waldumgang in Aristau

Über 50 interessierte Teilnehmer liessen sich auf einem Rundgang über die Themen Hirsche im Reusstal, Wald Vordere Erle, Käferholzplatz und Borkenkäfer informieren.

Was wird aus dem Sturmholz? Warum vermehren sich Borkenkäfer so rasant? Oder wie verbreitet sich der Rothirsch in der Region? Antworten auf solche und weitere Fragen erhielten die Aristauerinnen und Aristauer am Freitag auf dem Waldumgang. Oliver Eichenberger, Förster des Forstbetriebs Region Muri, und sein Team liessen die Rundgangteilnehmer in ihre Arbeit blicken. Insbesondere wurden die Herausforderungen, mit denen der Forstbetrieb zu kämpfen hat, unter die Lupe genommen. Auch die Jagdgesellschaft Reusstal war mit von der Partie und übernahm den Teil über den Rothirsch. Somit bot der Waldumgang ein vielfältiges Programm. Gestartet wurde der informative und gesellige Abend in der Reussebene auf dem Schürmatthof. Wo nach eineinhalbstündigem Rundgang auch das Ziel war und Speis und Trank auf die Teilnehmer wartete. --sab


Die Kämpfe des Waldes

Spannender Aristauer Waldumgang zu den Themen Borkenkäfer, Käferholzlagerplatz, Wald Vorder Erle und Hirsche

Rund um den Schürmatthof in Birri gab es für die Aristauerinnen und Aristauer an vier Posten viel Wissenswertes zu entdecken. Förster Oliver Eichenberger und sein Team zeigten auf, mit welchen Herausforderungen der Wald zu kämpfen hat.

Sabrina Salm

«Was? Dieser Kleine macht es uns so schwer?», bemerkt ein Aristauer, als er einen Borkenkäfer von nah betrachtet. Andi Budliger, der seit 37 Jahren im Forstbetrieb Region Muri tätig ist, nickt und erklärt: «Das Gefährliche an diesen Käfern ist, dass sie sich explosionsartig vermehren, wenn alles zusammenpasst.» Ideale Voraussetzung für dieses Szenario ist zum Beispiel, wenn nach einem Sturm eine längere Warmwetterperiode folgt. Die Region des Forstbetriebs Muri sei in den letzten Jahren stark betroffen gewesen. «In diesem Jahr war es bisher noch nicht so schlimm, da das Wetter lange nass und kühl war. Doch leider hat sich das wieder geändert und wir haben wieder einen Befall.» Wie könne man ihn bekämpfen, wollen die interessierten Waldumgangsbesucher wissen. «Damit sie natürliche Feinde haben, ist es wichtig, dass das Ökosystem funktioniert.» Befallene Bäume gelte es so schnell wie möglich zu finden und zu entfernen. «Die Kontrolle ist sehr wichtig, obwohl der Aufwand enorm ist», sagt Andi Budliger.

Idealer Zwischenlagerplatz

Wie Revierförster Oliver Eichenberger den Aristauern bei einem weiteren Posten erklärte, hat sich das Team des Forstbetriebs Region Muri entschlossen, dem Borkenkäfer den Kampf anzusagen und befallene Bäume schnellstmöglich zu entfernen. Das Holz hat einen Minderwert, da es nach Borkenkäferbefall die Blaufäule bekommt. Trotzdem versucht das Forstteam, dieses Holz zu verkaufen. Am liebsten würde man die befallenen Fichten gleich ins Sägewerk bringen, doch diese sind meist überfüllt. «Deshalb war es für uns wichtig, einen geeigneten Zwischenlagerplatz zu haben. Diesen haben wir jetzt hier in Birri gefunden», so Oliver Eichenberger. Der Waldteil Vorder Erle gehört den Aristauer Ortsbürgern und erfülle viele Vorteile. Vor allem Sturm- und Schneedruckbäume aus dem ganzen Gebiet des Forstbetriebs Region Muri lagern hier. Von ungefähr 3000Kubikmetern Holz seit Mitte April liegen hier bislang noch 2300 Kubikmeter. Oliver Eichenberger, der seinen ersten Waldumgang in Aristau führt, ist überzeugt, dass es in 20Jahren keine Fichten mehr in unserem Gebiet gibt. Das Klima mache dem Baum immer mehr zu schaffen. «Mit unseren Massnahmen wollen wir jedoch das Verschwinden verzögern.»

Eine weitere Herausforderung, mit der der Wald in der Region zu kämpfen hat, ist der Einzug der Rothirsche. Das Rotwild sei Fluch und Segen gleichzeitig, stellt André Konrad von der Jagdgesellschaft Reusstal an diesem Posten fest. «Rothirsche machen viel Schaden. Sie schälen die Bäume, sodass diese danach kaputt sind.» In Aristau wurden bereits einzelne Rothirsche gesichtet. «Im Freiamt bilden sich nun allmählich Gruppen.»

Informationen aus erster Hand

Die Förster verdeutlichen den Aristauern, wie ihre Arbeit ist. «Oft werden die geplanten Arbeiten wegen Ausserordentlichem über den Haufen geworfen», lacht Marco Schriber. In den letzten Jahren eben vermehrt wegen dem Borkenkäfer oder Sturmschäden. Bei seinem Posten vermittelte Marco Schriber, wie die Kostenschätzung für einen Holzschlag an einer Kantonsstrasse erstellt wird. Mit einem Formular, das erst seit zwei Jahren existiert und allen Forstbetrieben im Kanton die gleiche Grundlage bietet, wird die Kostenschätzung vorgenommen. Der Wald Vorder Erle gleich an der Hauptstrasse Birri Richtung Ottenbach dient Schriber als Beispiel. «Hier müssten wir schon lange einige Bäume aus Sicherheitsgründen fällen. Wir hoffen, wir können hier bald beginnen.»

Nach dem eineinhalbstündigen Rundgang gibt es für die Beteiligten viel zu reden. Zeit dafür konnte man sich auf dem Schürmatthof nehmen, auf dem sich die Aristauer auch verköstigen konnten. «Schön, haben wir Informationen aus erster Hand erfahren. So können wir die Zusammenhänge viel besser verstehen», meint einer der Teilnehmer.


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